LVR-FreilichtmuseumAnnette Meylahn und Museumsbäuerinnen über kreative Nachhaltigkeit
Mechernich-Kommern – Rund 8700 Naturschutzgebiete gibt es in Deutschland. Sie erstrecken sich über fast 1,4 Millionen Hektar. Eine Zahl, die auf den ersten Blick groß erscheint, aber dennoch nur etwa 4,1 Prozent der Gesamtfläche der Bundesrepublik ausmacht. In der Summe ergeben alle Privatgärten sogar mehr Fläche als sämtliche Schutzgebiete.
Da ist es kaum verwunderlich, dass sich ein Schwerpunkt des Naturschutzes verstärkt auf dieses bislang häufig ungenutzte Potenzial bezieht. Beim Aktionstag „Nachhaltig gärtnern“ konnten sich die Besucher des Kommerner LVR-Freilichtmuseums über die Möglichkeiten des kreativen Umweltschutzes informieren.
Vom Wermutkraut, das die Fett- und Eiweißverdauung verbessert, bis hin zum Fruchtmispelstrauch, der selbst im Winter wichtige Vitamine liefern kann, riefen Annette Meylahn und die Museumsbäuerinnen nützliche Eigenschaften von Pflanzen und Kräutern in Erinnerung.
Viele Verwendungsmöglichkeiten
„Seitdem wir uns daran gewöhnt haben, zu jeder Jahreszeit im Supermarkt alles kaufen zu können, ist vieles davon in Vergessenheit geraten“, so Meylahn. Wildpflanzen wie etwa der „Gute Heinrich“ seien mittlerweile fast völlig aus den Gärten verschwunden. „Da sich die Pflanze besonders an schattigen Plätzen und sogar in Misthaufen wohlfühlt, wurde er in den meisten Fällen einfach kaputtgepflegt.“ Dabei sei er durch seine an Spinat erinnernden Blätter nicht nur schmackhaft, sondern könne dank seines hohen Eisen- und Vitamin-C-Gehalts auch als Heilpflanze eingesetzt werden.
Doch damit endeten die Verwendungsmöglichkeiten der Kräuter und Pflanzen, von denen viele auch auf dem Balkon ausreichend Platz finden könnten, noch lange nicht.
Antibakterielle Wirkung
„Wenn der Nachwuchs sich beim Spielen einmal das Knie aufgeschlagen hat, empfehle ich Ringelblumensalbe“, berichtete Museumsmitarbeiterin Hildegard Wolfgarten: „Sie hat eine antibakterielle Wirkung und schützt sogar vor Sonnenbrand.“ Sobald die Schmerzen durch die Salbe gestillt sind, können die frischen Blüten zudem als Salat zur Stärkung für das nächste Abenteuer herhalten.
Zur Herstellung von Dünger für die Garten- und Zimmerpflanzen hatte Sarah-Marie Hartmann von der Biostation Düren während des Aktionstages nützliche Tipps: „Der Einsatz von Kompost-Würmern erleichtert das Gärtnern ohne Torf, fördert den Stoffkreislauf und hilft bei der Abfallverwertung.“ Nach der Zersetzung des Komposts können die Ausscheidungen der Würmer direkt als Dünger verwendet werden.
Zur Haltung genüge eine einfache Plastikkiste, so Hartmann: „Selbst in einer Studentenbude kann ein einfacher Bierkasten ausreichen.“
Dass der Naturschutz im eigenen Garten nicht nur Experten vorbehalten ist, berichtete Besucherin Ursula Rehfeld, deren bereits verstorbene Tochter sich immer für die Umwelt eingesetzt habe. „Für ihre Beerdigung hatte sie sich gewünscht, dass jeder eine Handvoll Pflanzensamen mit nach Hause nimmt und im Garten verstreut.“
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Dies halte nicht nur die Erinnerung an einen geliebten Menschen am Leben, sondern fördere auch die Artenvielfalt direkt vor der Haustür, sagte sie.