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Rotkreuzler halfen beim PutzenStolpersteine halten in Kommern Erinnerung an NS-Zeit wach

Lesezeit 3 Minuten
Gruppenbild mit den Mitgliedern des DRK-Ortsverbands Mechernich vor einem Rotkreuz-Kleinbus. Einige tragen Einsatzkleidung mit Reflektor-Streifen.

Zehn junge Rotkreuzler reinigten zusammen mit Rainer Schulz (vorne, r.) die 42 Stolpersteine in ganz Kommern.

In Kommern haben Kinder und Jugendliche aus dem DRK-Ortsverband Mechernich bei der Pflege der 42 Stolpersteine geholfen.

Im Jahr 1995 hatte der Künstler Gunther Demnig die Idee zu den Stolpersteinen: Eingraviert in glänzende Messingplatten, erinnern die Namen und Lebensdaten an Menschen, die nur aufgrund ihrer jüdischen Herkunft vor nicht einmal einem Jahrhundert diskriminiert, verfolgt oder in menschenverachtenden Konzentrationslagern der Nationalsozialisten systematisch ermordet wurden.

Mehr als 100.000 Steine wurden seitdem in vielen Städten in Deutschland und ganz Europa verlegt. In Kommern sind es 42 kleine Denkmäler, die an ehemalige Bürger des Orts erinnern, die während der NS-Zeit aus ihrer Heimat vertrieben oder ermordet wurden.

Rechtzeitig vor dem 85. Jahrestag der Reichspogromnacht vom 8. November 1938 hat sich der Mechernicher Ortsverband des Rotkreuz-Kreisverbands Euskirchen nun dazu entschieden, alle 42 Kommerner Steine in einer Gemeinschaftsaktion zu putzen. Denn nach Jahren der Witterung und passierender Fußgänger ist es normal, dass ein Belag die Stolpersteine überzieht, der die Namen der NS-Opfer immer unleserlicher macht.

Projektgruppe Forschen-Gedenken-Handeln engagiert sich in Kommern

Auch windiges und nass-kaltes Herbstwetter schreckte die zehn ehrenamtlichen Rotkreuzler dabei nicht ab, die mit ihrem Bereitschaftsleiter Sascha Suijkerland unterwegs waren. Suijkerland hatte sich im Vorfeld mit Rainer Schulz aus Kommern abgesprochen, einem aktiven Mitglied der Projektgruppe Forschen-Gedenken-Handeln, die sich seit vielen Jahren für die Erinnerungskultur im Mechernicher Stadtgebiet einsetzt.

Im Pflaster des Gehwegs sind zwei Stolpersteine eingelassen, einer wird gerade mit einem Schwamm gesäubert.

Nach der Reinigung sind die Namen und Lebensdaten auf den Stolpersteinen wieder leicht zu lesen.

Die Gruppe organisiert beispielsweise Gedenklesungen, neue Stolperstein-Verlegungen oder arrangiert Besuche von Nachfahren der NS-Opfer in Kommern. So zum Beispiel von Erica Schwarz und ihrem Ehemann Chris Bailey aus Boston (USA), die vor wenigen Monaten auf den Spuren von Gerda Kaufmann, Ericas Großmutter, die in Kommern aufwuchs und flüchten musste, wandelten.

Junge Rotkreuzler gingen mit Politur und Schwämmchen zur Sache

Mit Schulz trafen sich die Rotkreuzler nun vor seinem Fahrradladen in der Kommerner Gielsgasse, wo er sie mit Schwämmchen, Lappen und Politur ausstattete. Daraufhin zeigte er der gemischten Truppe aus engagierten jungen Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern erst einmal, wie so ein Stein wieder richtig zum Glänzen gebracht werden kann.

Natürlich erklärte Schulz den jüngeren Rotkreuzlern auch, was es genau mit den kleinen Denkmälern auf sich hat. Er tat dies anhand der Stolpersteine vor seinem eigenen Wohnhaus, in dem früher Eva und Lilly Kaufmann gelebt hatten. Gustav und Elvira Kaufmann konnten ihre beiden Töchter rechtzeitig freikaufen, für ihre Eltern konnten die jungen Frauen die benötigten 1000 Reichsmark aber nicht rechtzeitig an die Nazis bezahlen. Gustav und Elvira wurden deportiert und grausam ermordet.

Diese Erinnerung wach zu halten dies sei heute wichtiger denn je, betonte Schulz. Der DRK-Bereitschaftsleiter Sascha Suijkerland war mit dem Kommerner einer Meinung: „Die Stolpersteine sind ein Zeichen dafür, dass hier Menschenwürde missachtet wurde. Sie ist der erste Artikel unseres Grundgesetzes und das Wichtigste, was wir haben. Sie gilt es besonders zu schützen und Hass und Hetze Einhalt zu gebieten. Und das fängt schon im direkten Umfeld an, beispielsweise beim Mobbing.“

Im ganzen Kreis Euskirchen habe das Rote Kreuz bereits viele Stolpersteine wieder gold-glänzend geputzt und werde dies auch in Zukunft mit viel Herzblut tun, sagte Suijkerland.