Tessa Riedling ist Notfallsanitäterin mit einem Herz für Tiere. Sie hat auch schon bei Hunden im Mechernicher Tierheim Hand angelegt.
Tier-PhysioNotfallsanitäterin aus Katzvey hilft jetzt vierbeinigen Patienten
Mit Tieren hat Tessa Riedling von klein auf zu tun – kein Wunder, wenn die Mutter eine renommierte Tiertrainerin ist, die unter anderem auch Therapie- und Begleithunde ausbildet. Schnell merkte die junge Katzveyerin (Jahrgang 1998) dadurch, dass sie auch selbst ein Händchen für Tiere hat: „Es ist ja eigentlich immer irgendwas mit den Tieren.“ Durch dieses permanente „Bemerken, Verstehen und Kümmern“ sei letztlich ihr Interesse für die Medizin und der Wunsch, Hilfsbedürftigen zu helfen, geweckt worden, was sie nach dem Abitur erst einmal zu einer dreijährigen Ausbildung zur Notfallsanitäterin führte.
Bei den Maltesern in Bad Münstereifel ist Tessa Riedling immer noch tätig – aktuell aber nur noch in Teilzeit, denn inzwischen arbeitet die 26-Jährige als selbstständige Physiotherapeutin – für Tiere. „Die persönliche Beziehung und Liebe zu Tieren ist über die Berufung zum Beruf geworden“, sagt die junge Frau aus Katzvey. Einsatzmöglichkeiten gibt es zu genüge, da unterscheiden sich Patienten mit zwei und mit vier Beinen kaum: „Schmerzempfinden, das Leiden an Krankheiten und der Verlust von Lebensfreude – das alles macht auch Tieren zu schaffen“, sagt Riedling.
Katzveyerin achtet auf ganzheitliche Betrachtung der Beschwerden
Dabei bemüht sie sich um eine ganzheitliche Betrachtung ihrer felltragenden Patienten. „Ernährung, Muskeln, Skelett, Organe – das Zusammenspiel aller Faktoren ist der Schlüssel für ein solides Erkennen von Ursachen.“
Dazu kommen bei einigen Hunden auch noch rassespezifische Wehwehchen: Der Labrador, der Probleme mit den Ellbogen hat oder die Schäferhündin mit der typischen Hüftgelenksdysplasie. „Auch geriatrische Hunde haben oft ganz unterschiedliche Beschwerden, ebenso wie junge Hunde mit Entwicklungsstörungen“, so die 26-Jährige.
Wie ihren Kolleginnen und Kollegen aus der Human-Physiotherapie steht auch Riedling ein breites Spektrum an Therapiemöglichkeiten für ihre vierbeinigen Patienten zur Verfügung. Neben der manuellen Therapie setzt Riedling auch auf Kinesiologie-Tapes, Elektro-, Laser- und Magnetfeldtherapie sowie auf das sogenannte Dry Needling. „Ähnlich wie in der Akupunktur werden dabei Nadeln verwendet, die allerdings nicht auf spezielle Akupunktur-Punkte, sondern in verspannte Muskelpartien gesetzt werden“, erklärt Riedling.
Tierphysiotherapeut ist keine geschützte Berufsbezeichnung
Wem das alles eine Spur zu pseudowissenschaftlich vorkommt, den kann Riedling sogar ein Stück weit verstehen. „Die Berufsbezeichnung Tierphysiotherapeut ist nicht geschützt, deswegen empfehle ich allen Tierhaltern, bei der Auswahl des Therapeuten genau auf die Qualifikation und vorhandene Zertifikate zu achten.“ Sie selbst hat eine zweijährige Ausbildung beim Institut für alternative Tiermedizin (ATM) absolviert und anschließend noch weitere Fortbildungen besucht. Inzwischen arbeitet sie auch mit Tierärzten in der Region zusammen. „Die meisten Halter gehen natürlich erst zum Tierarzt, wenn der Hund Beschwerden hat. Wenn es da keinen Behandlungserfolg gibt, kann der Gang zum Tierphysiotherapeuten aber hilfreich sein“, meint Riedling.
Zu Beginn der Behandlung steht eine ausführliche Anamnese. „Der erste Termin mit einem neuen Patienten ist in der Regel ein einstündiger Check-up.“ Da gehe es zunächst darum, Vertrauen aufzubauen, wobei auch manchmal das eine oder andere Leckerchen helfe. „Ich bin noch nie gebissen worden“, sagt Riedling lachend.
Hausaufgaben: Hund und Herrchen sollen mitarbeiten
Durch eine Analyse des Gangbildes können Gelenk- oder Muskelbeschwerden dann noch weiter eingegrenzt werden. „Manche Hunde zeigen aber auch bei bestehenden Problemen keine Schmerzanzeichen, da muss man gegebenenfalls auch bildgebende Verfahren zurate ziehen“, so die 26-Jährige.
Sind die Ursachen der Beschwerden im Bewegungsapparat abgeklärt, gibt es mitunter auch Hausaufgaben für Hund und Herrchen oder Frauchen: „Bei einer Hüftgelenksdysplasie ist zum Beispiel der Muskelaufbau wichtig. Das kann hier in der Praxis auf einem Laufband geschehen oder eben beim Spazierengehen oder Joggen mit dem Halter“, erklärt Riedling: „Dehnen kann auch eine Maßnahme sein, da werde ich den Halter genau anleiten, wie er vorgehen soll. Zu Hause können solche Übungen dann in den Alltag integriert werden.“
Und was ist für Riedling das Schönste an ihrem Beruf? Da muss 26-Jährige nicht lange überlegen: „Zu sehen, wie es den Tieren von Mal zu Mal besser geht und sie immer zutraulicher werden.“ Eine Erfahrung, die Riedling auch bei Hunden aus dem Mechernicher Tierheim gemacht hat, die sie ehrenamtlich behandelt hat. „Da waren zum Teil auch Tiere dabei, die viele schlechte Erfahrungen gemacht haben oder aus schlechter Haltung kamen“, denkt sie an einige besonders schlimme Fälle zurück. „Momentan muss ich die Arbeit im Tierheim etwas pausieren, aber das möchte ich auf jeden Fall wieder machen“, so die Katzveyerin.
Versicherung und Selbstzahler
Die Behandlungskosten müssen Tierhalter in der Regel auch beim Tierphysiotherapeuten selbst tragen. „Es gibt jedoch Tier-Versicherungen, die unter bestimmten Voraussetzungen einspringen“, sagt Tessa Riedling.
Wichtig sei es, im Vorfeld zu klären, ob der Vertrag die Kosten abdeckt. „Ganz oft wird zum Beispiel die OP-Nachsorge von Versicherungen übernommen – da gibt es anscheinend gute Erfahrungen“, so Riedling.
Selbstzahler müssen in der Katzveyer Praxis 89 Euro für die Erst- sowie 39 Euro für Folgebehandlungen zahlen.