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Nach 21 Jahren soll Schluss seinUwe Friedl tritt nicht mehr an

Lesezeit 4 Minuten

Viermal wurde Uwe Friedl zum Bürgermeister gewählt. 2020 tritt er nicht mehr an.

  1. Seit 1999 ist Uwe Friedl Bürgermeister in Euskirchen. Nun soll 2020 Schluss sein.
  2. „Es war mir eine große Ehre, für ,meine’ Stadt so lange in verantwortungsvoller Position tätig gewesen sein zu dürfen“, schreibt er.
  3. Die CDU sucht nun nach einem Nachfolger. Zwei mögliche Kandidaten stehen im Mittelpunkt.

Euskirchen – 2004, vor seiner ersten Wiederwahl, warb Dr. Uwe Friedl mit dem Slogan „Der Neue wird der Alte sein“. Für 2020 gilt nun: Der neue Bürgermeister wird nicht mehr der alte sein. Exakt 20 Jahre nachdem die Euskirchener ihn erstmals zum Chef im Rathaus gekürt hatten, teilte der CDU-Mann am Donnerstag mit, dass er nicht erneut antritt.

„Es war mir eine große Ehre, für ,meine’ Stadt so lange in verantwortungsvoller Position tätig gewesen sein zu dürfen“, schrieb Friedl. Am 31. Oktober 2020 endet seine Amtszeit, 21 Jahre wird er dann Oberhaupt der Kreisstadt gewesen sein.

Dreimal wurde Friedl wiedergewählt

1999 hatte Friedl die Nachfolge von Kurt Kuckertz (SPD) angetreten. 2004, 2009 und 2015 wurde er im Amt bestätigt. Dass dies trotz zahlreicher Gegenkandidaten immer im ersten Wahlgang und mit deutlicher Mehrheit gelang, „erfüllt mich mit großer Dankbarkeit“.

Mit Friedls letztem Arbeitstag wird in Euskirchen – das kann man ohne Übertreibung sagen – eine Ära zu Ende gehen. Der heute 64-Jährige bestimmt seit zwei Dekaden die Geschicke der Stadt, in der er nach seinem ersten Wahlsieg als „zugereister Neubürger“, wie er es formuliert, „eine neue Heimat“ fand.

48 Jahre im öffentlichen Dienst tätig

Die Entscheidung, nicht mehr zu kandidieren, sei ihm nicht leicht gefallen. Im November 2020 werde er nach mehr als 48-jähriger Tätigkeit in unterschiedlichen Funktionen im öffentlichen Dienst als dann fast 66-Jähriger einen neuen Lebensabschnitt beginnen.

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Als Bürgermeister habe er sich stets für die Weiterentwicklung der Stadt eingesetzt. Wer ihm im Amt nachfolge, werde „eine Verwaltung leiten, die fachlich kompetent sowie engagiert ihre Aufgaben wahrnimmt und auf deren Unterstützung ich während meiner gesamten Amtszeit vertrauen konnte“.

Wird Klaus Voussem nun sein Nachfolger?

Apropos Nachfolge: Nun ist Klaus Voussem gefordert – auf jeden Fall als Chef des CDU-Stadtverbandes, wenn es um die Suche nach einem Bürgermeisterkandidaten geht. Oder sogar als Kandidat? 100-prozentig schloss Voussem das im Gespräch mit dieser Zeitung nicht aus: „Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht.“ Er sei aber als Landtagsabgeordneter bis 2022 gewählt „im schönsten Wahlkreis des Landes“.

Klaus_Voussem_CDU

Klaus Voussem

Er bedaure Friedls Entscheidung, habe aber großen Respekt davor, sagte Voussem. Seine Aufgabe sei es nun, ein Verfahren zur Kandidatenfindung einzuleiten: mit Ausschreibung, Bewerbungen, Vorstellungen und letztlich der Wahl eines Bürgermeisterkandidaten durch eine Parteiversammlung.

Auch Tulbure überlegt, ob er kandidieren soll

Einer, der dieses Verfahren schon kennt, ist der CDU-Ratsherr George Tulbure. Er hatte am vergangenen Freitag bei der Nominierung des CDU-Landratskandidaten mit 124 zu 134 Stimmen knapp gegen den Euskirchener Beigeordneten Johannes Winckler verloren. Das hat ihm großen Respekt in der CDU eingebracht.

Nun erreichte ihn die Nachricht, dass Friedl nicht mehr antritt, in New York, über Kurzmitteilungen, die am Morgen sein Mobiltelefon aufleuchten ließen. „Obgleich ich schon eine sehr wertschätzende Anzahl von Nachrichten von Parteifreunden vorgefunden habe, die mich zu einer Kandidatur ermutigen möchten, bedarf eine solche Entscheidung einer reiflichen Abwägung. Hierfür möchte ich mir in den nächsten Wochen die nötige Zeit nehmen“, teilte Tulbure dieser Zeitung mit.

Weist Verwaltungserfahrung auf: George Tulbure.

Eine erfolgreiche Kandidatur Tulbures könnte zu einer bemerkenswerten Konstellation führen: Sollte Winckler im Kreis verlieren und Beigeordneter bleiben, wäre der Verlierer vom vergangenen Freitag am Ende der Chef des Gewinners. Doch das sind (noch) Gedankenspiele. Angesprochen auf eine mögliche Kandidatur Tulbures, sagte Stadtparteichef Voussem: „Mal sehen, aber die Bürgermeisterkandidatur ist kein Trostpreis.“

Friedl wird große Fußstapfen hinterlassen

Zurück zum aktuellen Amtsinhaber: Manfred van Bahlen, FDP-Fraktionschef, sagte, seine Partei sei mit Friedls Arbeit zum großen Teil „sehr zufrieden“. Der Bürgermeister schaffe es auch stets, repräsentative Aufgaben und die Verwaltungsleitung unter einen Hut zu bringen.

Dorothee Kroll (Grüne) erklärte, es sei fair von Friedl, seinen Entschluss schon jetzt bekannt zu geben. „Mit seinen Vorstellungen von Stadtplanung, Schul- und Wirtschaftspolitik sind wir allerdings meistens nicht einverstanden.“ Sie hoffe auf einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin, die mehr Wert auf eine nachhaltigere Politik lege.

Jan Fischer (Linke) sagte, er erkenne Friedls Arbeitsleistung an, werfe ihm aber vor, die Kommunalverwaltung als Firma zu sehen und nicht als Einrichtung, die sich um die sozialen Belange der Menschen kümmere.

Die SPD will Friedls Arbeit würdigen, „wenn sein Abschied ansteht“, so Fraktionssprecher Michael Höllmann. Eins stehe fest: „Unser gemeinsames Ziel im Rat war es immer, Gutes für die Stadt zu erreichen.“ Der scheidende UWV-Sprecher Dieter Krause sagte, Friedl habe die Stadt „alles in allem gut aufgestellt – er wird große Fußstapfen hinterlassen“.

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