Architekten präsentierten ihre PrivathäuserModern und nachhaltig bauen in der Eifel
Nettersheim-Marmagen/Bescheid – Ein interessantes Gebäude von außen zu betrachten ist nur das halbe Vergnügen. Zu verführerisch ist es, einen Blick ins Innere zu werfen. Eine beliebte Gelegenheit, einmal hinter die Türen eines besonderen Gebäudes zu sehen, stellt der Tag der Architektur dar. Knapp 140 Bauwerke, Quartiere, Privatgärten und Parks landesweit hatten jüngst ihre Türen und Tore für eine Besichtigung geöffnet. Im Kreis Euskirchen beteiligten sich zwei Architekten mit ihren Häusern.
Architekten bewohnen ihre Entwürfe
Beide weisen einige Gemeinsamkeiten auf. Etwa, dass die Architekten die von ihnen entworfenen Häuser selbst bewohnen. Kai Matzak hat mit seiner Frau Carola Friedhofen das „Refugio 75“ in Marmagen gebaut. Das Architektenpaar Monika und Reinhard Lepel entwarf sein Haus, das sie „Plan B“ tauften – es ist in Bescheid zu finden.
Ebenso ist beiden Objekten gemeinsam, dass sie eingeschossig sind und dass bei beiden Projekten auf nachhaltige Bauweise geachtet wurde.
In den Hang gebaut
Von der Straße aus ist das Gebäude des Architekten Reinhard Lepel und seiner Frau, der Innenarchitektin Monika Lepel, kaum wahrzunehmen. Mit seiner dunklen Fassade duckt es sich hinter eine Hecke. Erst von der anderen Seite ist zu sehen, wie das Haus teilweise in den Hang hineingebaut wurde und an der anderen Seite in die Luft ragt.
„Wir wollten es üppig"
Der Garten blüht in allen Farben. „Wir wollten es üppig, mit heimischen Gewächsen“, sagt Reinhard Lepel. Englischer Rasen ist Fehlanzeige, die Kuhweide setzt sich mit ihrem Bewuchs in den Garten fort. Nur die Kühe fehlen. In das hohe Gras sind Gänge geschnitten worden, die zu den Sitzplätzen führen.
Von innen öffnet sich das Gebäude wie ein Guckkasten in die Landschaft. Eine Kuhherde grast auf der benachbarten Streuobstwiese, dahinter erstreckt sich das Schliebachtal. Anstelle einer Wand lädt eine große Glasscheibe zum Sitzen und Staunen ein.
Der Moderne verpflichtet
Vor vier Jahren hat das Ehepaar das Grundstück erworben und darauf das Haus geplant. „Wir sind der Moderne verpflichtet und haben deshalb beim Bauamt angefragt, ob auch ein Flachdach möglich ist“, berichtet Lepel. Das sei kein Problem, sei ihm geantwortet worden. Und auch sonst ist der Architekt voll des Lobes über die örtliche Verwaltung. „In drei Monaten hatten wir die Baugenehmigung, das kennen wir aus Köln nicht.“
Anfang 2019 wurde das als Wochenendhaus genutzte Gebäude nach etwa sieben Monaten Bauzeit fertiggestellt. Die Räume seien betont klein gehalten worden. Auch der zuerst angedachte Flur sei zugunsten einer direkten Verbindung der Räume zueinander weggefallen. 95 Quadratmeter Wohnfläche bietet das Haus.
Konzentration auf das Wesentliche
„Es ist eine Sehnsucht, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren“, sagt Lepel. Ein möglichst kleiner ökologischer Fußabdruck sei gewünscht gewesen. So sei das Gebäude in Holztafelbauweise entstanden, die Fassade aus dunkel lasiertem Lärchenholz. Die Fußbodenheizung werde durch Geothermie gespeist, die Energie stammt aus einer 90 Meter tiefen Bohrung.
„Unsere Freunde sagen, das passt zu uns“, berichtet der Architekt. Ein Haus sei wie ein Psychogramm. „Man nähert sich der Frage: Wer bin ich, wer will ich sein?“, schildert er den Werdegang der Planung, bei dem viele Entwürfe wieder verworfen wurden. Moderne Architektur auf das Land zu bringen, sei ein Kontrapunkt zu den Fertighäusern aus dem Katalog, die in den Neubausiedlungen zu finden seien.
Nachhaltigkeit und regionales Baumaterial
Auch Kai Matzak hat beim Haus „Refugio 75“, das er mit seiner Frau Carola Friedhofen in Marmagen gebaut hat, auf Nachhaltigkeit Wert gelegt und regionale Baumaterialien verwendet. Schon die Bodenplatte ist wasserdurchlässig, genauso wie die Terrassensteine, um die Versiegelung gering zu halten.
Der tragende Bimsstein ist mit Tuffstein ummantelt, so dass kein Kunststoff für die Gebäudedämmung verwendet werden musste. Die Fensterrahmen sind aus hellem Lärchenholz. Nichts ist kaschiert. „Das, was ich sehe, ist das Material, was es ist“, sagt Matzak.
Seit zehn Jahren war das Paar auf der Suche nach einem Domizil in der Eifel. „Wir haben vieles gesehen, aber es war alles zu groß für uns“, berichtet er. Mit ihrem zehnjährigen Sohn bewohnen sie derzeit das Haus an den Wochenenden.
Bauzeit betrug ein Jahr
„Wir lieben die Südstadt, aber wir können uns auch hier sehen“, lässt Matzak offen, ob das auch so bleibt. Im Mai 2021 begannen sie mit dem Bau des Hauses, der ungefähr ein Jahr dauerte. „Ich wollte einige Sachen ausprobieren, bei denen ich dachte, dass sie richtig sind“, beschreibt er seine Idee. So ist es von jedem Raum im Haus möglich, in den Garten zu gehen.
An drei Seiten ist das Gebäude von einem austragenden Dach umgeben, so dass der Innen- und der Außenbereich verschmelzen. 75 Quadratmeter Wohnfläche hat das „Refugio 75“. Die Beschränkung auf das Wesentliche ist Programm. „Das ist Bauen mit Zukunft, nicht mehr 200-Quadratmeter-Häuser zu entwerfen“, postuliert der Architekt.
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Die Fläche sollte möglichst effektiv genutzt werden. Auch sind Elemente wie die Stahlträger, die das Dach stützen, so konstruiert, dass sie von außen nach innen laufen und so die Bereiche verbinden. „Es hat Spaß gemacht, das alles auszuprobieren“, so Matzak.