52 Besucher ließen sich durch die Brauerei in Gemünd führen. Dabei wurde nicht nur ihr Wissensdurst gelöscht.
BetriebsführungBesucher erfahren in Gemünder Brauerei viel Wissenswertes über Bier
Michele Lange nimmt einen gepflegten Schluck aus dem Glas, wischt sich kurz mit der Zunge den Schaum um den Mundbereich weg, hält inne und sagt: „Das schmeckt noch mal besser als aus der Flasche.“
Das dürfte vielleicht daran liegen, dass ihm das Bier vom Geschäftsführer der Gemünder Brauerei, Johannes Schweizer, persönlich gezapft worden war.
Doch die Ursache für den herzhaften und frischen Genuss könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass das Getränk direkt aus einem Lagertank im Betrieb kam. Frischer geht's nun wirklich nicht! Und das ist auch schon das ganze Geheimnis. „Es ist eine ganze einfache Regel“, erläutert Schweizer: „Das Bier wird nicht mehr besser, wenn es die Brauerei verlassen hat.“
Der 23-jährige Michele Lange ist Teilnehmer einer Führung durch die Brauerei, die das Unternehmen im Rahmen des Aktionswochenendes „Zu Besuch in der Heimat“ angeboten hat. „Wir sind ja eine Bier-Manufaktur. Wir stellen handwerklich das Bier her“, sagt Johannes Schweizer. Das Interesse an der Produktion sei immer groß.
Auch Michele Lange ist froh, dass er daran teilgenommen hat: „Ich trinke gerne Bier. Jetzt, wo ich weiß, wie es gemacht wird, vielleicht sogar noch etwas lieber.“
Noch sind nicht alle Folgen der Flut in der Gemünder Brauerei beseitigt
Es habe so viele Anfragen gegeben, dass die Brauerei noch eine zweite Besuchergruppe eingerichtet habe, erklärt der Geschäftsführer. Insgesamt nahmen somit 52 Besucher an den beiden Führungen am Sonntag teil.
Vom Sudhaus mit den beiden großen Kesseln über die Gärung und den Lagertank bis zur Abfüllung erklärte der Braumeister des Unternehmens, Rainer Veeh, den Gästen vor Ort die Braukunst.
Einen Tag dauert laut Schweizer der Brauprozess. Dann folge die Gärung, je nach Biertyp drei bis zehn Tage. Und schließlich dann die Lagerung, die im Minimum vier Wochen dauern sollte.
„Ich bin hier schon so oft an den Kesseln vorbei gefahren“, sagt eine Teilnehmerin. Dass sie nun an dieser Führung teilgenommen habe, habe sich gelohnt – und das nicht nur wegen des ultrafrisch gezapften Bieres und des Imbisses, der den Besuchern gereicht wurde.
Nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 war an solche Präsentationen erstmal nicht zu denken. Da hatten Firmenleitung und Beschäftigte ganz andere Sorgen. Bilder auf einem Bildschirm zeigten den Besuchern, wie erheblich, fast bis zum Totalschaden, die Brauerei in Mitleidenschaft gezogen worden war.
„Es sind immer noch Dinge aufzuarbeiten“, erklärte Schweizer: „Aber wir sind wieder nahe an dem dran, wie es sein sollte. Da sind wir auch stolz drauf, dass wir das hinbekommen haben.“ Um so schöner sei es, dass es ein solch großes Interesse an den Führungen gebe.
Frisch schmeckt ein Bier immer am besten
Während diesen wurden natürlich auch die wichtigen Fragen rund ums Bier gestellt, etwa: „Wie lange ist ein Bier haltbar?“ Das komme aufs Bier an, so Schweizer. Es gebe Biere, die länger gelagert werden könnten, etwa Bockbiere. „Aber frisch schmeckt Bier immer am besten.“ Das Nemus Mariae Tripel, ein obergäriges Starkbier aus dem eigenem Haus, könne man jedoch bedenkenlos auch nach längerer Zeit noch trinken.
Dafür, dass der Nachschub für das durstige Eifelvolk gesichert ist, sorgen Schweizer zufolge je nach Jahreszeit 15 bis 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemünder Brauerei.
Rund 15 000 Hektoliter des selbst hergestellten Bieres gehen im Jahr raus. „Das ist eine geschmeidige Größe, das hat natürlich nichts mit Industriebier zu tun“, sagt der Geschäftsführer des kleinen, aber feinen mittelständischen Unternehmens.
Dazu komme noch das wichtige Standbein der Haus-zu-Haus-Lieferdienst, der private, aber auch Firmenkunden beliefert: „Jeden Tag fahren dafür drei unserer Lastwagen über die Dörfer.“ Weitere Informationen über die Gemünder Brauerei gibt es hier.