Die Stadt Euskirchen hat einen Bildband mit 200 Fotos über die Flut herausgebracht. Die zweite Auflage ist nun erhältlich.
HochwasserBildband mit ergreifenden Fotos über die Flut in Euskirchen ist wieder erhältlich
„Unsere Zeitrechnung hat sich seit der Flutkatastrophe verändert. Viele Bürgerinnen und Bürger sprechen wie selbstverständlich von einer Zeit vor und einer Zeit nach der Flut“, sagt Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt. Die Flutkatastrophe sei längst fester Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses der Stadt Euskirchen. Dieses Gedächtnis wurde zunächst durch eine Ausstellung im Stadtmuseum aufgefrischt. Die Ausstellung war dann auch für einige Zeit im Landtag in Düsseldorf zu sehen.
Nun hat die Stadt in Zusammenarbeit mit dem LVR eine weitere „Erinnerungsstütze“ konzipiert: ein Bildband. 200 Fotos sind in dem Buch von Heike Lützenkirchen, Leiterin des Stadtmuseums, und Sabine Dünnwald, Chefin des Euskirchener Stadtarchivs, in verschiedenen Kategorien zusammengestellt worden.
Binnen weniger Wochen war die erste, 500 Exemplare umfassende Auflage vergriffen. Das Stadtmuseum und das Stadtarchiv als Herausgeber orderten deshalb Nachschub. Nun sind die neuen Exemplare eingetroffen.
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Bildband über die Flut: Sichtung der Fotos sorgte für Kloß im Hals
200 von etwa 2500 Fotos: Unmittelbar nachdem der erste Schock überwunden war, hatten Stadtmuseum und Stadtarchiv die Bevölkerung dazu aufgerufen, private Fotos und Videos einzusenden. Viele folgten der Bitte und schickten mehr als 3000 Bild- und Videodokumente ein. „Nicht alle haben unsere Kriterien erfüllt. Aber mit Abstand die allermeisten“, berichtet Lützenkirchen.
Die archivierten Bilder seien ein Zeugnis für die Ewigkeit. Bei der Zusammenstellung des Bildbands habe man sich bewusst dazu entschieden, mehr Fotos als in der Ausstellung zu zeigen. „Jeder, der uns ein Bild eingeschickt hat, ist in dem Buch vertreten, wenn die Qualität des Fotos ausreichend war“, so die Museumschefin.
Der entstandene Bildband sei eine eindrucksvolle Sammlung, sagte Bürgermeister Reichelt: „Das Buch gibt einen Überblick über dieses schreckliche Ereignis. Es darf in keinem Bücherschrank fehlen. Auch, weil es unsere Stadt und ihre Ortsteile nachhaltig verändert und geprägt hat.“
Der Bildband sei eine sinnvolle Alternative zu den Fotos auf dem Smartphone. „Nach dem dritten Wechsel des Telefons sind die Bilder weg. Das hier ist nachhaltig“, so der Bürgermeister.
Wiederaufbau in Euskirchen erhält im Buch ein eigenes Kapitel
Die Sichtung der Bilder und der Videos sei herausfordernd gewesen, berichtete Heike Lützenkirchen beim Pressetermin zur Veröffentlichung des Bildbands. „Wir hatten oft einen Kloß im Hals. Deshalb sind wir jetzt froh, dass Projekt erst einmal abschließen zu können“, sagte sie. Als Kapitel habe sie sich mit ihrer Kollegin Sabine Dünnwald für die Kategorien „Hochwasser“, „Zerstörung“, „Gefahreneinsatz“, „Professionelle Hilfe“ sowie „Solidarität“ und „Mer sin widder do“ entschieden.
Gerade das letzte Kapitel sei ihnen wichtig gewesen, weil seit der ersten Ausstellung abermals viel passiert sei in der Stadt. Entsprechend habe man sich dazu entschieden, der Zerstörung den Wiederaufbau entgegenzusetzen.
Weil die Kreisstadt und ihre Menschen eben bewiesen hätten, dass sie sich nicht unterkriegen lassen. Deshalb habe man sich beim Titelfoto auch bewusst nicht für ein Bild mit Wassermassen entschieden, sondern für ein Flutbild, das Hoffnung verbreitet und den „Mer sin widder do“-Charakter widerspiegele.
Relativ viele Aufnahmen in dem Bildband stammen von Einsatzkräften, die in der Flutnacht sowie den Tagen und Wochen danach im Stadtgebiet im Einsatz waren. Für das Stadtarchiv seien die Bilder und Videos der Einsatzkräfte ein unglaublicher Fundus, weil diese nur selten Zeit hätten, während des Einsatzes zum Handy oder zur Kamera zu greifen.
Aufnahmen und Fotos aus Sicht des Archivs für Euskirchen sehr wertvoll
„Das macht die Aufnahmen so wertvoll für uns. Wir können nun nachvollziehen und durch die Archivierung für die Nachwelt festhalten, unter welch schwierigen Bedingungen unsere Einsatzkräfte in den Tagen der Flut und danach gearbeitet haben“, erklärt Sabine Dünnwald.
Einen besonderen Platz habe deswegen auch das Löschfahrzeug der Euskirchener Feuerwehr eingenommen, das in Schweinheim von den Wassermassen eingeschlossen wurde. „Die Fotos dazu zeigen, unter welchem Risiko unsere Einsatzkräfte die Katastrophe gemeistert haben“, sagt die Euskirchener Archivchefin.
Giulia Fanton vom LVR war bei der Präsentation des Bildbands im Stadtmuseum ebenfalls dabei. „Wir vom LVR sind sehr froh, dass wir solche Projekte unterstützen können“, sagte sie.
Der Bildband „Euskirchen und die Flut im Juli 2021“ ist im Shop des Stadtmuseums, Wilhelmstraße 32-34, erhältlich. Das Buch kostet 15 Euro.