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Schleidener GymnasiumHat mutmaßlicher Brandstifter möglicherweise drei Brände gelegt?

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Das Fahndungsfoto

Schleiden – Videos von der Person, die möglicherweise für die Brände im Schleidener Johannes-Sturmius-Gymnasium verantwortlich ist, liegen der Polizei vor. Nun gehen die Staatsanwaltschaft Aachen und die Polizei mit Fotos daraus an die Öffentlichkeit. Zudem ist eine Belohnung von 5000 Euro ausgelobt worden für Hinweise, die die Ermittler zum mutmaßlichen Brandstifter führen. Die Staatsanwaltschaft setzt eine Belohnung in Höhe von 2000 Euro aus, eine Versicherung hat weitere 3000 Euro zur Verfügung gestellt.

Die Videos sind von einer am Schulgebäude angebrachten Überwachungskamera aufgezeichnet worden. Nach Angaben von Oberstaatsanwältin Katja Schlenkermann-Pitts ergibt sich daraus, wie sich eine Person dem Haupteingang der Schule nähert, das Gebäude betritt und dann nach rechts in einen Gang verschwindet.

Durch die Auswertung der Bilder hat sich ergeben, dass es offenbar eine dritte Brandstiftung gegeben hat, die jedoch glücklicherweise ohne Folgen geblieben ist.

Hilfe des Landeskriminalamts

Sie hat sich in der Nacht zum 15. November ereignet – also in der Nacht vor dem verheerenden Brand, der im Altbau der Schule wütete. Im Bereich eines Tisches ist es laut Schlenkermann-Pitts zu einem kleinen Brand gekommen, der von selbst wieder erloschen ist. Die Feuerwehr ist in diesem Fall nicht im Einsatz gewesen. Man sei von einem Defekt an einer nahen Elektroleitung ausgegangen. Ohne die folgenden Ereignisse und die Aufzeichnungen der Kamera wären die Ermittler nach Angaben der Oberstaatsanwältin nicht zu dem Schluss gekommen, dass es sich auch hier um eine mutmaßliche Brandstiftung handelt.

Während von den Nächten zum 15. und 16. November Aufnahmen von der selben Person vorliegen, gibt es laut Schlenkermann-Pitts keine derartigen Aufzeichnungen aus der Nacht zum Dienstag, als es im Bereich der Stadtbibliothek erneut brannte.

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Ein weiteres Bild der Überwachungskamera

Dass sich Polizei und Staatsanwaltschaft erst jetzt, mehr als zwei Wochen nach dem Großbrand, an die Öffentlichkeit wenden, hat nach Angaben von Schlenkermann-Pitts zwei Gründe. Zum einen sei die Qualität der Videos extrem schlecht. Mit den Mitteln herkömmlicher Bildbearbeitung habe sich kein Bild generieren lassen, das für eine Öffentlichkeitsfahndung geeignet gewesen wäre. Daher haben sich laut Schlenkermann-Pitts zunächst Experten im Landeskriminalamt dieser Videos angenommen, um möglichst viel auf den Aufnahmen sichtbar zu machen.

Noch immer kein gestochen scharfes Bild

Selbst nach dieser Bearbeitung haben die Ermittler noch kein gestochen scharfes Porträt für die Suche nach einem potenziellen Brandstifter. Aus diesem Grund sprechen Polizei und Staatsanwaltschaft ganz bewusst von einer Person. Bei der aufzeichneten Gestalt, die einen dicken Mantel mit hochgezogener Kapuze und eine Kappe trägt, ist weder genau zu erkennen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, noch wie alt der- oder diejenige ist.

Als zweiten Grund, warum die Bilder erst am Mittwoch veröffentlicht werden, führt die Oberstaatsanwältin die Erfordernisse des Verfahrens an. Dies ist in der Strafprozessordnung festgelegt. Eine wesentliche Bestimmung ist beispielsweise, dass derartige Bilder nur nach einem einem richterlichen Beschluss an die Öffentlichkeit gegeben werden dürfen.

Info-Veranstaltung der Polizei

In der kommenden Woche, so Schlenkermann-Pitts abschließend, wird es im Gymnasium eine Informationsveranstaltung der Polizei geben. Darin sollen die Schüler weiter mit der aktuellen Situation vertraut gemacht werden. Zudem soll in dem Rahmen auch auf die Bedeutung von Hinweisen zur Ermittlung der Hintergründe der Brände aufmerksam gemacht werden.

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Hinweise nehmen die Polizei in Euskirchen unter Tel. 02251/799-525 oder 7990 sowie jede andere Polizeistelle entgegen. Über die Zuerkennung und Verteilung der Belohnung wird, so heißt es in der Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft, „unter Ausschluss des Rechtsweges nach Maßgabe der Bedeutung der einzelnen Hinweise entschieden“. Sie sei für Privatpersonen und nicht für Beamte bestimmt, zu deren Berufspflicht die Verfolgung von Straftaten gehört.

Chronologie

Am 15. November kommt es zu einem ersten, kleinen Brand, der glücklicherweise von selbst wieder erlischt und keine Folgen hat. Zunächst ist man hier von einem technischen Defekt als Ursache ausgegangen.

Am 16. November gegen 1.30 Uhr werden die Einsatzkräfte zu dem verheerenden Brand im Sturmius-Gymnasium gerufen. Der Dachstuhl des Altbaus (A-Trakt) steht in Flammen, die Aula wird zerstört. In zahlreichen Räumen richtet das Löschwasser erheblichen Schaden an. Der Gesamtschaden geht in die Millionen. An Unterricht ist nicht zu denken.

Am 20. November gibt die Polizei nach den ersten Ermittlungen, zu denen vor Ort auch ein Brandmittelspürhund eingesetzt worden ist, bekannt, dass sie Brandstiftung nicht ausschließt. Endgültige Klarheit wird erst die Auswertung der Proben im Labor bringen.

Am 21. November steht für die Schüler der Jahrgänge Q1 und Q2 der erste Schultag an. Für einige Tage werden sie im ehemaligen Gebäude der Astrid-Lindgren-Schule unterrichtet. Derweil laufen in der Schule die Aufräumarbeiten, die nicht betroffenen Trakte B und C werden bald zur Verfügung stehen.

Am 22. November beweisen die Schleidener Politiker über alle Fraktionsgrenzen hinweg Einigkeit. Einer ersten Planung der Verwaltung unter Führung von Beigeordnetem Marcel Wolter entsprechend, stellen sie ein Gesamtvolumen von 3,9 Millionen Euro für den Wiederaufbau bereit. Wie sich Förderungen, Versicherungszahlungen und Eigenmittel aufteilen werden, ist noch genauso unklar wie die Frage, wie viel vom A-Trakt erhalten werden kann.

Am 24. November werden die Eltern aktiv. Im Astrid-Lindgren-Gebäude, das nun „JSG 2“ heißt, streichen sie Wände und Decken. Die Schüler der Klassen 5 bis 7 finden dort ihr neues Domizil: Da ihre Klassenräume im beschädigten A-Trakt lagen, werden sie bis zum geplanten Abschluss des Wiederaufbaus im Sommer 2020 am Mühlenberg unterrichtet.

Am 26. November haben alle Schüler des Sturmius-Gymnasiums wieder Unterricht.

Am 4. Dezember gegen 2.30 Uhr eilt die Feuerwehr zum Gymnasium. Es brennt erneut im A-Trakt. Diesmal ist vor allem der Bereich der Stadtbibliothek betroffen. Die Polizei spricht von einem Schaden in Höhe von 100000 Euro und schließt auch in diesem Fall Brandstiftung nicht aus. (rha)