Anwohner aus Mauel sind wegen des Abrisses einer Brücke sauer auf die Stadt. Bürgermeister Ingo Pfennings: „Da war Gefahr im Verzug“.
AnwohnerprotestBürger in Gemünd-Mauel fordern den Neubau einer Brücke über die Urft
Auch fast zwei Jahre nach der Flutkatastrophe sind in Gemünd noch nicht alle Schäden an Häusern, Straßen und anderen Bauwerken wieder beseitigt. Manchmal erscheint es den Betroffenen sogar so, dass noch neue Wunden hinzukommen. Anwohner der Brabantstraße im Ortsteil Mauel ärgern sich jedenfalls darüber, dass eine Fußgängerbrücke über die Urft zunächst in der vergangenen Woche mit einer massiven Sperre unpassierbar gemacht und dann am Mittwoch schließlich komplett abgerissen wurde.
„Auf diese Weise wurden jetzt Fakten geschaffen, das Vorgehen der Stadt ist einfach unsäglich“, schimpft eine Anwohnerin. Die Brücke sei stets von vielen Menschen genutzt worden – auch nach der Flut. „Für uns Anwohner war das der direkte Zugang zum Naherholungsbereich. Als das Baugebiet Mitte der 80-er Jahre geplant wurde, hat man uns diesen Weg über die Urft versprochen“, sagt Manfred Müller.
Die Brücke, die vom Baugebiet Brabantstraße über die Urft zum Maueler Pfad führte, sei auch die erste Wahl für alle Fußgänger gewesen, um von Mauel ins Gemünder Ortszentrum zu kommen: „Jetzt kann man nur noch den Fußweg entlang der vielbefahrenen Kölner Straße, der Bundesstraße 266, nehmen, um ins Zentrum zu kommen“, sagt Klaudia Haas, die auf die Gefahren für ältere Menschen und Kinder hinweist.
Gemünd: Spontaner Protest am Tag des Brückenabrisses
Als bekannt geworden war, dass die Brücke abgerissen werden sollte, hatte Angelika Wallraff vom FDP-Stadtverband Schleiden den Vorschlag gemacht, den Zustand der Brücke noch einmal vom Technischen Hilfswerk begutachten zu lassen. „Vielleicht wäre eine Reparatur ja doch noch möglich gewesen“, so Wallraff, die ebenfalls in Mauel lebt.
Dem widerspricht Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings (CDU): „Da war tatsächlich Gefahr im Verzug. Die Statik war nicht mehr gegeben. Und dort, wo das Holz auf den Widerlagern auflag, gab es massive Schädigungen.“ Das habe ihm auch Bauingenieur Waldemar Brost, der sich in der Schleidener Stadtverwaltung um das Thema Wiederaufbau kümmert und beim Abriss vor Ort war, bestätigt.
Pfennings wies in einem Gespräch mit dieser Zeitung darauf hin, dass die Schäden an der Brücke in Mauel ja schon seit der Flutkatastrophe bestanden hätten: „Die Brücke war de facto schon knapp zwei Jahre gesperrt.“ Von der Stadt angebrachte Hinweise wie Baken oder Flatterband seien aber immer wieder eigenmächtig von Nutzern der Brücke entfernt worden.
Bürgermeister Ingo Pfennings: Stadt ist für Sicherheit zuständig
„Letztlich haben wir als Stadt aber die Verkehrssicherungspflicht, und weil es zuletzt sogar zwei Unfälle gab, haben wir zu Beginn der vergangenen Woche eine massive Sperrung der Brücke eingerichtet.“
„Da war vielleicht eine Bohle lose, aber ich habe die Brücke ohne Bedenken fast täglich genutzt“, sagt Klaudia Haas. Am Tag des Abrisses ist sie auf Initiative von Angelika Wallraff und der Dorfgemeinschaft Mauel mit vielen weiteren Nachbarn zum Fußweg gekommen, der zur Brücke führte. „Wir fordern den Neubau!“ ist auf einem Plakat zu lesen. „Zur Not würden wir in Mauel auch selbst aktiv werden und beim Brückenbau mit anpacken“, sagt Haas.
Anwohner Johan D’Hondt bringt noch einen weiteren Aspekt ins Spiel: „Ohne die Brücke ist uns bei einer möglichen neuen Flut der schnellste Fluchtweg in Richtung Berghang versperrt. Das darf man auch nicht vergessen.“
Der Abriss der Brücke sei schon länger beschlossen gewesen, beteuert hingegen Pfennings: „Der Zustand der Brücke war schlechter, als es schien. Wir haben ein Gutachten erstellen lassen, das klar zu dem Ergebnis kommt, dass eine Sanierung nicht mehr möglich war.“
In der nächsten Ratssitzung, die am Donnerstag, 10. August, stattfindet, soll der Schleidener Stadtrat darüber entscheiden, welche Brücken wann wieder aufgebaut werden sollen.