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Crashkurs mit Dummy „Hans-Josef“Altenheime schulen neues Pflegepersonal

Lesezeit 4 Minuten

Caritas und EvA schulen Hauswirtschafterinnen, die im Notfall als Pflegehelferinnen zum Einsatz kommen sollen.

  1. Die Caritas und die Stiftung EvA bilden in einem Crashkurs Hasuwirtschafterinnen zu Pflegehelferinnen aus.
  2. So soll einem möglichen Engpass bei Pflegekräften durch den Corona-Virus vorgebeugt werden.
  3. Im evangelischen Gemeindezentrum Gemünd nahmen 17 Hauswirtschafterinnen an einem Crashkurs teil.

Schleiden-Gemünd – Es ist so etwas wie die große Koalition der Pflegeorganisationen. Gemeinsam bilden der Caritasverband für die Region Eifel und die Stiftung EvA in einem Crashkurs Hauswirtschafterinnen zu Pflegehelferinnen aus. Damit wollen sie frühzeitig vorbauen, um bei einem eventuellen Engpass bei den Pflegekräften, der durch Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 entstehen könnte, gerüstet zu sein.

Im evangelischen Gemeindezentrum in Gemünd trafen sich die 17 Teilnehmerinnen des Kurses, um an Einzeltischen zu lernen. Mit dabei: Pflege-Dummy „Hans-Josef“, der mit Kittel und Perücke verschönert worden war.

Gewappnet für den Mitarbeiter-Ausfall

„Entstanden ist die Idee beim Krisenstab des Kreises Euskirchen zum Thema Pflege“, berichtete Malte Duisberg, Geschäftsführer des Evangelischen Altenheims (EvA) in Gemünd. Mit Elisabeth Nosbers, Pflege-Fachbereichsleiterin der Caritas, habe er dort am Donnerstag der vergangenen Woche überlegt, wer die notwendige Arbeit machen könne, falls Mitarbeiter durch Infektionen oder Quarantäne ausfallen.

Handgriffe, die bei der Pflege unerlässlich sind, üben die Teilnehmerinnen unter anderem an der Puppe „Hans-Josef“.

Zurzeit sei dies ein theoretisches Problem, sagten Vertreter von EvA und Caritas bei der Vorstellung des Kursprogramms. Während das Evangelische Altenheim mit seinen 130 Pflegekräften bisher von Infektionen verschont geblieben ist, ist bei der Caritas laut Geschäftsführer Rolf Schneider einer der mehr als 200 Mitarbeiter betroffen. Doch das müsse nicht so bleiben. „Wir rechnen damit, dass die Erkrankungen unter den Pflegekräften zunehmen werden“, so Duisberg.

Geschult in der Grundpflege

Schnell sei in dem Gespräch das Augenmerk auf die Hauswirtschafterinnen gefallen, die bei Caritas und EvA arbeiten. Sie kennen die Altenheimbewohner und die Kunden im Rahmen der mobilen Haushaltshilfe bereits und haben dadurch einen Zugang zu den alten Leuten. „Wir schulen sie in der Grundpflege und darin, wie man Kompressionsstrümpfe anlegt oder die Tabletteneinnahme überwacht“, skizzierte Duisberg den Aufgabenbereich.

14 Tage Zimmerquarantäne

Ganz auf die aktuelle Situation eingestellt hat sich das Evangelische Altenheim in Gemünd. Besuche sind nicht erlaubt, das Heim ist abgeschottet. „Das haben wir vom ersten Tag an so gehalten“, so Malte Duisberg. Allerdings dürften Sterbende von ihren Familien besucht werden, betont er.

Da die Pflegeschulen geschlossen seien, seien die Pflegeschüler in den Häusern des EvA im Einsatz. So könne er auf 18 zusätzlich Leute zurückgreifen, die die Bewohner betreuen und begleiten, so Duisberg. Und: „Wir haben uns eine Genehmigung für Facetime und Whatsapp geholt, so dass die Bewohner per Internet im Kontakt mit ihren Familien bleiben können.“

Praktisch seien seine Bewohner seit zweieinhalb Wochen in Quarantäne. „Reinbringen können das Virus nur wir Pflegekräfte“, so Duisberg. Neuaufnahmen gebe es, da der Wegfall osteuropäischer Pflegekräfte den Bedarf im Bereich der Kurzzeitpflege erhöht habe. „Wer neu kommt, braucht einen Corona-Test und muss mit 14 Tagen Zimmerquarantäne leben.“

Die Eifel-Caritas hat Mitarbeiter, die zur Hochrisikogruppe gehören, nach Angaben von Geschäftsführer Rolf Schneider vom Dienst freigestellt. Er erwähnte auch die rund 150 seelisch behinderten Menschen, die der Verband betreut. Im Moment herrsche bei diesem Personenkreis absolute Ruhe. „Manche sind froh, keinen Kontakt zu haben“, sagte Schneider und ergänzte, dass in diesem Zusammenhang viele Fehlinformationen kursierten. (sev)

Über das zurückliegende Wochenende sei das Curriculum des 20-stündigen Crashkurses abgestimmt worden, so Nosbers. Geleitet wird der Kurs von Birgit Weber, Lehrerin für Pflegekräfte bei der Diakonie. „Wir ziehen da an einem Strang“, sagte Schneider. Der Kurs sei sehr schnell aus dem Boden gestampft worden, der Lehrinhalt habe nach kurzer Zeit festgestanden. Andere Anbieter von mobiler oder stationärer Pflege seien nicht beteiligt. Die Organisation habe so schnell funktioniert, weil es eine gemeinsame Basis gebe, betonte Duisberg: „Ob katholisch oder evangelisch – wir haben das gleiche christliche Grundverständnis.“ Hinzu komme ein Qualitätsverständnis, das den beiden Trägern gemeinsam sei.

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„Notfallpflegeergänzungskräfte“ heißen die Absolventen des Kurses im Anschluss. Potenzial für einen zweiten Kurs gebe es, so Nosbers. Im aktuellen Kurs kommen zehn der Teilnehmerinnen aus den Reihen der Caritas, sieben von EvA. Das diene auch der Sicherung der Arbeitsplätze, so Schneider. „Dadurch, dass zum Beispiel durch Kurzarbeit viele Menschen zuhause sind, werden unsere Haushaltshilfen derzeit nicht mehr überall benötigt.“ Wenn die neu ausgebildeten Kräfte als Pflegehelfer eingesetzt würden, würden sie natürlich dementsprechend bezahlt. „Vielleicht können wir auch die Teilnehmer dazu inspirieren, die Ausbildung zur Pflegekraft zu absolvieren“, hofft Nosbers.