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UmweltbildungNabear-Genossenschaft zieht in einstiges Kameradschaftshaus in Vogelsang

Lesezeit 4 Minuten
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Bis zu Eröffnung am 1. Mai haben Maria Anna Pfeifer und die Handwerker in dem Gebäude noch einiges zu tun.  

Schleiden-Vogelsang – Hämmern, Klopfen, Bohren, dann und wann der kreischende Einsatz einer Flex: Noch haben die Handwerker das Sagen im einstigen Kameradschaftshaus auf Vogelsang, das zum Naturschutz-Bildungshaus Eifel-Ardennen-Region umgebaut wird. Der Zeitplan ist durchaus sportlich: Am 1. Mai soll das Haus eröffnet werden, für den 7. Mai hat sich bereits die erste Gruppe angemeldet – und es ist noch viel zu tun.

Doch Maria Anna Pfeifer ist guten Mutes. „Ich gehe davon aus, dass wir es schaffen“, sagt die Biologin und lächelt. Sie bildet mit Dr. Josef Tumbrinck, ehemaliger Landesvorsitzender des Nabu und Abteilungsleiter im Bundesumweltministerium, den Vorstand der Genossenschaft Nabear, die das Haus gekauft hat, umbaut und betreiben wird.

Pfeifer hat bereits ein Haus in Vogelsang umgebaut

In Sachen Umbau kennt Pfeifer sich aus: Sie hat bereits erfolgreich den Umbau eines Kameradschaftshauses in ein funktionierendes Seminargebäude vollendet. Kontakt zu den damaligen Initiatoren des Naturschutz-Hauses, Rainer Liedtke und Anita Waffenschmidt vom Nabu-Kreisverband Euskirchen, hatte Pfeifer über die regelmäßigen Treffen der Vogelsanger Standortpartner.

„Ich hatte das Projekt seit 2015 im Auge, seit ich mein eigenes Haus eröffnet habe“, berichtet sie. Immer habe sie bewundert, wie die beiden das Projekt vorantrieben. Als die beiden Naturschützer kurz nacheinander verstarben und dem Projekt Naturschutz-Bildungshaus das Aus drohte, erklärte Pfeifer sich bereit, es weiterzuführen. „Ich hatte alle Voraussetzungen: Diplom-Biologin, mein Lebensgefährte ist Architekt, und ich habe die Erfahrung aus meinem Seminarhaus.“

An den Wochenenden gibt's ein Bistro

Drei Bereiche werden die Besucher in dem neuen Naturschutz-Haus erwarten. Für Tagesgäste, die das Bildungshaus nur kurz besuchen, wird eine Ausstellung eingerichtet. Auch soll an den Wochenenden ein Bistro mit biologisch erzeugten Lebensmittel bereitstehen. Dazu kommt ein Verwaltungsbereich, in dem sich bereits der Förderverein des Nationalparks Eifel einquartiert hat.

Das Haus

Die Betreiber

Das Naturschutz-Bildungshaus wird von der gemeinnützigen Genossenschaft Nabear betrieben und ist in der oberen Reihe der einstigen Kameradschaftshäuser in Vogelsang angesiedelt. Mitglieder sind unter anderem die NABU-Kreisverbände Euskirchen, Aachen Stadt, Aachen Land, Düren und Köln sowie der Landesverband. (sev)

Die ersten Kurse

Bereits im Mai starten die ersten zweitägigen Kurse über die Bestimmung von krautigen Pflanzen, die von dem Biologen Karl-Heinz Linne von Berg durchgeführt und mit einer Prüfung abgeschlossen werden können. Anmeldungen können auf der Internetseite von Nabear erfolgen. (sev)

Das Herzstück wird der Seminarbereich. Dort stehen 14 doppelbelegbare Zimmer für bis zu 28 Personen zur Verfügung, die sich für Seminare einquartieren können. Im Fokus stehen Biologie-Leistungskurse der gymnasialen Oberstufe, so Pfeifer.

Ein Spezialangebot sollen Kurse sein, die sich der Bestimmung von Arten widmen: „Der klassisch taxonomische Bereich wurde in den letzten Jahrzehnten immer weiter zurückgefahren zugunsten anderer Fachbereiche wie zum Beispiel Genetik.“ So seien Experten, die in der Lage seien, Arten zu bestimmen, alle über 50, wenn nicht 60 Jahre alt. „Da fehlt eine ganze Generation von Artenbestimmern“, so Pfeifer.

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Das Haus ermöglicht einen Ausblick  auf den Urftsee.

Dazu komme eine besondere thematische Ausrichtung. „Wir sind umgeben von Naturzentren“, teilt sie mit. Einrichtungen wie in Botrange, Nettersheim, Nideggen und auch in Vogelsang zeigten die Natur in der Regel im Idealzustand. „Dioramen zeigen, wie die Natur wäre, wenn der Mensch nicht da wäre“, so die Biologin.

Ökologische Zusammenhänge werden vermittelt

Doch der Mensch sei da, so dass es teils eine extreme Verarmung der Artenvielfalt gebe, etwa in Regionen, wo der Gemüseanbau stark sei: „Das kommt durch die Art und Weise, wie Nahrungsmittel erzeugt werden.“ Flächenausräumungen, Massentierhaltung, Pestizide und Düngemittel hätten ihren Anteil. Dazu komme das Problem der Landnutzung durch Bebauung und Verkehrssysteme: „Jede Bewirtschaftung, ob Forst- oder Wasserwirtschaft, ist ein Eingriff in die unberührte Natur.“

Die ökologischen Zusammenhänge sollen nicht erlebnispädagogisch aufbereitet, sondern Fortgeschrittenen vermittelt werden. So können Gruppen aus einer Vielzahl möglicher Kurse ihr eigenes Programm zusammenstellen.

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Großen Luxus werden die Seminarteilnehmer nicht erleben. Zwar gibt es Waschbecken im Zimmer, aber Duschen und Toiletten stehen nur im Untergeschoss bereit. Eine kleine Küche gibt’s für die Selbstversorgung der Gruppe. Als Highlight darf dagegen der Aufenthalts- und Frühstücksbereich mit sensationellem Ausblick über den Urftsee und den Kermeter gelten.