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Infrastruktur nach der FlutMillionenschäden in Schleiden auf 13 Kilometern

Lesezeit 5 Minuten

Zahlreiche Brücken und Straßen im Stadtgebiet Schleiden sind teils massiv beschädigt worden.

Schleiden – Die Zahlen erschrecken. „Die Schäden an der öffentlichen Infrastruktur von Bund, Land und Kommune belaufen sich nach der ersten Grobschätzung auf rund 250 Millionen, die Schätzung des Schadens an öffentlichen Anlagen beläuft sich auf 140 bis 180 Millionen Euro“, sagt Bürgermeister Ingo Pfennings sachlich.

Was hinter diesen Zahlen steckt, macht das Ausmaß dessen deutlich, was sich in der Nacht zum 15. Juli im Schleidener Tal abgespielt hat. Rund 13 Kilometer dicht bebaute Gebiete entlang von Urft und Olef wurden im Schleidener Stadtgebiet teilweise mehrere Meter hoch überflutet.

Flut: Die Olef floss durchs Gebäude

Einen Totalschaden vermeldet beispielsweise der städtische Bauhof an der Poensgenstraße – die Einrichtung, die zur Zeit eigentlich händeringend benötigt wird. Hier sei die Olef durch ein Rollladentor in das Gebäude eingedrungen und auf der anderen Seite wieder hinaus, beschreibt Felix Schröder, mit Hubertus Hüpgen, Leiter des Bauhofs, die Ereignisse der Nacht. Auf der Vorderseite wurde eine Wand herausgedrückt. Das Gebäude, ein ehemaliges Sägewerk, ist irreparabel beschädigt.

„In einen Raum haben wir uns noch gar nicht hineingetraut“, sagt Schröder.

Hochwasser in Schleiden: 20 Fahrzeuge des Bauhofs abgesoffen

20 Fahrzeuge sind in der Fahrzeughalle in der mannshohen Flut abgesoffen, dazu viele Maschinen, Werkzeug, Material – einfach alles, was jetzt dringend benötigt würde. Nur fünf Fahrzeuge können genutzt werden. „Die Stadt Köln hat uns leihweise mit drei Fahrzeugen ausgeholfen“, so Rolf Jöbges, der Fachbereichsleiter in der Verwaltung. Aus Stadthagen kam eine Straßenkehrmaschine nebst Fahrer, die derzeit in Schleiden unterwegs ist, aus anderen Kommunen in Deutschland Trupps von Kollegen mit Hochwassererfahrung, die mit anpackten.

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Die Mitarbeiter des Bauhofs haben aus ihren Privathaushalten, sofern die nicht betroffen waren, ihre eigenen Geräte mitgebracht und waren mit ihren Privatfahrzeugen unterwegs. „Da kann man nur den Hut vor ziehen, was die leisten“, so Jöbges. Nun zieht der Bauhof mit seinen 17 Mitarbeitern und vier Auszubildenden nach Dreiborn in die leerstehenden Hirschhallen. „Das ist nicht mehr die Grünkolonne wie früher, wir haben für jedes Gerät einen Fachmann“, sagt Pfennings.

Kanalisation muss gespült werden

Auch die 150 Kilometer Kanalisation mussten gespült und auf Schäden kontrolliert werden. Die 15 Pumpwerke, die alle abgesoffen waren, galt es, wieder funktionstüchtig zu machen.

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Über die Schäden  informierten  Ingo Pfennings (v.l.), Felix Schröder, Hubertus Hüpgen und Rolf Jöbges.

„Die Frage ist, ob es Sinn macht, das Gebäude an dieser Stelle aufzubauen“, so Pfennings. Denn nicht nur das Feuerwehrgerätehaus nebenan sei ebenfalls schwer beschädigt worden, sondern auch die Polizeiwache in Schleiden. „Das ist kritische Infrastruktur, die wir hochwassersicher unterbringen müssen“, sagt er. Deshalb habe er den Vorschlag unterbreitet, dass für diese drei Einrichtungen eine gemeinsame Lösung am Brandschutzzentrum geschaffen wird, um dort, neben dem Rathaus, auch in der Krise einsatzfähig zu sein.

3500 Haushalte mit 5000 Menschen betroffen

Geschätzt seien 3500 Haushalte mit 5000 Menschen in der Stadt von der Katastrophe betroffen, so Pfennings. Genaue Zahlen lägen nicht vor, da private Schäden nicht der Stadt gemeldet werden müssten. Auch wenn Bauanträge und Nutzungsänderungen zentral beim Kreis gestellt werden, sei die vermehrte Nachfrage nach den alten Bauunterlagen zu spüren, sagt Jöbges.

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Von der Wucht des Wassers wurde eine Wand  herausgedrückt.

„Die Heizungen werden ein Problem werden“, sorgt sich der Bürgermeister. Viele Häuser könnten wieder bewohnbar gemacht werden, doch ohne Heizungen gebe es oft kein Warmwasser: „Und der Winter kann in der Eifel kalt werden.“ Doch der Stadt seien da die Hände gebunden.

Schleiden: Große Schäden an der Infrastruktur

Große Schäden gibt es an der Infrastruktur. Auf bis zu 50 Millionen Euro werden allein die Schäden an 104 betroffenen Anliegerstraßen geschätzt. Dazu kommen Nebenanlagen, Bürgersteige, Geländer, Straßenbeleuchtung, Verkehrszeichen und vieles mehr. Bei den Brücken seien die ersten Befürchtungen, manche könnten Totalschäden sein, nicht eingetroffen. „Saniert werden müssen alle“, sagt Jöbges. Auf rund 30 Millionen Euro schätzt die Stadt die dafür notwendige Summe.

Die Schulen seien derzeit auf dem Weg, dass wieder Unterricht stattfinden könne, so Pfennings: „Das ist eine Leistung von vielen Menschen, die ich nicht für möglich gehalten habe.“ Der Unterricht werde in den oberen Stockwerken abgehalten werden.

Kindergruppen verlegt

Zwölf Kindergartengruppen müssen aus ihren angestammten Einrichtungen verlegt werden. Die Kitas in Oberhausen, Im Wingertchen in Malsbenden und am Kreuzberg seien massiv beschädigt. Nur Olef sei mit leichten Schäden davongekommen. Teilweise werde der Mangel mit Containern beseitigt, in anderen Fällen ziehen die Gruppen auf die Höhen um.

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Die Fahrzeughalle dient nun nur als Materiallager.

„Wir haben es geschafft, dass der Friedhof wieder ansehnlich geworden ist“, freut sich Pfennings. Das sei möglich gewesen durch den konzertierten Einsatz von rund 200 Helfern an einem Wochenende. „Der Aufruf dazu auf Facebook war der Post mit den meisten Sichtungen, die wir je hatten“, erzählt er.

Verwaltung an der Belastungsgrenze

Auch die Verwaltung sei an der Belastungsgrenze. „Wir könnten Tag und Nacht durcharbeiten“, sagt der Bürgermeister. Die Taktung an Anfragen und E-Mails lasse nicht nach, das werde auch noch mindestens zwei Monate so andauern. „Die Verwaltung einer Stadt wie Schleiden ist zu klein, um das abzuarbeiten“, bedauert er. Deshalb habe er bei der Bundeswehr eine Anfrage auf einen Meldekopf aus sechs Soldaten gestellt, um die Verwaltung zu unterstützen.

Müll ist In Schleiden immer noch ein Riesen-Problem

1415 Anträge von privaten Haushalten auf Soforthilfe sind bislang bewilligt worden, teilt die Stadt Schleiden auf Anfrage mit. Bei den gewerblichen Betrieben seien 184 Anträge bewilligt.

Der Müll stellt noch immer ein massives Problem dar. „Die Bürger sollen bitte keinen Bauschutt oder Abfälle mehr an die Straßen stellen“, so Bürgermeister Ingo Pfennings. Die Gefahr sei groß, dass diese durch die Regenfälle in die Kanäle gespült werden.

Der große Müllberg in Vogelsang werde, dank der Zusage des Landes auf Kostenübernahme, durch einen professionellen Entsorger entfernt. Die bisherigen Abladestellen in den Orten werden gereinigt. „Besonders der Platz am Driesch ist ein Problem, da er für den Schülerverkehr gebraucht wird“, sagt Pfennings. Wenn es dort einen Unfall mit dort lagernden Abfällen gebe, wäre das fatal. (sev)