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Flut in SatzveyFamilie verliert fast das Zuhause – Nachbarin nimmt sie auf

Lesezeit 4 Minuten
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Schon angeliefert worden ist Baumaterial für das neue Erdgeschoss des Hauses der Familie Rexhepi.

Mechernich-Satzvey – Die Tür steht offen. Mit zwei ihrer vier Töchter sitzt Suzana Rexhepi auf den Treppen des Gebäudes, das bis vor Kurzem ihr Zuhause war. „Unser komplettes Erdgeschoss ist weg“, sagt sie. Ihren Blick auf die Gartzemer Straße versperren Paletten mit Spanplatten und Steinwolle – das neue Erdgeschoss im Rohzustand.

Das Hochwasser hat nicht viel vom Haus der Rexhepis übrig gelassen. Fast hätten sie alles verloren. Der Mut gehört nicht dazu. Im Moment lebt die sechsköpfige Familie aus Satzvey zwar in einer Ferienwohnung. Doch Ende des Monats will sie wieder in ihr Zuhause einziehen.

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Wie ein Rohbau sieht das Erdgeschoss derzeit aus. Wände, Boden und Fenster müssen erneuert werden.

Ein Gang durch das Innere des Hauses zeigt: Hölzerne Rippen sind alles, was den ersten Stock noch stützt. Reste der Dämmung und Stromkabel hängen wie Fleischfetzen von der Decke. Das Haus der Familie Rexhepi gleicht dem ausgenommenen Kadaver eines Tieres. „Die Wände habe ich herausgerissen. Der Estrich musste weg. Und ein paar Fenster hole ich auch noch raus“, sagt Xhemail Rexhepi. Der Familienvater hat kaum Zeit, um die Schäden an seinem Zuhause aufzulisten. Küche, Möbel, Einrichtung – auch das musste alles raus.

Ein kleiner Trost für die Familie: Der Fernseher, der im Erdgeschoss an der Wand hing, blieb trocken.„Jeden Tag arbeite ich von sieben Uhr morgens bis acht Uhr abends“, sagt er. Jeden Tag seit dreieinhalb Wochen. Er habe sogar seinen Urlaub vorgezogen, um arbeiten zu können. Doch bald wird der Satzveyer die Zeit nicht mehr haben. Seine Urlaubstage sind fast aufgebraucht. Dann müsse er nach der Arbeit am Haus werkeln. Immerhin ist der erste Stock trocken geblieben. Das spart Xhemail kostbare Zeit.

Nach der Flut in Satzvey: Handwerker sind Mangelware

Acht Häuser in Satzvey gelten aktuell als unbewohnbar. Ihre Bewohner sind bei Freunden und Familie untergekommen oder wohnen wie die Rexhepis in Ferienwohnungen. Ob alle in ihre Häuser zurückkehren können, ist laut Ortsvorsteherin Heike Waßenhoven noch unklar. Diejenigen, deren Häuser sich sanieren lassen, haben aber noch ein anderes Problem: Handwerker sind derzeit Mangelware. Die Rexhepis haben in dieser Hinsicht Glück im Unglück.

Xhemail ist Dachdecker und weiß, was getan werden muss, um sein Haus wieder auf Vordermann zu bringen. „Ich mache so viel wie möglich alleine“, sagt er. Mit Dämmung kenne er sich aus. Beim Ausräumen hätten ihm Kollegen geholfen. Die Sanierungsarbeiten kosten die Familie aber nicht nur Zeit. Xhemail Rexhepi schätzt die Kosten für Sanierung, Material und neue Einrichtung auf mehrere zehntausend Euro. Geld gab es bisher nur die Soforthilfen des Staates – und die sind bei Weitem nicht genug.

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Wenn der Familienvater mit dem Erdgeschoss fertig ist, wartet draußen noch mehr Arbeit auf ihn. Auch die Garage, der Gartenzaun und das Auto der Familie haben einiges abbekommen. Es gibt aber auch vieles, was sie nicht ersetzen oder durch harte Arbeit reparieren können. Dazu gehören Erinnerungsstücke. Oder die Bildschirme, mit denen die Kinder im Auto fernsehen konnten. Unbekannte haben sie nachts aus dem Wagen geklaut.

Nachbarschaftshilfe nach dem Hochwasser: Wie eine Schwester

Während Xhemail drinnen arbeitet, unterhält sich Suzana Rexhepi mit Nachbarin Lydia Kolb. Sie lädt Suzana und die Töchter zum Essen ein. Die beiden Frauen umarmen sich. Wie eine Schwester sei Suzana für sie, erläutert Kolb. Rexhepi ist gerührt und kämpft mit den Tränen.

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Wie ein Rohbau sieht das Erdgeschoss derzeit aus. Wände, Boden und Fenster müssen erneuert werden.

Die Nachbarin von gegenüber nahm die Familie während der Flut solange bei sich auf bis sie eine größere Unterkunft fand. „Das hat mir sehr viel bedeutet. Die Satzveyer waren sofort für uns da. Es ist ein kleiner Ort mit einem großen Herz,“ sagt Suzana. „Uns geht es hier wirklich gut.“ Nur die vier Töchter – Ajlina, Mimoza, Dafine und Merita – seien enttäuscht, dass sie noch nicht nach Hause könnten. „Sie machen zurzeit viele Ausflüge. Das lenkt sie etwas ab.“

Das Hochwasser vom 14. Juli ist nicht das erste, das der Familie Rexhepi zu schaffen macht. Schon 2016 floss das Wasser aus dem Veybach in das Haus an der Gartzemer Straße. Und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass weitere Hochwasser die Familie heimsuchen werden. Doch ihr Zuhause, in dem sie seit zehn Jahren leben, wollen sie um keinen Preis aufgeben. „Das ist unser Haus. Wo sollen wir denn sonst hin?“