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Johannes-Sturmius-GymnasiumSo verlief der erste Schultag nach dem Brand in Schleiden

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Mathematik stand für die Schüler der Q1 und Lehrer Jörg Michels am Mittwochmittag auf dem Programm.

Schleiden – Mittwochmorgen, 7.40 Uhr, Driesch: Schüler und Lehrer kommen zusammen. Oberstufenkoordinatorin Elisabeth Tapp gibt einige Informationen, dann gehen sie gemeinsam zum wenige Hundert Meter entfernten Schulzentrum am Mühlenberg. Für die Schüler der Q1 und Q2 des Johannes-Sturmius-Gymnasiums (JSG) beginnt nach dem Großbrand der Alltag wieder. Es ist ihr erster Schultag im ehemaligen Gebäude der Astrid-Lindgren-Schule.

Dort sind an der Eingangstür bereits Ausdrucke angebracht, die aufs Gymnasium hinweisen. An den Türen der Klassenzimmer in der dritten Etage hängen die Stundenpläne. Gerade für die ältesten Schüler sei es wichtig, dass der Unterricht so schnell wie möglich wieder aufgenommen wird, sagt Schulleiter Georg Jöbkes. Sie müssen Klausuren schreiben, das Curriculum führt sie mit einem straffen Zeitplan zum Zentralabitur im kommenden Frühjahr. Gerade in den Grundkursen, so Jöbkes, sei der Stoff sehr dicht: „Da kommen schon ein bisschen die Tränchen, wenn Stunden ausfallen.“

Die Lindgren-Schüler bereiten ihren neuen Nachbarn einen sehr herzlichen Empfang. Die Gymnasiasten werden willkommen geheißen. Es stehen Bonbons bereit, es gibt Kuchen. Wenige Stunden später büffelt ein Kurs im Mathe-Unterricht, eine Gruppe bereitet sich auf den Nachmittags-Unterricht vor. Ein bisschen ungewohnt sei es schon in den anderen Räumen, sagen die Schüler – der Unterricht sei dann aber ganz normal gewesen. Sie hoffen aber, so schnell wie möglich in „ihre“ Schule zurückkehren zu können.

Dort, am Sturmius-Gymnasium, raucht es aus den Trümmern des Daches. Es ist weißer Rauch, über den sich alle freuen: Er kommt aus dem unversehrten Kamin und ist sichtbares Zeichen dafür, dass die Heizung läuft. Drinnen herrscht derweil geschäftiges Treiben. Mit 60 Mitarbeitern ist die Duisburger Firma Belfor angerückt, die auf die Beseitigung von Brand- und Wasserschäden spezialisiert ist. Dazu kommen die Crew vom städtischen Bauhof und Lehrer, so dass insgesamt rund 100 Leute daran arbeiten, die Schule so schnell wie möglich wieder betriebsbereit zu machen. „Hier wird Hand in Hand gearbeitet. Und man sieht, dass etwas geschafft wird“, stellt Beigeordneter Marcel Wolter zufrieden fest. Wenn alles gut läuft, können am kommenden Montag die Schüler der Klassen 8 bis Q2 wieder an der Blumenthaler Straße unterrichtet werden.

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Während es im unversehrten Trakt C mit den Fachräumen noch leicht nach der Farbe vom kürzlich erfolgten Anstrich riecht, hängt im Eingangsbereich und weiten Teilen des Altbaus, in dessen Dach das Feuer gewütet hat, Brandgeruch in der Luft. Reste des Löschwassers finden sich auf dem Boden.

Im Verwaltungstrakt unterhalb der zerstörten Aula präsentiert sich das Bild uneinheitlich. Im Lehrerzimmer sind deutliche Wasserschäden vorhanden. Als die Lampen gesichert sind, haben die Lehrer am Mittwochnachmittag ihre Materialien in Augenschein nehmen können. Das hübsch mit Sofas eingerichtete kleine Lehrer-Aufenthaltszimmer dagegen ist nahezu unbeschädigt.

Sekretariat schwer beschädigt

Ganz anders wieder das Bild im Sekretariat: Das ist einer der am heftigsten durch herabgelaufenes Löschwasser beschädigten Räume. Die Schränke sind inzwischen ausgeräumt, das Material gesichert. Drei Kisten, so Jöbkes, füllen wichtige Akten, die getrocknet werden müssen. Komplett gerettet ist der elektronische Datenbestand. In diesem Bereich ist nichts verloren gegangen – und er hat einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass die Schulverwaltung bereits seit Freitagabend wieder arbeitsfähig ist. Unklarheit herrscht jedoch noch in Bezog auf das Archiv, das im Keller untergebracht ist.

Das in Mitleidenschaft gezogene Sekretariat nahmen Schulleiter Georg Jöbkes (l.) und Beigeordneter Marcel Wolter in Augenschein.

Die Klassenräume sind ebenfalls einigermaßen glimpflich davongekommen – selbst die mit Wasserfarbe gemalten Bilder im Flur haben die Freitagnacht überstanden. In diesem Bereich stapeln sich nun Kisten: Jeder Schüler hat in der Klasse eine Box mit seinem Material. Diese haben die Belfor-Mitarbeiter ausgeräumt und fein säuberlich für jeden der Fünft- bis Siebtklässler einen Karton gepackt, der nun mit ins neue Domizil am Mühlenberg umzieht.

Nachdem die vergangenen Tage zum Sichten und Aufräumen genutzt worden sind, macht sich trotz all der Schäden ein wenig Erleichterung breit. Wolter: „Am Freitag hatten wir noch mit Schlimmerem gerechnet.“ Er geht aktuell davon aus, drei Viertel des Baubestands des A-Traktes halten zu können. Ein Viertel – die komplett zerstörte Aula – muss neu gebaut werden. Wie dies geschieht, wird demnächst entschieden. In Schleiden plant man derzeit mit einer kompletten Wiederherstellung bis zum Sommer 2020.

Bis dahin werden für die Lehrer diverse Wechsel zwischen den Standorten anstehen. Es ist eine für sie neue Situation, die sie mit Humor und Kreativität angehen, so Jöbkes: Es sei schon über Fahrradständer nachgedacht worden. Dass die Stimmung insgesamt gut sei, liegt für Jöbkes auch am großen Einsatz: „Keiner fühlt sich im Stich gelassen. Es ist deutlich, dass alle arbeiten und tun, was sie können.“