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Nach Feuer und FlutHistorischer Fachwerkhof in Olef wird aufgebaut

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt einen Blick in einen entkernten Raum eines alten Fachwerkhauses in Olef, das nun wieder aufgebaut wird.

Noch viel Arbeit wartet in dem alten Fachwerkhaus von Victoria Schnitzlein in Olef.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt den Wiederaufbau des Fachwerkhofes mit Geld aus dem Fluthilfefonds.

Eine gewisse Varianz ist in dem Begriff „Traumhaus“ enthalten. Für Victoria Schnitzlein ist es der alte Hof in Olef am Ufer des gleichnamigen Flusses. Und auch, wenn das Fachwerkhaus sich augenblicklich mehr als Holzgerüst denn als gemütlicher Wohnraum präsentiert, sieht sie das anders: „Ich habe das Haus liebgewonnen.“

Immer habe sie von einem kleinen, krummen Haus am Wasser geträumt. War es Zufall oder Schicksal, der dazu führte, dass sie bei Ebay die falsche Kilometerzahl in die Suchmaske eingab? „Eigentlich habe ich ein Haus rund um Aachen gesucht“, sagte sie. Doch dann erschien auf dem Bildschirm das Haus in Olef, und der Rest ist Geschichte. Die hoffentlich ein Happy End haben wird, denn noch steht der Dozentin an der RWTH Aachen ein weiter Weg bevor, bis das Haus ein Traum ist.

Aus dem Bauch heraus hat sich Veronika Schnitzlein entschieden

Mit 80.000 Euro unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) die Sanierung des Hofs aus dem 18. Jahrhundert. Ortskuratorin Dr. Roswitha Steinbrink übergab jetzt die Fördermittel.

Zwei Frauen und ein Mann sitzen auf einem Geländer vor einem verfallenen Haus. Die Frauen halten einen großen Scheck über 80.000 Euro in der Hand.

Mit 80.000 Euro fördert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den Wiederaufbau des alten Fachwerkhofs: Victoria Schnitzlein (v.l.), Dr. Roswitha Steinbrink und Wolfgang Schmitz.

Im Sommer 2022 hat Schnitzlein das Haus erworben. Im Erdgeschoss hatte die Flut das Gebäude beschädigt. Da es außen mit Eternit und innen mit Rigips verkleidet gewesen sei, habe sie den eigentlichen Zustand nicht erkennen können. Unscheinbar habe es ausgesehen. „Oben sah es aus, als würde ein Eimer Farbe reichen.“ Und dann sei es eine Bauchentscheidung gewesen.

Das Gebäude ist eine typische Anlage aus dem frühen 18. Jahrhundert und damit anschauliches Beispiel für die historische Eifeler Kleinbauernwirtschaft.
Dr. Roswitha Steinbrink

Doch der Bedarf wurde deutlich, als Putz und Zementputzplatten heruntergenommen waren. Der Sachverständige des LVR entdeckte morsche Balken. Doch er stellte auch die Bedeutung des Bauwerks fest. „Das Gebäude ist eine typische Anlage aus dem frühen 18. Jahrhundert und damit anschauliches Beispiel für die historische Eifeler Kleinbauernwirtschaft“, zitiert Dr. Steinbrink seine Feststellungen.

Eine Besonderheit seien im Erdgeschoss die durchgehenden Querbalken, die mit einer Halsung eingepasst seien. Und im Obergeschoss Zapfenschlösser an den Enden der Querbalken. „Das war damals die übliche Bauweise, die heute kaum noch in alten Gebäuden zu finden ist“, so Schnitzlein.

Flut und Feuer haben dem historischen Gemäuer zugesetzt

Viel ist zu machen am Hof. Die Flutfolgen seien nur eines, so Schnitzlein. Die Vorbesitzer hätten nach der Flut nichts am Haus gemacht: „Es stand einfach leer.“ Beim Abriss des Innenausbaus habe sie Wasserpfützen unter dem Boden gefunden: „Das Haus trocknet teilweise immer noch.“

Doch bereits vorher seien Schäden dagewesen. Viele Balken sind faul, müssen getauscht werden. Die Vorderseite des Gebäudes hat gleich zweimal schwer gelitten: durch einen Brandschaden im Zweiten Weltkrieg und als ein Müllfahrzeug in die Wand fuhr. „Wenn die Flut nicht gekommen wäre, wäre das Haus irgendwann einfach zusammengebrochen“, so die Besitzerin.

Wann das Haus in Olef bezogen werden kann, ist völlig unklar

Rund 420.000 Euro lautet die erste Kostenschätzung, die kurz nach dem Kauf des Hauses erstellt wurde. Nun wartet Schnitzlein auf eine Aktualisierung. „Da kann schon noch etwas runter, aber nicht viel“, sagt sie. Seit einem Jahr warte sie auf den Architekten. „Dann muss der Zimmerer kommen, und einen Statiker brauche ich auch.“ Wenn der Rohbau saniert sei, habe sie noch kein Badezimmer und keinen Innenausbau. „Der Boden besteht einfach aus Holzbalken auf Dreck“, sagt sie.

Das Ständerwerk habe sie ohne Firma freilegen können. An der Vorderwand habe sie die feuchten Lehmfachungen rausgenommen. „Die hätten drinbleiben können, die müssen nur trocknen“, sagt Wolfgang Schnitzler, Mitglied des Ortskuratoriums der DSD und Mitglied der IG Bauernhaus, die alte Bautechniken wie den Ausbau einer Fachung mit Lehm vermittelt. Nun sollen sie laut Denkmalschutz mit Ziegeln zugemauert werden.

Die Olefer hätten sie auf jeden Fall herzlich empfangen, so Schnitzlein. Viele seien gucken gekommen, hätten geholfen: „Da war nichts von den sturen Eifelern.“ Wann das Haus fertig ist, das sie alleine beziehen will? Lachend lehnt Schnitzlein eine Prognose ab: „Vielleicht kann ich in meiner Rente herziehen.“


Fluthilfe

Aus dem Fluthilfefonds der Stiftung Denkmalschutz stammt der Betrag, mit dem die Sanierung des Hauses von Victoria Schnitzlein unterstützt wird. Rund 4,1 Millionen Euro standen dafür durch Spenden zur Verfügung. 527 Sanierungsmaßnahmen in den Flutgebieten an der Ahr und im Kreis Euskirchen seien damit unterstützt worden. (sev)