Nach der Flut sind fast alle Schäden an der Kirche in Olef beseitigt. Einige Arbeiten folgen in den nächsten Wochen.
Wiederaufbau nach der FlutDie Olefer haben ihre Kirche zurück
Wie wird eine Kirche wieder in Betrieb genommen? In Olef kehrte das kirchliche Leben mit einem Eröffnungsgottesdienst in die Pfarrkirche St. Johann Baptist zurück. Mehr als anderthalb Jahre hat es gedauert, um die Schäden zu beseitigen, die das Hochwasser in der Flutnacht im Juli 2021 in dem Gotteshaus angerichtet hatte.
Doch noch längst ist nicht alles wieder in trockenen Tüchern – im wahrsten Sinne des Wortes. Immer noch hat die Kirche, die im 14. und 15. Jahrhundert gebaut wurde, nasse Füße. „Eigentlich erstaunlich“, sagte Küster Harald Steffen: Die Kirche habe schließlich immer am Wasser gestanden. Doch aus dem Untergrund steigt immer noch Feuchtigkeit in die vier Säulen des Kirchenschiffes, so dass diese bisher noch nicht neu angestrichen werden konnten.
In einigen Monaten kehren die Bänke in die Kirche zurück
Verändert wirkt die Inneneinrichtung der Olefer Kirche. Das Wasser hatte die Holzpodeste, auf denen die Kirchenbänke standen, zerstört. Eigentlich sei geplant gewesen, die neuen Podeste nicht anzustreichen, sondern in dem natürlichen Holzton zu belassen, erläuterte Michael Göbgen, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands. Doch das habe zu hell gewirkt, so dass entschieden worden sei, die Podeste grau anzustreichen. Dadurch musste die ursprünglich für Mitte April geplante Wiedereröffnung kurzfristig um zwei Wochen verschoben werden.
Statt der gewohnten Bänke warten Stühle nun auf die Gläubigen. Diese Veränderung wird zwar noch eine Weile so bleiben, aber nicht von Dauer sein. Erst in einigen Monaten kehren auch die Bänke in die Kirche zurück. Die Bänke seien, so Steffen, durch das Wasser alle aus dem Leim. „Sie müssen von Hand auseinandergenommen, abgeschliffen und neu zusammengesetzt werden“, so Göbgen.
Beim Wiederaufbau in Olef ist der Denkmalschutz mit im Boot
Steffen, der auch Vorsitzender des Pfarrgemeinderates ist, und Göbgen arbeiteten Hand in Hand, um die Folgen der Flut zu beseitigen. Dabei konnte nicht alles so realisiert werden, wie von den beiden gewünscht. Anders als in Gemünd sei etwa aufgrund des Alters des Gebäudes die Denkmalschutzbehörde mit im Boot gewesen, so Steffen.
So tauchte etwa ein alter Fliesenspiegel auf, als die alten Podeste abgetragen waren. Den hätten die beiden zu gerne offengelassen, damit die Fliesen sichtbar sind. Doch der Denkmalschutz habe Einspruch eingelegt – und auf der vorigen Ausstattung bestanden. Der Eifeler Pragmatismus jedoch fand eine eigene Lösung. „Die ersten zwei Meter des Mittelpodestes können abgenommen werden, so dass dann die Fliesen sichtbar werden“, erläuterte Göbgen.
Das Messgewand ist aus einem Festtagsrock des Grafen geschneidert
Finanziert wurde der Wiederaufbau bislang aus Mitteln der Kirchengemeinde. Die Kosten seien beim Bistum angemeldet, das alles sammele. Doch ob etwas zurückfließen werde, sei nicht sicher, sagte Göbgen. Rund 60.000 Euro, so schätzte er, wird die Beseitigung der Flutschäden kosten.
Auch ist noch ist nicht alles erledigt. Die Säulenfüße warten darauf, trocken genug für den Anstrich zu sein, die Bänke auf Restaurierung. Schließlich muss die Orgel von Schimmel befreit werden. „Bisher ist die Kirchengemeinde in Vorkasse gegangen, doch ich bin optimistisch“, fügte Göbgen hinzu.
„Das wertvollste, was Olef zu bieten hat“, war Cuck gerade gut genug für den festlichen Anlass. Er zog ein Messgewand an, das aus einem Festtagsrock des Grafen von Dreiborn geschneidert worden war. Eine Reihe von Ritualen absolvierten Pfarrer Philipp Cuck und Diakon Klaus Hövel in der Abendmesse am Samstag, um den Status der Pfarrkirche als Gottesdienstort zu restituieren.
Bereits vor der Eucharistiefeier war der Altar aus dem Gemeindehaus, das in den vergangenen Monaten als Behelfskirche fungiert hatte, in die Kirche zurücktransportiert worden. Im Rahmen der Messfeier wurde außerdem das Wasser im Taufbecken gesegnet, indem Cuck die entzündete Osterkerze mehrfach in das Becken tauchte. Außerdem kehrte das Allerheiligste in Form einer Hostie in den seit der Flut leerstehende Tabernakel zurück. Auch wurde das Ewige Licht feierlich wieder entzündet.
Mutterkirche
Die Pfarrkirche in Olef ist die Mutterkirche des Schleidener Tals. „Hier wurden um das Jahr 900 herum die ersten Christen in der Olef getauft“, so Pfarrer Philipp Cuck. Während der markante Turm aus dem 14. Jahrhundert stammt, wurde das Kirchenschiff im 15. Jahrhundert hinzugefügt. Die Pfarrkirche war bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts die Kirche der Grafen von Dreiborn, die in Olef in einer Gruft begraben sind. (sev)