Schlafen in einstigen ZellenAlpenverein richtet in Malakoff Selbstversorgerhaus ein
- Im Malakoff, dem Torhaus Vogelsangs, will der Alpenverein ein Selbstversorgerhaus einrichten.
- Besonderes Detail: 28 Schlafplätze sollen in den ehemaligen Zellen der belgischen Militärpolizei gebaut werden.
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Schleiden – Den Unterschied zwischen dem, was ist, und dem, was sein soll, fasste Martin Boekholt treffend zusammen: „Man braucht Visionen.“ Denn durchaus ehrgeizig sind die Pläne der Sektion Eifel des Deutschen Alpenvereins (DAV), in Malakoff, dem Torhaus Vogelsangs, ein Selbstversorgerhaus einzurichten. Voraussichtlich bis zu 28 Schlafplätze sollen hier auf rund 300 Quadratmeter Fläche entstehen, einige davon in den ehemaligen Zellen der belgischen Militärpolizei.
Dabei soll das keine Luxusherberge werden, betonte Max Theißen, Vorsitzender der Sektion Eifel, bei der Vorstellung des Projektes: „Das wird Hüttenstandard.“ Zwei- und Vierbettzimmer sollen in den nächsten Monaten entstehen und dann Wander- oder Mountainbikegruppen zur Verfügung stehen.
Entstanden sei das Projekt vor etwa acht Monaten, berichtete Theißen. Damals habe der Vorstand mit Zustimmung der Mitgliederversammlung beschlossen, in der Eifel eine Mittelgebirgshütte als Selbstversorgerhaus einzurichten. Drei mögliche Standorte seien mit Martin Boekholt entwickelt worden, der sich intensiv bei dem Projekt eingebracht habe. Vogelsang sei einer davon gewesen. „Als wir hier das Objekt gesehen haben, hatte ich nach zehn Minuten das Gefühl, das passt“, sagte er.
Nasen in eine Richtung
Mit Eifelsteig und Wildnistrail starten dort fußläufig zwei wichtige Wanderwege, so Boekholt. Auch für Mountainbiker sei das Objekt ideal gelegen. Die Kletterbegeisterten könnten ihre Reviere bei Nideggen oder in Belgien unkompliziert mit dem Auto erreichen. Wenn im Winter mal Schnee liege, so seien in Wahlerscheid Loipen gespurt.
Doch bis zum Kauf sollte es ein langer Weg werden. Ende Oktober 2019 sei es gelungen, das Präsidium des DAV für das Vorhaben zu gewinnen. Doch damit war das Ziel noch nicht erreicht. „Nach dem Termin mit dem Denkmalschutz dachte ich, es ist aus“, so Theißen. Noch einmal habe das Konzept überarbeitet werden müssen. Bei einem zweiten Termin im Januar konnten die Probleme beseitigt werden, so dass am 5. Februar der Kaufvertrag unterzeichnet wurde.
„Wir haben viele Nasen in eine Richtung zeigen lassen müssen“, sagte Boekholt. Große Begeisterung habe der Plan beim DAV ausgelöst, der bewusst ein Zeichen gegen die „braune Vergangenheit“ des Vereins und für Toleranz und Mitmenschlichkeit setzen wolle. Schließlich, so Theißen, habe der Alpenverein bereits 1924 alle jüdischen Mitglieder ausgeschlossen.
Rund 250.000 Euro plant die Eifel-Sektion zu investieren, so Theißen. Erworben worden sei das Objekt für 15 000 Euro, zum „Grundstückspreis“, so Boekholt. Als Architektin sei Birgit Bach aus Kall, selbst Mitglied beim DAV, mit dabei.
Der Verein
3200 Mitglieder hat die Sektion Eifel des Alpenvereins aktuell. Seit 25 Jahren ist der frühere Bergsteigerverein Mitglied im Alpenverein. Die Sektion wächst schnell, so Max Theißen. In den knapp drei Jahren, in denen er Vorsitzender sei, seien fast 1000 Mitglieder dazugekommen.
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Die Sektion hat eine Wander-, Jugend-, Familien-, Kletter- und Hochtourenabteilung. In Turnhallen in Schleiden und Münstereifel wird an Kletterwänden trainiert. Dazu kommen Bouldermöglichkeiten in Urft, der Astrid-Lindgren-Schule Schleiden und am Weißen Stein in Udenbreth. „Wir sind in den Bergen aktiv, wir lieben die Berge, aber nicht nur die Alpen“, so Martin Boekholt.
Der Plan
Das Konzept der Eifeler Alpenvereins-Sektion umfasst den linken Teil des Torgebäudes Malakoff im zentralen Teil. Im ersten Stock waren Verwaltungsbüros untergebracht, im unteren die Arrestzellen der belgischen Militärpolizei. Auf rund 300 Quadratmetern sollen bis zu 28 Schlafplätze entstehen.
Bis Ende 2021, so hofft Max Theißen, seien die Umbauarbeiten abgeschlossen. Allerdings hielten seine Mitstreiter das nicht für möglich und planten bereits ein weiteres Jahr ein. Im Erdgeschoss, wo in den Zeiten der Belgier der Friseur war, sollen Küche und Gemeinschaftsraum entstehen, im Obergeschoss ein Versammlungsraum. (sev)