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Die Stadt geprägtAusstellung zu 250 Jahren Arenberger im Schleidener Rathaus eröffnet

Lesezeit 5 Minuten
Blick auf die ehemalige Rentei.

Die Rentei ist eines von mehreren stadtprägenden Gebäuden, die von den Arenbergern in Schleiden errichtet wurden.

Das Adelsgeschlecht der Arenberger hat die Entwicklung der Stadt Schleiden maßgeblich mitbestimmt, wie eine neue Ausstellung im Rathaus zeigt.

Sie haben die Entwicklung der Stadt Schleiden in der Vergangenheit maßgeblich bestimmt, unter anderem das evangelische Bethaus, die Rentei und das Hospital gebaut und die Fenster der katholischen Kirche vor dem Verfall gerettet. Dem Adelsgeschlecht der Arenberger hat die Stadt viel zu verdanken.

„Heute ist das Forsthaus so etwas wie ihre letzte Bastion“, erklärte Dr. Norbert Toporowsky am Donnerstagabend im Schleidener Rathaus. Toporowsky und seine Mitstreiter vom Geschichtsforum Schleiden eröffneten dort die Ausstellung „1773-2023, 250 Jahre Arenberger in Schleiden“, die die Leistungen der Herzöge und besonders auch ihrer Ehefrauen für die kleine Stadt in der Eifel zeigen.

Mehr als 30 Besucher bei der Eröffnung der Ausstellung

Bürgermeister Ingo Pfennings begrüßte die mehr als 30 Besucher und erinnerte an den katholischen Pfarrer Carl Wilhelm Peters, der das Wirken des Hauses Arenberg in Schleiden 1914 so beschrieben hatte: „Die mit dem Adel der Geburt den Adel der Gesinnung stets vereinten.“ Die Formulierung sei aus heutiger Sicht „ungewöhnlich und überschwänglich“, zeige aber eindrucksvoll die hohe Wertschätzung für das Wirken der Arenberger. „Zu Recht“, wie Pfennings betonte. Die Ausstellung sei der Beleg dafür.

Das Engagement der Arenberger gehe auf anderer Ebene weiter. Das Haus sei heute Partner bei vielen Hochwasserschutzprojekten: „Die Stadt Schleiden hat wichtige Retentionsflächen erhalten, und auch beim Großprojekt Platißbachtalsperre sitzt Arenberg mit am Tisch.“

Darüber hinaus gebe es aber auch neue interessante Ideen: „Sowohl Herzog Leopold als auch Isabelle vanden Hove, die Leiterin der Arenberg-Foundation in Belgien, haben die Idee einer Arenberg-Route mit Schleiden als eines der Ziele ins Gespräch gebracht.“

Arenberger gehören zur Schleidener Geschichte

Klaus Ranglack, stellvertretender Vorsitzender des Geschichtsforums, dankte Toporowsky und seinen Unterstützern: „Es kann schon Zeit und Nerven kosten, so eine Ausstellung pünktlich fertigzustellen.“ Toporowsky sprach von „vielen Monaten interessanten Schaffens“: „Wer sich mit der Geschichte Schleidens beschäftigt, kommt an den Arenbergern nicht vorbei.“

In den Jahren habe er viel Material gesammelt, das sich aber nur zum Teil für eine Ausstellung eigne: „Wer will schon eine Urkunde in alter Schrift auf den Treppenstufen entziffern?“ Man versuche mit der Ausstellung auch einen Spagat: „Sie soll für ganz normale Besucher und für Fachpublikum interessant sein.“

Zu sehen ist ein Porträt von Louisa Margarethe von der Marck-Arenberg.

Die Retterin des Schleidener Schlosses während der französischen Besatzung: Louisa Margarethe von der Marck-Arenberg.

Dr. Norbert Toporowsky beim Vortrag.

Dr. Norbert Toporowsky hat mit einigen Mitstreitern das Material für die Ausstellung zusammengetragen.

Das Schloss sei das beste Beispiel für das Wirken der Arenberger. Herzog Prosper Ludwig trug sich im 18. Jahrhundert mit dem Gedanken, sich dauerhaft in Schleiden niederzulassen. Er ließ Umbaupläne für das Schloss anfertigen, die auch im Rathaus ausgestellt sind. Die Pläne wurden aber nie realisiert.

„Dafür haben die Arenberger aber später das Schloss vor dem Abbruch gerettet.“ Das sei vor allem Herzogin Louisa Margarethe von der Marck-Arenberg zu verdanken: „Ohne die sähe Schleiden heute anders aus.“ Deshalb gehört sie zu den wenigen Personen, die mit zwei Porträts in der Ausstellung vertreten sind.

Als die französische Revolutionsarmee im Herbst 1794 in das Rheinland einmarschierte, wurden alle Besitztümer des Adels und der Kirche beschlagnahmt. „Die Residenzen in Blankenheim, Reifferscheid, Kronenburg und Dollendorf und auch das Schloss in Arenberg wurden verkauft, versteigert und ausgeschlachtet“, so Toporowsky.

Dafür haben die Arenberger aber später das Schloss vor dem Abbruch gerettet
Dr. Nobert Toporowsky

Schleiden entging diesem Schicksal, weil sich die Herzogin in den langen Verhandlungen mit den französischen Behörden darauf berief, dass Schleiden stets ein Luxemburger Lehen und deshalb nicht dem Kaiser unterstellt gewesen sei. „So hat sie es geschafft, dass die Beschlagnahme des Schlosses aufgehoben wurde“, erzählte Toporowsky.

Anfang des 20. Jahrhunderts konzentrierten sich die Arenberger dann mehr und mehr auf ihre Besitztümer in Belgien und vernachlässigten das Schloss in Schleiden. „Die Anlage wurde dem Verfall preisgegeben.“ So entschied sich Herzog Engelbert Marie, den Herrschersitz seiner Vorfahren zu verkaufen. Ehe der Orden der Lazaristen dort ein Schülerheim einrichten konnte, waren aber umfangreiche Renovierungsarbeiten erforderlich.

Erste befestigte Brücke über die Olef am Ruppenberg

Die Arenberger sorgten dafür, dass Schleiden Kreisstadt und erstmals eine befestigte Brücke über die Olef am Fuß des Ruppenbergs gebaut wurde. Pläne für die Schlossmühle, den Kohleschuppen und Eisenhammer in Wiesgen aus dem 19. Jahrhundert beweisen, wie sehr sich die Herzöge auch um Kleinigkeiten gekümmert haben, obwohl sie selbst gar nicht so häufig die damals kleinste Kreisstadt des Rheinlandes besuchten.

Auch wenn die Herzöge sich nach 1860 weitestgehend nach Belgien zurückzogen, waren über ihre Besuche in der Eifel stets aufwendige Berichte in der Lokalzeitung zu finden. Dass ein Enkel des erwähnten Herzogs Prosper Ludwig um 1900 als Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses dort die Interessen des Kreises Schleiden vertrat, ist allgemein weniger bekannt. Mit dem Verkauf des Schlosses im Jahre 1920 an den Orden der Lazaristen endet die Geschichte der Arenberger in Schleiden nicht ganz. Ihre Hinterlassenschaften sind bis auf den heutigen Tag zu erkennen.

Erinnert wird auch an die Familie Poensgen, die sich von einem Partner zum Konkurrenten der Arenberger entwickelte. „Die Familien waren lange Zeit Geschäftspartner, haben sich aber am Ende bekämpft“, sagte Toporowsky. Die Verdienste der Arenberger um die Wiederaufforstung der Eifelwälder nehmen einen besonderen Platz ein, leitet dieses Thema doch über zum heute noch verbleibenden Wirkungskreis der Arenberg GmbH und des Forsthauses in der Arenbergstraße.

Die Ausstellung ist bis zum 20. September zu den Öffnungszeiten des Rathauses, Montag bis Freitag von 7.45 bis 12.30 und Donnerstag von 14 bis 17.30 Uhr, zu sehen.