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EnergiekriseWie Bürgermeister Pfennings Schleiden für einen Blackout wappnen will

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Kommt der Blackout? Experten raten, darauf vorbereitet zu sein. 

Schleiden – Was tun, wenn der Strom für ein paar Tage ausfällt? Wie kann die Kommunikation aufrecht erhalten werden? Wo können Menschen sich aufwärmen? Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings (CDU) sagt: „Wir müssen wieder Krise lernen.“ Der 38-Jährige bittet die Bürgerinnen und Bürger, sich auf den Fall der Fälle vorzubereiten.

Als Ingo Pfennings das nordrhein-westfälische Landesinnenministerium verließ, war er tief beeindruckt – unter anderem von dem Vortrag, den Günther Schmid dort gehalten hatte. „Die Wohlstandsgesellschaft, der es gut geht, die sich auch viel erarbeitet hat, hat sich in eine Wohlfühlgesellschaft verwandelt“, gibt Pfennings die Worte des früheren hochkarätigen Mitarbeiters des Bundesnachrichtendienstes wieder.

Sechs Stunden lang hat die Veranstaltung gedauert, in der es um die kritische Infrastruktur (Kritis) ging. Und Schmid hat Pfennings zufolge noch etwas deutlich gemacht: Die Deutschen müssten sich wieder mit dem Thema „Massensterben“ beschäftigen – jahrzehntelang ein Tabuthema.

Corona, Flut, Energiekrise - die Einschläge sind auch hierzulande angekommen

„Man muss aber darüber reden, weil es passieren kann“, sagt Pfennings: „Wir haben eine multiple Katastrophenlage.“ Corona, Flut, Energiemangellage – Einschläge, wie sie lange Zeit nur aus dem Auslandsjournal oder aus Serien bekannt waren, sind auch hierzulande angekommen – und treffen auf eine zum großen Teil nicht ausreichend vorbereitete Bevölkerung.

Pfennings: „Wir als Gesellschaft müssen Krise erst wieder lernen und verstehen, dass die Wahrscheinlichkeit von diversen Bedrohungslagen auch bei uns in Deutschland wieder deutlich höher ist, als es in der Vergangenheit der Fall war.“ Daher sei es Aufgabe der Verwaltungen, die Strukturen und die Bevölkerung darauf vorzubereiten.

Vorbereitung für den Ernstfall

Seniorenheime, Kitas, Schulen

Wichtig sei, dass Einrichtungen wie Seniorenheime oder für Menschen mit Behinderungen, Schulen und Kitas auf einen längeren Stromausfall vorzubereiten seien, stellt Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings fest: „Wir telefonieren die zurzeit ab, um zu erfahren, wie der Stand ist.“ Zum Teil sei er extrem gut, „weil man die Lektion von der Flut gelernt hat“. Andere hingegen starteten gerade die Vorbereitungen. Doch es sei Eile geboten, denn Funkgeräte zum Beispiel für Einrichtungsleiter oder Stromaggregate hätten in diesen Tagen mindestens zwei Monate Lieferzeit.

Kritische Infrastruktur, so Pfennings, sei mehr, als derzeit gesetzlich verankert sei. Während höhere staatliche Ebenen die Innere Sicherheit und staatliche Ordnung im Fokus haben müssten, gehe es vor Ort um die Rettung und Versorgung von Einrichtungen, in den Menschen leben.

Extra Stab eingerichtet

Die Stadt Schleiden hat neben Corona und der Flutkatastrophe, die alle beziehungsweise viele Kommunen getroffen haben, eine weitere Gefährdung in der jüngsten Vergangenheit erleben müssen: den Brand des Johannes-Sturmius-Gymnasium.

Vor diesem Hintergrund wurde in der Schlossstadt ein Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) eingerichtet, fest verankert im Organigramm der Verwaltung und dem Bürgermeister direkt unterstellt. „Zum Stab gehören ständige Mitglieder und Mitglieder, die je nach Katastrophenlage herbeigezogen werden“, erläutert Bürgermeister Ingo Pfennings. So stehe im Ereignisfall ein eingespieltes Team bereit, ergänzt durch externe Fachkräfte für den jeweiligen Fall.

Leiter des Stabes ist Pascal Noé, Techniker und Mitarbeiter des Ordnungsamtes. (sch)

Aber auch jeder und jede einzelne sei gefordert, sich für den Fall der Fälle zu wappnen. Denn das Wort „Blackout“ eignet sich längst nicht mehr nur als Titel für das Cover eines Thrillers. Laut Experten kann er passieren, hier und auch bald.

„Und ob er kommt, weil gerade eine Energiemangellage ist, weil irgendwelche verrückten Terroristen unsere Energieversorgung angreifen oder ob ein Waldbrand oder Sturm dazu führen, ist eigentlich egal – man muss darauf vorbereitet sein, dass diese Wohlfühlgesellschaft mal 72, 48 Stunden oder auch nur eine halbe Stunde keinen Strom hat“, sagt Pfennings. Doch was heißt das vor Ort?

Ingo Pfennings rät den Schleidenern, unverderbliche Lebensmittel vorzuhalten

Jeder sollte unverderbliche Lebensmittel, etwa Konserven, Mehl und Nudeln, für einen gewissen Zeitraum vorhalten, rät der 38-Jährige: „In der Eifel haben wir ja zum Glück noch viele alte Vorratskammern in den Häusern.“

Ganz wichtig und von der Flut bestens bekannt: ein gewisser Vorrat an Trinkwasser. Batterien, Taschenlampen, Kerzen, Streichhölzer gehören ebenfalls in einen gut sortierten Notfall-Haushalt, ebenso ausreichend Brennholz, wenn ein Kamin vorhanden ist.

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Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings (Archivbild) 

Ein Fahrrad könnte nützlich sein, wenn das Auto nicht mehr fährt, weil es an den Tankstellen kein Benzin gibt. Und es ist sinnvoll, sein Auto nicht bis zur Reserve leer zu fahren, sondern schon bei halbvollem Tank wieder die Zapfsäule anzusteuern. Bürger, die zwingend Strom benötigen, sollten sich mit dem Thema Notstromaggregat oder Solar-Lösung befassen, sofern sie es noch nicht getan haben.

„Es geht also um eine niederschwellige Bevorratung von allen Mitteln, die helfen, mal zwei, drei oder vier Tage autark klarzukommen“, fasst Pfennings zusammen. Am Ende aber komme es wieder auf die „Gemeinschaft miteinander“ an, weshalb sich Pfennings intensiv mit den Ratsmitgliedern und Dorfvereinsvorsitzenden austauschen möchte.

Pfennings froh über Solidarität in den Ortschaften der Stadt Schleiden

Wenn's klappt, sollen sie mit Funkgeräten ausgerüstet werden, um im Katastrophenfall eine Kommunikation mit dem „Hauptquartier“ Rathaus herzustellen. „Da haben wir ein Riesenglück, weil sich die Dorfgemeinschaften kennen.

Die werden wieder ein extrem wichtiger Faktor werden, weil man aufeinander aufpasst“, sagt der Bürgermeister. Ländliche Regionen seien da einfach besser aufgestellt als etwa eine Großstadt.

Derzeit werden laut Pfennings Generatoren installiert, damit im Rathaus auch bei Stromausfall in einer Katastrophenlage entsprechend agiert werden könne: „Ich gehe davon aus, dass das Anfang November der Fall ist.“ In den Ortschaften sollen im Fall des Falles Leuchttürme entstehen, etwa in Feuerwehrgeräte- oder Bürgerhäusern, als Anlaufstelle für Menschen, die sich verletzt haben, die eine Meldung machen müssen, Fragen haben oder sich mal aufwärmen wollen.

Das Rathaus Schleiden muss auch vor Hackerangriffen geschützt werden

Hier solle es Licht, Wärme und Informationsmöglichkeiten geben. Und woher kommt die Energie? „Wir sind gerade in der Erfassung. Das ist ja das Schöne im ländlichen Raum, hier gibt es einen Kamin, dort Radiatoren, woanders vielleicht eine externe Einspeisung.“

Auch mit dem Thema Cyberangriffe müssen sich Verwaltungen wie die der Stadt Schleiden befassen. Das sei aber schon seit längerem der Fall, versichert der Bürgermeister. Schließlich gelte es externe Daten zu schützen. Bei einer Übung der Führungskräfte im Frühjahr habe die Abwehr eines inszenierten Hackerangriffs sehr gut geklappt, so Pfennings.

Schon Annegret Kamp-Karrenbauer hat als damalige Verteidigungsministerin klargestellt: Die Bundeswehr sei kein bewaffnetes THW. Diesen Hinweis nahm Ingo Pfennigs auch von der Veranstaltung in Düsseldorf mit nach Hause: „Die Bundeswehr schützt keine Infrastruktur.“

Einfach, weil es nicht ihre Aufgabe sei. Sie sei für die Landesverteidigung und für Aufgaben im Bündnis zuständig. Als Oberst Detlev-Konrad Adelmann, Landeskommando Nordrhein-Westfalen der Bundeswehr, das in der Düsseldorfer Veranstaltung mitgeteilt habe, so Pfennings, „war erstmal Schweigen im Raum“.

Einsatz der Bundeswehr sollte nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden

Möglich seien zwar Noteinsätze mit Reservisten. Dann müssten aber wegen der geringen Zahl an Akteuren Prioritäten gesetzt werden. Das, was die Bundeswehr nach der Flut geleistet habe, könnte keineswegs als Selbstverständlichkeit für künftige Ereignisse angesehen werden, stellt Pfennings klar.

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Sein Fazit nach der Veranstaltung: „Wir müssen die Bevölkerung und die Betriebe sensibilisieren und uns klarmachen, dass die Wohlfühlmentalität auf Dauer nicht mehr zu halten ist.“