20.000 Euro Verlust am TagDie Coronakrise bereitet Dardenne große Sorgen
- Die Coronakrise trifft das Busunternehmen Dardenne aus Schleiden besonders hart.
- Weil Schulbusse zur Zeit nicht fahren müssen und Reisen abgesagt werden, verliert das Unternehmen täglich 20.000 Euro.
- Geschäftsführer Gerd Dardenne und Disponent Falk Henkel erklären, wie es weiter geht und warum Kredite dem Unternehmen nicht helfen.
Schleiden-Olef – Einer neben dem anderen reihen sich dieser Tage die Busse auf dem Gelände von Dardenne auf. Der gesamte Parkplatz in Olef ist voll. „Das hat es noch nie gegeben, dass so viele Fahrzeuge stehen“, sagt Gerd Dardenne. Weil der Platz auf dem Gelände nicht reiche, stünden einige Busse auch bei Fahrern zu Hause. Der Geschäftsführer des Busunternehmens wirkt ratlos. Etwa 55 Busse gehören zu seiner Flotte. Sie bringen Kinder in die Schule, Wanderer in den Nationalpark und Reisegruppen an jedes Ziel. Normalerweise. Jetzt stehen die meisten von ihnen still. Der Schulbusverkehr ist eingestellt, Reisegruppen haben bis in den Juni hinein ihre Fahrten storniert. Die Coronakrise trifft auch Dardenne hart.
„Wir fahren nicht mal mehr von Schleiden nach Vogelsang“, sagt Disponent Falk Henkel. Er sitzt mit Dardenne im Büro, immer wieder kommen Fahrer und andere Mitarbeiter herein. Das vorherrschende Thema: Corona. Allein die 14 Tage verfrühter Ferienbeginn, wie Dardenne es ausdrückt, bringe einen Verlust von 150.000 Euro.
Dardenne: Alle Touren bis Ende Mai abgesagt
Hinzu kommt der Reiseverkehr. Für März, April und Mai seien schon alle Touren abgesagt. Auch Reisen im Juni wurden schon storniert. Dabei versuche er die Leute immer noch anzuhalten, erst einmal abzuwarten, sagt Dardenne. Denn die Storno-Gebühren seien immer gleich hoch. Egal ob der Kunde zwei Monate oder zwei Wochen vorher absage.
Eigentlich hätten sie einen Anspruch auf 70 Prozent der Reisekosten, berichtet Henkel. In der Realität nehmen sie aber nur rund 20 Prozent. „Weil die Leute das aus eigener Tasche zahlen“, erklärt er. Und es sei im Interesse des Unternehmens, dass die Kunden auch in Zukunft noch hier buchten.
Falk Henkel: „Irgendwann haben wir aufgehört zu zählen“
An den ersten vier Tagen habe er durch die Stornierungen jeden Tag 20.000 Euro verloren, berichtet Dardenne. Wie viel Geld dem Unternehmen insgesamt durch den ausgefallenen Reiseverkehr fehlen wird, habe er noch nicht berechnet. „Irgendwann haben wir aufgehört zu zählen“, sagt Henkel und lacht. Es ist ein bitteres Lachen.
Denn die Kosten laufen für das Unternehmen weiter. TÜV, Darlehen, Leasingraten und Mieten – all das muss Dardenne auch weiterhin bezahlen. „Wir haben direkt Kurzarbeit angemeldet“, berichtet der Geschäftsführer. Das habe es in der fast 65-jährigen Unternehmensgeschichte bisher noch nicht gegeben. Die Aushilfen und Minijobber fallen ganz weg. „Die Leute haben wir vorher dringend gebraucht“, sagt Henkel. „Jetzt fallen die finanziell ins Nichts“.
Ab Mai könnte Dardenne in Schwierigkeiten geraten
Als weitere Sparmaßnahme will Dardenne den Großteil seiner Flotte in die Ruheversicherung nehmen. Dann entfielen die Versicherungskosten, erklärt er. Die Fahrzeuge ganz abzumelden, sei mit Gebühren und Zeitaufwand verbunden. Das lohne sich nicht. Ein paar Wochen könne das Unternehmen so überleben. Aber: „Ich denke schon, dass wir ab Mai in Schwierigkeiten geraten“, sagt Dardenne.
Die Maßnahmen, die zurzeit getroffen werden, um das Coronavirus einzudämmen, halten Dardenne und Henkel trotzdem für sinnvoll. Ein Problem haben sie aber mit der angekündigten staatlichen Unterstützung. Es sei angeboten worden, den betroffenen Unternehmen Darlehen zu gewähren, berichten sie.
Kredite machen in der Branche keinen Sinn
Nur: „Kredite machen in unserer Branche keinen Sinn“, sagt Henkel. Die Fahrten seien nun einmal ausgefallen und nur schwer nachzuholen. Denn in den folgenden Monaten sei das Unternehmen bereits so gut wie ausgebucht. Die Einnahmen der kommenden Wochen fehlten einfach. „Ich glaube zu kämpfen werden wir das ganze Jahr haben“, fasst Dardenne die Situation zusammen.
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Ganz ohne Einnahmen muss das Unternehmen allerdings nicht auskommen. Denn die Dardenne-Busse fahren auch im normalen öffentlichen Nahverkehr. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir noch einen Feriendienst zu fahren haben“, sagt Henkel. Zudem habe sich das Unternehmen auf eine Ausschreibung für einen Schienenersatzverkehr zwischen Köln und Langenfeld beworben.
Sollte nach den Osterferien zumindest der Schulbusverkehr wieder starten, wäre das eine Hilfe, so Dardenne. Bis dahin putzen sie derzeit Busse und die Anlage und bereiten alles für die anstehenden Hauptuntersuchungen vor. Wenn im Büro nichts mehr zu tun sei, gehe auch er in die Kurzarbeit, berichtet Henkel. Zu schwarz sehen, will Dardenne die Situation trotzdem nicht. „Es wird ein Leben nach Corona geben“, sagt er. Da sei er sich sicher.