Zwei Erzieherinnen für drei KinderSo reagieren die Kitas auf die Coronakrise
- Der DRK-Kreisverband hat zwölf seiner 32 Kitas aus Infektionsschutzgründen geschlossen.
- Aktuell dürfen nur Kinder von Eltern, die als „Schlüsselpersonen“ arbeiten, weiterhin betreut werden.
- Doch wie lange sich die Eltern im Kreis selbst um die Betreuung ihrer Kinder kümmern können, weiß keiner der Erzieher.
Kreis Euskirchen – Da, wo normalerweise das quirlige Kinderleben tobt, in der Kita, ist es derzeit oft mucksmäuschenstill. Denn der Großteil der Kindertagesstätten ist bis zum 19. April geschlossen worden. Nur in einigen Betreuungseinrichtungen gibt es ein „Notprogramm“. Etwa in Ripsdorf, Iversheim und Weilerswist.
Rita Schmitz ist seit 1976 Kindererzieherin, wenn man die Zeit der Ausbildung hinzurechnet. Doch das, was sie gerade erlebt, ist auch für sie neu: „Dass die ganze Kita über Wochen jetzt erst einmal geschlossen bleibt, das gab es noch nie.“ Aus Infektionsschutzgründen sind alle Kitas in NRW aufgrund einer Weisung des Landesgesundheitsministeriums vom 13. März seit vergangenen Montag zu.
Kreis Euskirchen: Zwölf von 32 Kitas wurden geschlossen
Eine Ausnahme gibt es nur für Kinder von Eltern, die als „Schlüsselpersonen“ in Bereichen der öffentlichen Sicherheit, zentralen Funktionen des öffentlichen Lebens oder der medizinischen und pflegerischen Versorgung arbeiten. Für deren Kinder gibt es bei Bedarf ein Notbetreuungsangebot.
Damit das klappt, war am Wochenende auch in Ripsdorf ein spezieller Abstimmungsplan mit dem Träger, dem Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes, in Gang gesetzt worden. Die Kreisgeschäftsstelle hatte auf Basis der Rückmeldungen der Eltern bei ihren Kitas entschieden, dass „zwölf der 32 Kitas schließen können, weil es keinen Bedarf gibt“, so Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker. Wie lange es so bleibt, ist offen.
Ripsdorf: Von 34 Kindern kommen aktuell zwei in die Kita
Von den 34 Kindern in den zwei Gruppen der Kita „Kastanienlaube“ in Ripsdorf sind es derzeit noch zwei, die jeden Tag kommen, weil ihre Eltern keine Betreuungsalternative gefunden haben. Die Geschwisterkinder werden von Erzieherinnen des fünfköpfigen Teams betreut. Sie habe zwar den Eindruck, dass sich die Eltern ihrer Kita-Kinder über den Sachverhalt informiert hätten, so Rita Schmitz, doch ob es bei den beiden bislang zur „Notbetreuung“ angemeldeten Kindern auch in den kommenden Wochen bleibe, sei offen.
Insgesamt 63 Kinder sind derzeit in den noch geöffneten 20 Kitas in DRK-Trägerschaft in der Betreuung. 63 plus derzeit 16 im Stadtgebiet Euskirchen, so die Pressestelle der Stadt. Alle 21 Euskirchener Kitas sind in der Trägerschaft der Stadt. Doch schon in der kommenden Woche sind 34 Kinder aus dem Stadtgebiet angemeldet – 17 mehr.
Kollegen nutzen die Zeit für Arbeit im Home-Office
„Ja, die Situation kann sich durchaus in den kommenden Wochen ändern“, warnt auch Anja Scheffler, Leiterin des DRK-Kindergartens in Iversheim. 82 Kinder werden in der Betreuungseinrichtung hinter der Pfarrkirche normalerweise umsorgt, das Team besteht aus 20 Erzieherinnen. Dazu kommen zwei „Pias“ – Praktikantinnen in Ausbildung. „Alle Kolleginnen stehen bei uns auf abrufbereit“, so Scheffler. Auch wenn derzeit nur ein kleiner Teil tatsächlich vor Ort sei. Die anderen Kollegen und Kolleginnen nutzen die Zeit der Zwangspause für die Arbeit im Home-Office oder den Überstundenabbau.
Für die drei verbliebenen Iversheimer Kita-Kinder jedenfalls sind das gerade paradiesische Verhältnisse. Sie werden von zwei Erzieherinnen betreut. Sabrina Schiffer und Johanna Frings haben Zeit, die sie bei „Normalbetrieb“ mit 82 Kindern nie für jedes einzelne Kind hätten. „Die Kinder genießen das, sie blühen richtig auf“, freut sich Frings.
Mitarbeiterinnen über 60 bleiben zu Hause
„Die Mitarbeiterinnen, die über 60 sind, bleiben aber auch zum Teil deshalb zu Hause, weil sie zur Hauptrisikogruppe aufgrund ihres Alters gehören“, so Gabriele Göke, Leiterin des DRK-Familienzentrums in Weilerswist-Süd. 144 Kinder, von 31 Erzieherinnen und Erzieherinnen in acht Gruppen betreut – Göke managt einen kleinen mittelständischen Betreuungsbetrieb, der jetzt auf Sparflamme fahren muss.
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„Wir haben derzeit drei Kinder hier, in der kommenden Woche werden es aber – Stand heute – schon sieben sein“, so Göke. Und ob das dann so die nächsten Wochen bleibt? Auch Gabriele Göke ist eher skeptisch: Fünf Wochen lang die Kinderbetreuung anders zu organisieren als über die Kita, wenn etwa Oma und Opa ausdrücklich ausgeschlossen sein sollen, das könne viele Eltern überfordern, befürchten die Kita-Leiterinnen in Ripsdorf, Iversheim und Weilerswist gleichermaßen.
Die Kitas nutzen die Zeit zum Putzen
Göke hat in Weilerswist nun zunächst ihrem Team den Großreinemacheauftrag erteilt, ähnlich wie in Iversheim oder Ripsdorf: In Weilerswist-Süd werden Blumenbeete frühjahrsfit gemacht. Erzieher Lukas Schwarz hat sich den Hochdruckreiniger gepackt: „Das wäre bei Normalbetrieb der Kita natürlich undenkbar“, so Schwarz. Anderes, etwa Konzeptionsgespräche mit dem gesamten Team, wurde bis auf Weiteres verschoben. Man wolle kein Infektionsrisiko eingehen, so Gabriele Göke.
Rita Schmitz, die Kita-Leiterin in Ripsdorf, hat unterdessen doch eine Erinnerung aufgefrischt: „Ja, nicht hier, aber in einer anderen Kita hatten wir auch schon mal zu. Wegen Kopflausbefall der Kinder.“ Der Schädlingsbekämpfer desinfizierte damals die ganze Kita, dann wurde alles gereinigt, und die Betreuungseinrichtung war wieder offen. Was in normalen Zeiten eine kleine Katastrophe für Kinder und Eltern ist, hört sich derzeit irgendwie harmlos an.