Magnesiumkalk aus der LuftSchleidener Forstverwaltung schützt Wälder vor saurem Regen
Schleiden – Es geht hin, es geht her. Mit dröhnendem Motor flitzt der weiße Hubschrauber mit der Kennung D-HAHN kreuz und quer über den Wald zwischen Hellenthal und Schleiden. Und bei jedem Flug lässt er aus dem Kübel, der unter ihm hängt, einen leuchtend roten Streifen Pulver über dem Wald ab. Es ist Magnesiumkalk, mit dem die Arenbergische Forstverwaltung ihre Waldflächen kalken lässt.
Fast im Minutenrhythmus fliegt der Hubschrauber die Ladestation an, die unweit des Parkplatzes „Auf der Hardt“ aufgebaut wurde. Der Ablauf selber funktioniert wie ein sorgfältig choreographiertes Ballett. Der Hubschrauber fliegt eine Kurve, um aus Richtung Süden anzufliegen. Direkt vor dem Radlader stellt er den leeren Kübel ab, der sofort mit rund einer Tonne Material befüllt wird. Nach wenigen Sekunden fliegt der AS 350 Eurocopter weiter, um den nächsten Waldstreifen mit Kalk zu versehen.
Kalk-Lieferung per Helikopter
„Unter dem Helikopter hängt ein Tragekorb, unter dem sich ein Rotor befindet, der das Material verwirbelt“, erklärt Christoph Backhoff das Prinzip. Er fährt den Radlader, mit dem vor jedem Flug der Kalk in den Kübel gekippt wird. Eine spektakuläre Aktion, die viel Präzision erfordert. „Man muss sich daran gewöhnen“, sagt Backhoff. Beide Akteure, Pilot und Radladerfahrer, müssten sich aufeinander verlassen können. „Es ist aber kein Hexenwerk“, sagt er über seinen Part bei dem Vorgang: „Der Pilot hat die schwierigere Aufgabe.“
Seit mehr als 30 Jahren sei der als Hubschrauberpilot aktiv und habe zwischen 12 000 und 15 000 Flugstunden abgeleistet, sagt Backhoff über seinen Partner in der Luft. Mit einer über GPS gesteuerten Karte könne der Pilot genau sehen, welche Flächen gekalkt werden müssten. „Früher ging das alles noch per Papierkarte“, sagt Backhoff und lacht. Die Zeit drängt, berichtet er weiter. Rund eine Woche arbeitet das Team aus Ochtendung bei Koblenz daran, die Waldflächen der Arenbergischen Forstverwaltung in Schleiden mit Kalk zu bestreuen. Dann warten bereits die nächsten Auftraggeber auf den Einsatz des Teams.
Drei Tonnen Kalk pro Hektar
320 Hektar Wald werden in dieser Woche gekalkt. Ungefähr drei Tonnen Magnesiumkalk werden dabei pro Hektar ausgebracht. Die gesamte Maßnahme, so das Arenbergische Forstamt, kostet rund 70 000 Euro, die zu 90 Prozent von der EU gefördert werden. Die Bodenkalkung wird vorgenommen, wenn der Waldboden zu sauer ist. Zwischen einem pH-Wert von 7 und 4,5 haben die Pflanzen ein optimales Wachstumsklima. Bei einem pH-Wert von weniger als 4,2 beginnen sich Aluminium- und Schwermetall-Ionen im Boden zu lösen und das Wachstum der Bäume zu gefährden. In einer Dissertation aus dem Jahr 2015, in der Dr. Martin Greve die langfristigen Auswirkungen der Bodenkalkung auf drei Versuchsflächen der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft untersuchte, wurde nachgewiesen, dass so die Effekte der Versauerung des Bodens abgepuffert werden können, diese Wirkung aber nach etwa 24 Jahren nachlässt. Deshalb seien Wiederholungen notwendig, so der Autor. (sev)
Denn den Endpunkt der Kalkungssaison setzt das Wetter: „Wir müssen noch einiges machen, bevor der Frost kommt, und wir mit den Lastwagen, die den Kalk anliefern, nicht mehr in den Wald können“, erläutert Backhoff. In der vergangenen Woche wurde der Wald zwischen dem Wildfreigehege Hellenthal und Oberhausen bearbeitet. Und in dieser Woche sollen Flächen am Ruppenberg und zwischen Kerperscheid und Eichen gekalkt werden.
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Auch wenn die Hubschrauberflüge spektakulär aussehen, ist die Waldkalkung ein völlig normales Verfahren, wie Förster Max Becker von der Arenbergischen Forstverwaltung klarstellt. Damit würden die Effekte des sauren Regens neutralisiert, der den Boden im Wald belaste. „Es sind Bodenproben genommen worden bis zu einer Tiefe von einem halben Meter, die vom Regionalforstamt untersucht wurden“, erläutert er. Diese hätten ergeben, dass die Flächen, die jetzt in der Bearbeitung sind, „kalkungswürdig“ seien. „Eigentlich müsste die Kalkung viel öfter durchgeführt werden“, so Becker.