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„Nur beim Aufstellen die Nationalhymne gesungen“Schwarz-rot-goldener Maibaum sorgt für hitzige Diskussion in Schleiden

Lesezeit 3 Minuten
06.05.2024 Ärger bei Maifeier in Schleiden, Regenbogenfahnen zerstört

Nur kurz hing die Regenbogenfahne neben dem Maibaum. Später wurde sie abgerissen und zerstört.

Ein schwarz-rot-golden geschmückter Maibaum und zerstörte Regenbogenfahnen haben bei den Maifeiern in Schleiden für einigen Ärger gesorgt.

Für einigen Ärger haben Vorfälle rund um die Maifeierlichkeiten in Schleiden gesorgt. Im Rahmen einer bei der Stadt angemeldeten privaten Feier war auf dem Driesch ein Maibaum in den Farben Schwarz-Rot-Gold aufgestellt worden, was nicht alle toll fanden. Vorwürfe, dass dies ein Zeichen rechter Gesinnung sei, weist Marcel Jungnickel als Veranstalter zurück. Weil am Driesch zwei Regenbogenfahnen zerstört wurden, ermittelt jetzt die Polizei wegen Sachbeschädigung.

„2023 hatte der Junggesellenverein Schleiden noch die Maifeier am Driesch ausgerichtet“, erzählt Jan Philipp Grab, der selbst im Verein aktiv war. „Der JGV hat sich dann aber aufgelöst und ist im Bürgerverein aufgegangen“, ergänzt Johannes Klockenbrink, ebenfalls ein ehemaliger Junggeselle. In diesem Jahr habe es dort eine private Feier gegeben, bei der der Maibaum dann aufgestellt worden sei. Rund 30 Teilnehmer hätten sich getroffen.

06.05.2024 Ärger bei Maifeier in Schleiden, Regenbogenfahnen zerstört

Eine Regenbogenfahne wurde in Schleiden zerstört.

„Wenn ich solche Bäume sehe, bekomme ich Bauchschmerzen“, meinte Ursula Engel aus Gemünd. Der Maibaum sei Brauchtum und dürfe nicht für politische Zwecke instrumentalisiert werden. Sie habe sich darüber auch beim Ordnungsamt beschwert, aber ohne Erfolg. „Ich kann nicht verstehen, wie man sich darüber aufregen kann“, hält Jungnickel dagegen. Man sei lediglich stolz auf Deutschland und wolle dies kurz vor der Fußball-Europameisterschaft auch zeigen.

Nationalhymne beim Aufstellen des Maibaums gespielt

Nach Meinung von Klockenbrink könnte aber mehr dahinter stecken. Er war bei der Feier zwar selbst nicht dabei gewesen, „aber ich habe von mehreren gehört, dass dort auch rechte Lieder und das Deutschlandlied zu hören waren“. Auch das weist Jungnickel zurück: „Das stimmt nicht. Wir haben nur bei der Aufstellung des Baums die Nationalhymne gespielt.“

Klockenbrink, Grab und einige Mitstreiter wollten ein Zeichen für Weltoffenheit setzen und kamen deshalb auf die Idee, am Abend des 1. Mai eine Regenbogenfahne an den Maibaum zu hängen. „Die war schon innerhalb von 24 Stunden heruntergerissen und zerstört worden. Das war für uns ein Zeichen, dass die Angelegenheit vielleicht doch eine politische Aussage beinhaltet“, sagte Klockenbrink. Grab ist sich nicht sicher: „Bei mir haben sich im Nachhinein auch einige gemeldet, die meinen, dass es mit der Musik nicht so schlimm gewesen sei.“

Polizei ermittelt nun wegen Sachbeschädigung

Eine zweite Fahne war nach Aussage von Klockenbrink dann am Samstagmorgen gegen 7.30 Uhr an der Straßenlampe neben dem Maibaum aufgehängt worden. „Als ich dann am Mittag gegen 13.30 Uhr zufällig am Driesch vorbeigefahren bin, habe ich gesehen, wie zwei Jungen die Fahne abgerissen und angezündet haben.“ Daraufhin habe er die Polizei gerufen und Anzeige erstattet. Die Beamten hätten die Personalien aufgenommen. Eine Sprecherin der Kreispolizei bestätigte den Einsatz in Schleiden. Gegen die beiden Tatverdächtigen werden nun wegen Sachbeschädigung ermittelt.

Der Veranstalter betont, er wisse nicht, wer die Fahnen runtergerissen habe: „Ich war aber dabei, als die Polizei kam, und habe angeboten, die Fahne zu bezahlen.“ Das habe er dann auch getan.

Bürgermeister Ingo Pfennings berichtete, dass das Ordnungsamt schon am 28. April dafür gesorgt hatte, dass vor der Feier zwei Deutschlandfahnen mit Bundesadler am Driesch entfernt wurden, weil diese nur von Bundes- oder Landesbehörden benutzt werden dürften. Die seien entfernt worden. Aus der Mainacht seien keine Vorfälle bekannt.

Das Abspielen rechtsradikaler Musik sei nicht gestattet: „Brauchtum bietet keinen Platz für braunes Gedankengut.“ Über die Farben könne man diskutieren: „Wir haben positive und negative Rückmeldungen bekommen.“ Auch der Baum in Oberhausen sei Schwarz-Rot-Gold. Die Deutschlandfahne stehe nicht für rechtes Gedankengut.