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VerkehrsberuhigungRaser sollen in Schöneseiffen und Harperscheid gebremst werden

Lesezeit 4 Minuten
Ein Lastwagen mit Auflieger fährt nahe an Häusern in Schöneseiffen vorbei.

Die großen Lkw fahren in beiden Orten an einigen Stellen sehr nahe an den Häusern vorbei.

Mit Fahrbahnverschwenkungen sollen Raser künftig an den Ortseingängen von Schöneseiffen und Harperscheid abgebremst werden.

Das leidige Thema Verkehrsberuhigung in Harperscheid und Schöneseiffen erregt schon seit Jahren die Gemüter der Bürger in den Orten und in der Schleidener Politik. So auch im Stadtentwicklungsausschuss am Montagabend. Nach langen Diskussionen und zahlreichen Ortsterminen sollen nun schräge Verkehrsinseln an den Ortseingängen aufgestellt werden. Der Nachteil: Die Schleidener Stadtverwaltung schätzt, dass es zwei bis drei Jahre dauern wird, ehe die Inseln stehen.

Schon seit Jahren gibt es Klagen aus den beiden Orten über Raser und überladene Lastwagen. Doch Straßen NRW, das Straßenverkehrsamt des Kreises Euskirchen sowie die Kreispolizeibehörde verweisen darauf, dass alle gängigen Möglichkeiten zur Verkehrsberuhigung bereits ausgeschöpft worden seien.

Aktuelle Messungen würden zudem belegen, dass keine gravierenden Geschwindigkeitsüberschreitungen zu verzeichnen seien. „Eine theoretische Betrachtungsweise, die besonders von den Bürgerinnen und Bürgern von Harperscheid aber auch von Schöneseiffen real anders empfunden wird“, schreibt die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage.

Zwei Behörden schickten keine Vertreter, sondern nur E-Mails

Bei einem Termin im Februar sollte mit allen Beteiligten eine Lösung gefunden werden, doch die Kreispolizeibehörde und das Straßenverkehrsamt schickten keine Vertreter, sondern nur E-Mails mit den bekannten Argumenten. „Mich hat frustriert, dass nur ein Vertreter von Straßen NRW gekommen war“, sagte Bürgermeister Ingo Pfennings im Ausschuss.

Ein Bus, ein Auto und ein Motorrad fahren an einer Querungshilfe vorbei.

Die Querungshilfen für Fußgänger an den Ortseingängen können auch mit hohem Tempo durchfahren werden.

Die Ordnungshüter teilten mit, dass sie auch künftig in beiden Orten und im Bereich des Windparks Kontrollen durchführen werden. In Bezug auf die Geschwindigkeitsüberschreitungen von Lkw und Lastzügen in Harperscheid wurde auf verdeckte Messreihen der Stadt Schleiden verwiesen, bei der ein Wert V85 in Höhe von 55 km/h für Lastzüge und ein Wert von 58 km/h für Lastkraftwagen festgestellt worden sei. Das bedeutet, dass 85 Prozent der Fahrzeuge nicht übermäßig zu schnell unterwegs sind.

Das Straßenverkehrsamt betont, dass in beiden Orten eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf Tempo 30 sowohl für Pkw als auch für Lkw nicht mit den Vorschriften der Straßenverkehrsordnung vereinbar sei. Zumal bei den Ergebnissen der Verkehrs- und Geschwindigkeitsmessungen auch keine außergewöhnlichen Abweichungen erkennbar seien.

Zwei mögliche Lösungen blieben am Ende für die Schleidener Orte übrig

So wurden bei dem Gesprächstermin mit Bernd Egenter, Leiter der Regionalniederlassung Ville-Eifel von Straßen NRW, zwei Optionen diskutiert: Fahrbahnverengungen innerorts und der Bau schräger Verkehrsinseln an den Ortseingängen.

Bei der ersten Variante wird eine Verschwenkung und Verengung auf der Fahrbahn zum Beispiel mit Leitsäulen und Bodenmarkierungen aufgebracht. „Diese Lösung ist relativ schnell umsetzbar“, erklärte Waldemar Brost, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt. Allerdings werde der Verkehrsfluss gestört, da bei Gegenverkehr nur ein Auto den verengten Bereich passieren könne. Zudem besteht laut Verwaltung die Gefahr, dass durch das niedrige Verkehrsaufkommen auf der B258 versucht werde, die Verschwenkung ohne Behinderung oder Einbremsung zu durchfahren.

Aussagen in Vorlage wurden mit einem Kopfschütteln quittiert

„Die andere Lösung funktioniert auch ohne Gegenverkehr“, sagte Brost. Allerdings sei eine bauliche Verschwenkung mit leichter Verlegung der Fahrstreifen, bei der eine Verkehrsinsel mit wechselnden Radien in die Fahrbahn eingesetzt wird, nur mit großem Aufwand umsetzbar. „Diese Maßnahmen sind nur außerhalb der Orte möglich. Die Stadt müsste die Planung und die bauliche Abwicklung inklusive der notwendigen Gutachten und Genehmigungen übernehmen“, so der Fachbereichsleiter. Die Verschwenkungen könnten an drei Stellen an den Ortseingängen und zwischen den Dörfern angebracht werden. Die Realisierung der Inseln könne zwei bis drei Jahre dauern.

Die Kosten der Maßnahme werden nach Angaben von Brost von Straßen NRW übernommen. Im Vorfeld müsse aber eine Verwaltungsvereinbarung zwischen Straßen NRW und der Stadt geschlossen werden.

Jochen Kupp (CDU), der selbst in Schöneseiffen wohnt, quittierte die Aussagen der beiden Behörden in der Vorlage mit einem Kopfschütteln und verwies darauf, dass bei Messungen der Stadt in Schöneseiffen Höchstgeschwindigkeiten von 155 km/h (Pkw) und 108 (Lkw) gemessen worden seien. Der V85 Wert liege danach bei 70 km/h (Pkw) beziehungsweise 66 (Lkw). „Die Strecke ist gefährlich. Nach der Erweiterung des Sägewerks werden noch mehr Lkw durch die Orte fahren“, sagte Kupp.

„Ein paar Verschwenkungen aufzukleben wird nicht reichen“, betonte Kupp. Am Ortseingang von Harperscheid aus Richtung Schleiden könne auf eine Beruhigung verzichtet werden, weil die Straße dort kurvig sei und bergauf führe. „Wenn, dann sollten wir es richtig machen und eine Verkehrsberuhigung außerorts mit baulichen Maßnahmen vorsehen“, meinte auch Bürgermeister Ingo Pfennings.