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Baugrundstücke sind rarNur wenige Eigentümer in der Stadt Schleiden wollen Flächen verkaufen

Lesezeit 4 Minuten
Blick auf einen eingerüsteten Neubau zwischen zwei Bestandsbauten in Kall.

Mit dem Schließen von Baulücken kann in den Orten relativ schnell Wohnraum geschaffen werden.

Mit ihrem „aktiven Ansiedlungsmanagement“ will die Stadt Schleiden Baulücken schließen. Die Bilanz nach fünf Jahren ist durchwachsen.

Viele Kommunen kennen das Phänomen: Fährt man durch die einzelnen Ortschaften, sieht man am Straßenrand immer wieder Baulücken. Doch wenn jemand eines der Grundstücke kaufen will, um dort zu bauen, haben die Eigentümer oft kein Interesse. Diesem Trend versucht die Stadt Schleiden seit einigen Jahren mit einem „aktiven Ansiedlungsmanagement“ entgegenzuwirken.

Die Bilanz fällt durchwachsen aus: Zwar konnten seit der Einführung vor fünf Jahren 124 Grundstücke Bauwilligen zur Verfügung gestellt werden. Trotzdem gibt es immer noch mehr als 500 Baulücken im Stadtgebiet. „Wir werden weiter den Eigentümern Kaufangebote unterbreiten und Infoveranstaltungen in den Orten durchführen“, erklärt der städtische Beigeordnete Marcel Wolter. Zusätzlich sei geplant, mit der Politik in diesem Jahr auch über die Einführung der Grundsteuer C zu sprechen.

Blick auf einige Häuser in einem Neubaugebiet in Broich.

In vielen Ortschaften wie in Broich hat die Stadt Schleiden Neubaugebiete ausgewiesen, um Angebote für Bauwillige zu schaffen.

Bereits 2019 hatte der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, ein Konzept zur Bereitstellung von Wohnbaugrundstücken im Stadtgebiet zu erstellen. Im Rahmen des „aktiven Ansiedlungsmanagements“ sollen freie Grundstücke aufgekauft und Bauwilligen zur Verfügung gestellt werden, damit neuer Wohnraum geschaffen werden kann. So sollen junge Menschen im Stadtgebiet gehalten und Neubürger angesiedelt werden. Dafür wurden zuerst die bebaubaren städtischen und privaten Grundstücke analysiert und bewertet.

„In dem Zusammenhang wurden auch alle privaten Eigentümer angeschrieben und gefragt, ob sie ihr Grundstück an die Stadt zum aktuellen Bodenrichtwert verkaufen würden, damit diese im Anschluss daran mit einer Bauverpflichtung weiter veräußert werden können“, erklärt Wolter. Von dem Angebot der Stadt sei aber nur vereinzelt Gebrauch gemacht worden.

Anteil der Baulücken ist in Dreiborn am höchsten

Das Konzept wurde nun von der Verwaltung auf den neuesten Stand gebracht. Demnach gibt es trotz aller Bemühungen und 124 Vermittlungen noch 508 Baulücken im Stadtgebiet. Davon befinden sich nur ganze sieben im Besitz der Stadt. Auf die Einwohnergröße bezogen ist nach Angaben von Wolter der Anteil der Baulücken in Dreiborn am höchsten.

„Das sind immer noch zu viele ungenutzte Grundstücke im Stadtgebiet. Baulücken leisten keinen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben in den Orten und blockieren eine lebendige und attraktive Dorfentwicklung“, betont Wolter. Es gebe Orte wie Herhahn, wo sich nichts verändert habe. Dort waren vor fünf Jahren 27 Baulücken registriert, ebenso viele wie heute. In Bronsfeld, Dreiborn, Gemünd und Harperscheid sei im Vergleich zu den anderen 14 Ortschaften die Bautätigkeit dagegen sehr hoch gewesen.

Stadt verkauft Grundstücke mit einer Bauverpflichtung

„Baulücken wird es immer geben. Jeder Ort braucht ein Potenzial an Grundstücken“, so der Beigeordnete. Entscheidend sei aber deren Anzahl: „Gemessen an der Einwohnerzahl wäre eine Quote von zwei bis vier Prozent ausreichend.“ In Dreiborn liege die Zahl aber bei knapp sieben Prozent.

Alle in dem Zeitraum von der Stadt verkauften Grundstücke seien mit einer Bauverpflichtung versehen gewesen. Das betreffe den bereits erschlossenen Rosenhügel in Harperscheid sowie den Fuchsweg in Dreiborn. Für das Neubaugebiet Gartenweg in Harperscheid sei die Stadt derzeit noch in abschließenden Gesprächen mit den Eigentümern über den Erwerb von vier Grundstücken.

Grundstücke werden für Kinder oder Enkel zurückgehalten

„Das Festhalten an Baugrundstücken, obwohl mittel- bis langfristig betrachtet überhaupt keine Bautätigkeit geplant ist, ist in allen Ortsteilen der Stadt stark ausgeprägt“, schreibt die Verwaltung in der Vorlage. „Oft werden Flächen für Kinder oder Enkel zurückgehalten“, erzählt Wolter. Hinzu komme, dass es in der Niedrigzinsphase in den vergangenen Jahren nicht attraktiv gewesen sei, Grundstücke zu verkaufen und das Geld anzulegen. Manchmal seien die angegebenen Gründe aber auch nicht nachvollziehbar.

Weil Flächen nicht verkauft würden, könne in Orten wie Schöneseiffen aktuell die Nachfrage nach Grundstücken nicht mehr befriedigt werden. Mit der Einführung der Grundsteuer C könne die Stadt die Haltung der Eigentümer zumindest leicht beeinflussen. Eine Alternative zur Schließung von Baulücken ist die Ausweisung von Neubaugebieten. „Der Flächenverbrauch muss aber reduziert werden“, betont der Beigeordnete. Eine weitere Möglichkeit sei die Instandsetzung von Altbauten. „Dorfentwicklung ist ein gesunder Mix aus Sanierung und Neubau von Gebäuden“, betont Wolter.

Mit der geplanten Erschließung des Neubaugebietes Olef-Sittard wird sich nach Meinung des Beigeordneten die Situation für Bauwillige in der Tallage verbessern. Zumal dort sehr viele Grundstücke im Eigentum der Stadt seien.

Grundsteuer C soll Bauland-Spekulationen eindämmen

Mit der Reform der Grundsteuer kann ab 1. Januar 2025 eine Grundsteuer C eingeführt werden. Sie soll Spekulation mit Bauland verhindern und dafür sorgen, dass dringend benötigter Wohnraum entsteht. Bislang kommt es häufiger vor, dass Grundstücke aufgekauft werden, um eine Wertsteigerung abzuwarten und sie anschließend gewinnbringend wieder zu veräußern. Diese Spekulation mit Bauland soll die Grundsteuer C eindämmen.

Kommunen können nach einer Einführung der Steuer dann für baureife Grundstücke einen höheren Hebesatz festlegen, wenn auf diesen keine Bebauung erfolgt. Damit soll ein finanzieller Anreiz geschaffen werden, auf baureifen Grundstücken tatsächlich auch Wohnraum zu schaffen.