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HochwasserschutzSchleiden will 20 Millionen Euro investieren und Musterkommune werden

Lesezeit 4 Minuten
Blick in das Tal mit Schleiden im Hintergrund.

Eine große Retentionsfläche könnte im Tal zwischen Schleiden und Olef entstehen.

Weil die Planung für Starkregen- und Hochwasserschutzmaßnahmen weit fortgeschritten ist, erwägt das Land NRW, Schleiden zur Musterkommune machen.

Das könnte eine Chance für die Stadt Schleiden sein: Knapp 20 Millionen Euro will die Kommune für Starkregen- und Hochwasserschutzmaßnahmen im Stadtgebiet ausgeben und hat für zehn Maßnahmen Planunterlagen eingereicht. „Da bislang keine Kommune vollständig ausgearbeitete Unterlagen eingereicht hat, erwägt das Heimatministerium, Schleiden zur Musterkommune zu machen“, erklärte Frederik Link, Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft bei der Stadt, jetzt im Stadtentwicklungsausschuss.

Mit den geplanten zehn Maßnahmen soll sichergestellt werden, dass Wassermassen bei Starkregenereignissen aufgenommen, Fließgeschwindigkeiten reduziert, Treibgut von den Brücken ferngehalten werden kann und so Siedlungsbereiche geschützt werden können.

Vier große Retentionsräume sind vorgesehen

Vorgesehen sind vier Retentionsräume an der Olef in Oberhausen und Olef sowie an der Urft in Mauel und Malsbenden, die die größten Auswirkungen haben werden. In Oberhausen sollen zwischen der Bundesstraße 265 und der Straße Hofpesch 20.000 Kubikmeter Erdreich abgetragen und so ein Stauvolumen für 51.000 Kubikmeter Wasser geschaffen werden. Im Bereich der Schleidener Kläranlage könnte das Gelände um bis zu zwei Meter abgetragen und mit den rund 30.000 Kubikmetern Material ein Wall angelegt werden. Zwischen Anstois und Mauel könnten durch Geländemodellierungen sogar 91.000 Kubikmeter zusätzliches Retentionsvolumen geschaffen werden.

Hinzu kommen sechs sogenannte No-Regret-Maßnahmen in Mauel, Malsbenden (2), Schleiden, Oberhausen und Olef. In Mauel soll der Bolzplatz an der Urft abgesenkt und als Retentionsfläche genutzt werden. Eine ähnliche Fläche soll an der ehemaligen Kindertagesstätte im Wingertchen entstehen.

Die Verrohrungen einiger Bäche in der Stadt Schleiden sind zu klein

Am Lompigbach oberhalb der Jugendherberge Gemünd ist das Rohr zu klein. Deswegen soll dort ein sogenannter Notwasserweg angelegt werden, der das überschüssige Wasser in die Urft ableitet. Auch die Verrohrung am Holgenbach in Schleiden ist zu klein. Geplant ist, einen bestehenden Straßendamm zu ertüchtigen und so ein Staubecken oberhalb der Wohnbebauung zu schaffen.

„Mit den Planungen für die Maßnahmen am Holgenbach und am Lompigbach haben wir bereits begonnen“, erklärte Link. Durch umfangreiche Modellierungen sollen bestehende Geländevertiefungen am Rinkenbach in Oberhausen erweitert werden und so ein natürlicher Rückhalteraum geschaffen werden.

Am Selbach zwischen Wintzen und Olef sollen die Verrohrung rückgebaut und Flutmulden angelegt werden, die einen natürlichen Rückhalteraum bilden. Die letzte und kleinste Maßnahme im Gemünder Kurpark wurde noch einmal umgeplant. Ursprünglich sollte unterhalb des Wohnmobilstellplatzes in Zusammenhang mit dem Neubau der Brücke in der Pfarrer-Kneipp-Straße das Gelände um zwei Meter abgesenkt werden. „Die Maßnahme soll nun etwas weiter stromaufwärts durchgeführt werden“, sagt Link. Im Bereich des St.-Sebastianus-Wegs werde entlang der Urft ein Doppelprofil angelegt, das sich bis in den Kurpark erstrecke. „Dadurch werden die Siedlungsbereiche gegenüber geschützt“, so der Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft.

Ministerium stellt Bewilligung in Aussicht

Nach einer Änderung der Förderrichtlinie können Maßnahmen zum Hochwasser- und Starkregenschutz über den Wiederaufbau abgerechnet werden. Die Kosten dürfen aber maximal zehn Prozent des Budgets des Wiederaufbauplans betragen. In Schleiden sind das rund 20 Millionen Euro.

„Anfang Dezember sind die für die Vorhaben eingereichten Steckbriefe von der Unteren Wasserbehörde befürwortet werden. Die Steckbriefe wurden alle im Rathaus und ohne Unterstützung von Ingenieurbüros erstellt“, betonte Link. Anschließend seien sie dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung vorgelegt worden. Das Ministerium habe um einige Präzisierungen gebeten, eine Bewilligung aber in Aussicht gestellt.

Schon im März soll es Gespräche mit dem Ministerium, der Bezirksregierung und NRW.Urban geben. Doch es kommt noch besser: Das Ministerium will Schleiden zur Musterkommune machen und die Steckbriefe bei einem Termin mit der Bezirksregierung Köln, dem Kreis Euskirchen, den Wasserverbänden und den Kommunen vorstellen. „Wir hoffen, dass wir als Musterkommune die Projekte schneller verwirklichen können,“erklärte der Beigeordnete Marcel Wolter.

Bei einigen Maßnahmen müsse die Stadt erst einmal noch Grundstücke erwerben. Das ist aber nach wie vor nicht so einfach. „Bislang haben wir nur rund 40 Prozent der benötigten Flächen kaufen können“, so Wolter auf Nachfrage von Gerd Wolter (CDU). Einige Eigentümer wollten ihre Flächen nur eintauschen. Weil nur wenige Eigentümer bereit sind, Grundstücke für Hochwasserschutzmaßnahmen zu verkaufen, hatte die Stadt bereits im vergangenen Jahr die Möglichkeiten für Enteignungen geprüft. „Wenn es zu Enteignungen kommt, wird der gesamte Prozess länger dauern“, sagte Wolter. Entscheiden darüber müsse letztlich die Bezirksregierung.