Die Stadt Schleiden bekommt zum Fahrplanwechsel 43 virtuelle Haltestellen für Taxi-Busse. Damit soll die Attraktivität des ÖPNV gesteigert werden.
Kurze Wege für FahrgästeStadt Schleiden bekommt virtuelle Taxi-Bus-Haltestellen
Die Stadt Schleiden führt als dritte Kommune im Kreis Euskirchen die „virtuellen Haltestellen“ für den Taxi-Bus-Plus ein. Um die Orte mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) besser zu erschließen und so die Wege zu den Haltepunkten zu verkürzen, werden 43 neue Haltestellen eingerichtet, die aber nicht von Linienbussen angefahren werden. Im Schleidener Stadtentwicklungsausschuss wurde das Projekt am Dienstagabend einhellig begrüßt. Start ist bereits am 10. Dezember.
Seit 2002 ergänzt das Taxi-Bus-Plus-System als nachfrageorientiertes Anrufsystem im Kreis Euskirchen den Linienverkehr. Der Taxi-Bus ersetzt dabei auf wenig genutzten Strecken und in Zeiten geringer Nachfrage den Linienbus. Meist wird ein Stundentakt angeboten.
Während der Einstieg wie bei einem Linienbus an einer Haltestelle erfolgt, können die Fahrgäste am Zielort auch in einem rund 300 Meter großen Umkreis um eine Haltestelle, zum Beispiel an einem Supermarkt oder bei einem Arzt, aussteigen. Durch die zusätzlichen Haltepunkte in den Orten sollen die Wege insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen verkürzt werden. Das Ticket kann direkt beim Fahrer gekauft werden.
Mareike Keil von der Euskirchener Kreisverwaltung stellte die aktuelle Planung im Ausschuss vor. Im Mai 2022 hat der Kreis Euskirchen das Pilotprojekt „Virtuelle Haltestellen“ in Bad Münstereifel und Dahlem gestartet. Dort waren 56 beziehungsweise 61 zusätzliche Haltepunkte eingerichtet worden. Nun will der Kreis das Modell ausweiten. Die virtuellen Haltestellen sind festgelegte Standorte, an denen ein Mast steht, der mit einem Aufkleber gekennzeichnet wird. An den Stellen halten aber keine Linienbusse.
Bei 5990 Fahrten 8840 Fahrgäste befördert
In Schleiden sollen die neuen Haltestellen noch vor dem bevorstehenden Fahrplanwechsel eingerichtet werden. Aktuell gibt es im Schleidener Stadtgebiet fünf Linien mit einem Taxi-Bus-Plus-Angebot: 816 Schleiden – Kerperscheid – Broich – Witzen, 831 Gemünd – Dreiborn – Schleiden, 836 Schleiden – Harperscheid – Schöneseiffen, 891 Broich – Golbach – Kall und 895 Wolfgarten – Gemünd – Urftsee – Salzberg.
Mit dem Taxi-Bus-Plus-System wurden nach Angaben von Keil im vergangenen Jahr in Schleiden bei 5990 Fahrten 8840 Fahrgäste befördert. Dies entspricht einer durchschnittlichen Besetzung von 1,5 Fahrgästen pro Fahrt. Insgesamt wurden dabei im Stadtgebiet 32.160 Kilometer zurückgelegt, im gesamten Kreis Euskirchen waren es mehr als eine Million. Die Nachfrage bei den Linien in Schleiden ist unterschiedlich. Die Linie 836 ist die am stärksten nachgefragte Taxi-Bus-Plus-Linie, erklärte Keil.
Attraktivität des ÖPNV im ländlichen Raum gesteigert
Die meisten neuen Haltepunkte werden in Dreiborn und Harperscheid (je fünf) sowie in Bronsfeld, Herhahn und Schöneseiffen (je vier) eingerichtet. In Gemünd und Schleiden sind es drei beziehungsweise zwei. Das Taxi-Bus-Plus-Angebot soll laut Keil mit der Verdichtung der Haltepunkte weiter entwickelt werden. So werde ein barrierearmes Angebot geschaffen und die Attraktivität des ÖPNV im ländlichen Raum gesteigert. Derzeit würden die Flyer mit den zusätzlichen Haltestellen für Schleiden erstellt.
„Wir freuen uns, dass wir als dritte Kommune im Kreis die virtuellen Haltestellen einführen“, erklärte Bürgermeister Ingo Pfennings. Sebastian Jaax (CDU), der als stellvertretender Ausschussvorsitzender die Sitzung leitete und Wolfgang Laukart vertrat, war positiv überrascht, dass das Taxi-Bus-Plus-Angebot in Schleiden bisher schon so gut angenommen wurde.
„Von den zusätzlichen Haltestellen profitieren vor allem Orte wie Dreiborn und Harperscheid, wo der Linienbus nur auf der Hauptdurchgangsstraße hält und deshalb der Weg bis zur Haltestelle für ältere oder gehbehinderte Menschen zu weit ist“, betonte der Bürgermeister. Ziel müsse es sein, das Angebot noch deutlich bekannter zu machen: „Ich habe den Eindruck, dass der Taxi-Bus-Plus oft nur den Nutzern bekannt ist“, so Pfennings.