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Wiederaufbau nach der FlutMinisterin bringt 203-Millionen-Bescheid nach Schleiden

Lesezeit 4 Minuten
Mehrere Männer und eine Frau stehen am Zusammenfluss von Urft und Olef in Gemünd.

Über die Zukunft des Hotels Friedrichs (r.) in Gemünd sprachen (v.l.) Manfred Krautz, Ingo Pfennings, Dr. Ralf Nolten und Ina Scharrenbach.

Ministerin Ina Scharrenbach hat im Schleidener Rathaus den Bewilligungsbescheid über 203 Millionen Euro an Bürgermeister Pfennings übergeben.

„Alleine hätten wir es nicht geschafft. Wir können stolz darauf sein, dass wir in einem Land leben, in dem man nicht alleine gelassen wird“, freute sich der Schleidener Bürgermeister Ingo Pfennings. Zuvor hatte er im Rathaus von NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach den Bewilligungsbescheid für den kommunalen Wiederaufbauplan in Höhe von 203 Millionen Euro erhalten. „Diese Summe ist fast fünfmal so hoch wie der städtische Haushalt“, betonte die Ministerin.

Zu der Übergabe im Ratssaal waren der CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Ralf Nolten, Vertreter der im Stadtrat vertretenen Fraktionen, der Feuerwehr, der Verwaltung sowie von Schulen und von Wohlfahrtsorganisationen gekommen.

Das Bild zeigt eine Frau und einen Mann, der ein Papier in der Hand hält.

Den Bescheid übergab die Ministerin an Bürgermeister Ingo Pfennings.

Pfennings erinnerte in seiner kurzen Ansprache an ein Statement, dass die Ministerin kurz nach der Flut bei einem Besuch in Schleiden abgegeben hatte: „Lieber Ingo, bei unserem Telefonat dachte ich, du übertreibst. Die Realität zeigt aber, dass es noch viel schlimmer ist und keine Worte die Situation treffend beschreiben können.“

Alles zum Thema Ina Scharrenbach

Schleiden: Wiederaufbauplan umfasst mehr als 450 Einzelmaßnahmen

Wie es kurz nach der Katastrophe im Stadtgebiet ausgesehen hatte, zeigte der Bürgermeister mit einem kurzen Einspieler und einer Visualisierung. Letzteres zeigte in Blau die Überschwemmungsbereiche in der Tallage im Stadtgebiet bei einem 1000-jährlichen Hochwasser und zusätzlich in Rot die bei der Flut vor zwei Jahren betroffenen Gebiete. „Es ist eine gewaltige Aufgabe, der wir uns als Gemeinschaft aus Bürgerschaft, Vereinen, Hilfsorganisationen, Politik und Verwaltung stellen“, so Pfennings.

Eine Brücke führt über einen kleinen Fluss.

Bei der Brücke am Markt in Schleiden sind die Fundamente unterspült. Sie muss durch einen Neubau ersetzt werden.

Der Wiederaufbauplan der Stadt umfasst 452 Einzelmaßnahmen, mit denen die Schäden an der kommunalen Infrastruktur in der Tallage von Oberhausen bis Gemünd behoben werden sollen. „Die Hochwasserkatastrophe hat die Stadt Schleiden besonders hart getroffen. Von allen betroffenen Städten und Gemeinden in NRW ist hier die Schadensbetroffenheit mit 15.700 Euro pro Einwohner am höchsten“, nannte die Ministerin neue Zahlen.

Die Hochwasserkatastrophe hat die Stadt Schleiden besonders hart getroffen.
NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach

Auf Platz zwei liege Heimbach mit 11.250 Euro, gefolgt von Bad Münstereifel mit 10.200 Euro. Daran könne man erkennen, welche Kraft das Wasser gehabt habe.

Allein 44 Millionen Euro für Schulen, Kitas und Sportanlagen

„Gemeinsam packen wir an und bauen wieder auf“, meinte Scharrenbach. Mehr als 44 Millionen Euro seien allein für den Wiederaufbau von Schulen, Kindergärten, Sporthallen und Sportplätzen vorgesehen. Gut 14,8 Millionen Euro würden für den Neubau des Bauhofs und der Feuerwache sowie sechs Millionen Euro für eine neue Brücke über die Olef in Richtung Bronsfeld bereitgestellt.

„An der ein oder anderen Stelle fehlen immer noch Handwerker oder Material. Aber damit können wir mittlerweile umgehen“, sagte die Ministerin. In den Fällen werde einfach eine andere Maßnahme vorgezogen. „Ich wünsche mir, dass Sie mit dem Wiederaufbau vor 2030 fertig sind“, meinte die Ministerin.

Ein vom Hochwasser zerstörter Park in Schleiden, der noch nicht wieder saniert wurde.

Der Sturmiuspark in Schleiden wurde bei der Flut zerstört und ist noch nicht wiederhergestellt.

Da ist Waldemar Brost, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt, aber skeptisch. Er geht davon aus, dass der Wiederaufbau die Verwaltung voraussichtlich die nächsten zehn Jahre begleiten wird. „Zehn Jahre klingen natürlich sehr lang, aber der gesamte Wiederaufbau muss neben den klassischen Verwaltungsaufgaben gestemmt werden“, hob der Bürgermeister hervor. Den Mitarbeitern dankte er für ihr unermüdliches Engagement.

Auch die Menschen hat die Flutkatastrophe im Schleidener Tal „beschädigt“

Darüber hinaus, so Scharrenbach, gehe es aber auch um die Schäden, die die Menschen bei der Flut davongetragen hätten. „Darum kümmern sich Mitarbeiter des Hilfszentrums Schleidener Tal und Wohlfahrtsorganisationen“, sagte die Ministerin und dankte für den Einsatz.

Anschließend besuchte sie einige Stationen des Wiederaufbaus im Stadtgebiet. Durch den noch nicht wiederhergestellten Sturmiuspark in Schleiden ging es weiter zur gerade fertiggestellten Sporthalle des Johannes-Sturmius-Gymnasiums. Danach war die für den Autoverkehr gesperrte Brücke am Markt an der Reihe: „Sie sieht für den Laien gut aus, aber die Fundamente sind extrem stark unterspült“, erläuterte Pfennings.

In Gemünd schaute sich der Gast aus Düsseldorf den neu gestalteten Nepomuk-Platz an. Dabei kam Scharrenbach auch mit Manfred Krautz und Sabine Pesch, Eigentümer des Hotels Friedrichs, ins Gespräch. „Wir haben immer noch keine Einigung mit der Versicherung und müssen schauen, was mir machen“, erklärte Krautz. Man halte alles so gut wie möglich in Schuss: „Wenn Wasser durch das kaputte Dach hineinläuft, wird es abgepumpt.“ Das Erdgeschoss sei aktuell ein Rohbau.

Die provisorische Stützmauer an der Urft werde erst erneuert, wenn klar sei, wie es weitergehe, so Pfennings. Aufgrund der zentralen Lage des Hotels in Gemünd sei eine Entwicklung in dem Bereich für die Stadt von großer Bedeutung.