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Sechs WüstenschiffeAuf der Weide bei Stotzheim grasen Kamele

Lesezeit 4 Minuten

Die exotischen Vierbeiner sind sein Hobby: Dieter Pierkes, hier mit seinem jungen Helfer Felix, beim Versorgen die Kamele,

Euskirchen-Stotzheim – Eigentlich lebt Familie Pierkes von Pferden. Kontinuierlich etwa 30 davon. Genauso von deren Erziehung – auch der des Reiters – vom fachgerechten Transport der Tiere über Tausende von Kilometern kreuz und quer durch Europa sowie auch vom Handel mit den Pferden.

Doch wenn man die Von-Heimbach-Straße von Kirchheim nach Stotzheim fährt, könnte man sich plötzlich fühlen wie in einem Traum von 1001 Nacht. Auf den dortigen Wiesen dort stehen keine Pferde oder Esel, sondern gemächlich wirkende Kamele.

Trampeltiere, Wüstenschiffe mit zwei Höckern auf dem Rücken oder einfach Kamele: Mit einem Gewicht von 600 bis 800 Kilo sind die Tiere eine imposante Erscheinung. „Es ist nicht ganz einfach, sie zu halten. Viele Fragen sind offen, weil man sich in hiesigen Regionen mit ihnen nicht so gut auskennt. Man muss bedenken, dass auch die Tierärzte keine Erfahrung mit Kamelen haben“, erzählt Familienvater und Hofbetreiber Dieter Pierkes.

Mit den Kamelen geht er genauso sicher um wie mit den Pferden. Genau diese Sicherheit brauchen alle Tiere, um die Rangordnung zu achten und zu respektieren.

Attraktion zur Burgweihnacht

„Wenn man diesen Beruf nur mit dem Kopf betreiben würde, käme man früher oder später zu kurz. Das Herz muss von Anfang an mit dabei sein, es muss einem Spaß machen“, erzählt Dieter Pierkes, seit 43 Jahren im Pferde-Geschäft tätig. Die Kamele hingegen hält er aus reinem Spaß an der Freude, es ist sein Hobby.

Zur Burgweihnacht soll Eddy, ein charaktervoller Kamel-Wallach, zur Attraktion beim Krippenspiel auf Burg Satzvey werden. Sonst gibt es für die Tiere nichts zu tun, außer ihre relative Freiheit auf den Wiesen rund um den Reiterhof zu genießen.

Ziel ist eine Reitergruppe

Allerdings würden die Pierkes mit ihren Wüstenschiffen gerne eine Reitergruppe gründen und die Tiere an eine Strecke durch die umliegenden Wälder gewöhnen. Dann könnten auch andere in den exotischen Genuss kommen, auf dem Rücken eines Kameles durch die Eifel zu reiten. Übrigens: Im Gegensatz zu den übrigen Paarhufern bewegen sich Kamele im Passgang fort, was das prägnante Schaukeln ausmacht, dem sich Kamelreiter aussetzen.

Leider, so Dieter Pierkes mit Bedauern, würden heutzutage viele Kinder und Jugendliche den Erfolg erwarten, noch bevor sie die Mühe investiert hätten. Doch das ist bei seinen Tieren wohl eher schwierig: „Gerade bei den Kamelen geht alles noch langsamer als bei anderen Tieren.“

Es wird Geduld und Ausdauer, Durchsetzungsvermögen und Fleiß kosten, um aus den sechs Kamelen der Pierkes eine geübte Karawane zu machen. Und die Familie selbst könne dies ohne den zuverlässigen Einsatz von begeisterten jungen und alten Kameltreibern aus der Region nicht leisten, der Zeitaufwand sei zu hoch.

Wahre Anpassungs- und Überlebenskünstler

Kamele üben seit jeher eine Faszination auf den Menschen aus. Sie machen einen gelassenen, überlegenen Eindruck und sind zudem sehr genügsam. Doch entgegen der allgemein verbreiteten Ansicht, die Höcker der Tiere seien voller Wasser, dienen sie in Wirklichkeit als Fettspeicher.

Mit ihren großen Augen sehen Kamele besser als Menschen. Und sie sind wahre Anpassungs- und Überlebenskünstler: Ihr Stoffwechsel ist so ausgelegt, dass sie Kot und Urin extrem komprimieren können.

In der Praxis heißt das, dass sie bei Bedarf sehr lange Zeit ohne Wasser auskommen können. Wenn dann aber Wasser zur Verfügung steht, können die Tiere bis zu 200 Liter in einer Viertelstunde zu sich nehmen. Ein anderes Säugetier würde dies nicht überleben.

Kamele wurden vermutlich schon ein Jahrtausend vor Christus domestiziert und haben in bestimmten Weltregionen bis heute eine wichtige Bedeutung. Das Jahr 2024 wurde von den Vereinten Nationen zum internationalen Jahr der Kamele ausgerufen, um auf die ökologische und ökonomische Bedeutung der Tiere für die Bevölkerung in vielen Teilen der Welt aufmerksam zu machen.

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Ihre Tiere aufzugeben, das kommt für Familie Pierkes nicht infrage. Sie werden sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass sich die Exoten in unserer Region wohlfühlen. Dazu hat Dieter Pierkes einen passenden Spruch, der ihn nach eigenen Angaben sein Leben lang geprägt hat: „Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.“