Wohnraum für bis zu 3000 Menschen, Einkaufsgelegenheiten und mögliche Bombenentschärfungen.
Das Neubaugebiet am Euskirchener Stadtrand ist nicht nur deswegen ein echtes Mammutprojekt - doch noch gibt es viele Fragen.
Wir haben die wichtigsten Punkte zusammengefasst.
Euskirchen – Das Verfahren für die Planung des großen Wohngebiets am östlichen Euskirchener Stadtrand wird deutlich länger dauern als anfangs angenommen. So lautet das Fazit eines Zwischenberichts, den der Technische Beigeordnete Oliver Knaup dem Ausschuss für Umwelt und Planung vorgelegt hat.
Wohnflächen
Der größte Teil des neuen Quartiers soll auf dem ehemaligen, 13 Hektar umfassenden Gelände der Westdeutschen Steinzeugwerke entstehen. Dort sind nach Knaups Angaben vorwiegend mehrgeschossige Gebäude mit Miet- und Eigentumswohnungen geplant, zudem Reihen- und Doppelhäuser. Alles in allem will ein Investor Wohnraum für bis zu 3000 Menschen schaffen.
Auf einer Fläche an der Gottlieb-Daimler-Straße, die derzeit landwirtschaftlich genutzt wird, ist ein Nahversorgungszentrum mit einer Verkaufsfläche von mehr als 5000 Quadratmetern vorgesehen. In Geschossen über den Ladenlokalen könnten weitere 180 Wohneinheiten untergebracht werden.
Der Einzelhandel gehörte zu den Themen eines Gesprächs, das die Stadtverwaltung und die Bezirksregierung Köln über das Mammutvorhaben führten. Dabei ging es um die Frage, ob die städtebaulichen Planungen im Einklang mit den landesplanerischen Zielen stehen.
Mit Blick auf die Einkaufsmöglichkeiten halte es die Bezirksregierung wegen der geplanten Größenordnung für notwendig, so Knaup, einen zentralen Versorgungsbereich auszuweisen. Dies bedeute, dass die Stadt ihr Einzelhandelskonzept aus dem Jahr 2014 überarbeiten müsse, unter anderem, um Auswirkungen auf benachbarte Nahversorgungsbereiche, insbesondere in Kuchenheim, zu untersuchen.
Lärm und Geruch
In der Unterredung mit der Bezirksregierung ging es auch um den Immissionsschutz, beispielsweise in Bezug auf Lärm. Die umliegenden Gewerbe- und Industriebetriebe, darunter die Zuckerfabrik Pfeifer und Langen, „genießen Bestandsschutz, so dass die heranrückende geplante Nutzung darauf Rücksicht nehmen muss“, schrieb Dezernent Knaup in seinem Bericht für den Ausschuss. Mithilfe von Gutachtern müsse man eine Lösung finden, die für alle Beteiligten vertretbar sei.
Der Geruch, der von der Zuckerfabrik ausgehe, sei nachweislich – dies zeigten 140 Jahre Erfahrung – „nicht gesundheitsgefährdend“, so Knaup weiter. Die Bezirksregierung vertrete aber die Auffassung, dass der Geruch im Rahmen der Abwägung genauso berücksichtigt werden müsse wie der Lärm.
Boden
Ein hoher Aufwand geht mit der Untersuchung der Bodenverhältnisse einher. Die frühere Fläche der Steinzeugwerke gilt nach Angaben der Stadtverwaltung laut einem Gutachten von 2006 als saniert. Andererseits wurde sie 2009 als Altstandort in das Altlastenkataster aufgenommen, weil Schotter aus Recycling-Material und Bauschutt in den Boden eingebaut wurden. Zudem lägen Erkenntnisse über Erdreich vor, das mit Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet sei.
Kampfmittel
Um weitere Informationen über die Situation im Plangebiet zu erlangen, seien zusätzliche Erdbohrungen erforderlich, schreibt Knaup, der auch auf Untersuchungen des Kampfmittelbeseitigungsdienstes verweist. Demnach befinden sich in dem Gebiet elf „Blindgängerverdachtspunkte“. Diejenigen, die überbaut sind, müssen gesondert betrachtet werden.
Falls Gebäude abgebrochen werden, muss dies erschütterungsfrei geschehen. Der Kampfmittelbeseitigungsdienste fordert nach Knaups Worten zudem, „dass alle Aufschüttungen auf Flächen, in denen Bodeneingriffe geplant sind, bis auf den gewachsenen Boden von 1945 abgetragen werden“.
Das Resümee des Beigeordneten: „Es kann derzeit noch nicht ausgeschlossen werden, dass der Aufwand zum Umgang mit dem Boden das Gesamtprojekt als wirtschaftlich undurchführbar erscheinen lässt.“
Armin Flucht (CDU) sagte im Umwelt- und Planungsausschuss: „Bei einer derart großen Konversionsfläche war es von Anfang an zu erwarten, dass der Investor ein dickes Brett bohren muss.“ Horst Belter (SPD) sprach von einem „Jahrhundertwerk, wie wir es bisher in Euskirchen nicht gehabt haben“, während Grünen-Chefin Dorothee Kroll die Frage in den Raum warf, ob in einem so großen Wohnquartier womöglich auch eine Grundschule gebaut werden müsse.