Sicher im StraßenverkehrGeflüchtete Frauen absolvierten Fahrrad-Führerschein-Kurs
Euskirchen – Helm anziehen, aufsitzen, Schulterblick, losradeln. Die meisten lernen es bereits im Kindesalter: das Fahrradfahren.
Doch nicht für jeden ist das eine Selbstverständlichkeit. Deshalb fand nun nicht etwa die Fahrrad-Führerscheinprüfung einer Grundschulklasse statt, sondern ein Kurs für zugewanderte Frauen. Trotz einiger Vorkenntnisse mussten die acht Teilnehmerinnen auf dem Parkplatz des Kreissportbundes (KSB) an der Georgstraße üben, um auf den Stand der deutschen Verkehrsregeln gebracht zu werden.
Wie bei der Führerscheinprüfung wurde mit einer Theorieeinheit gestartet. „Wir haben den Frauen die Verkehrsschilder und -regeln erklärt, oder auch dass man zum Abbiegen den Arm ausstrecken muss“, sagte Charlotte Henschen, Fachkraft für „Integration durch Sport“ beim Kreissportbund.
Videos in mehreren Sprachen
„Die Teilnehmerinnen haben auch gelernt, dass es Fahrradwege gibt, dass das Fahrrad verkehrstüchtig sein und beispielsweise das Licht funktionieren muss“, ergänzte Betreuerin Gabi Albrecht: „Wir haben den Kursteilnehmerinnen zudem auch Videos in verschiedenen Sprachen gezeigt.“ Denn die Muttersprachen der angehenden Radfahrerinnen gingen mit Arabisch, Englisch oder Tamil weit auseinander.
Stattgefunden hat der Workshop im Rahmen der kulturellen Wochen und dem Bundesprogramm „Integration durch Sport“ in Kooperation mit dem Kommunalen Integrations- und Bildungszentrum (KoBIZ). „Ohne Fördermittel kann die Integration durch Sport nicht realisiert werden“, berichtete Henschen: „Die Fahrräder wurden alle von einem Ehrenamtler aus dem Rhein-Sieg-Kreis gespendet.“ Der Spender habe die Räder zudem so parat gemacht, dass sie auch verkehrssicher seien, so die KSB-Fachkraft.
Schulterblick geübt
Die Frauen, die aus der Flüchtlingsunterkunft in Schleiden stammen, mussten jedenfalls nicht überzeugt werden, an dem Kurs teilzunehmen. „Ich habe gefragt und sie haben direkt Ja gesagt“, so Gabi Albrecht. Ein zusätzlicher Anreiz sei für die Frauen, aus der Einrichtung herauszukommen „und was anderes zu machen“, so Albrecht. Und der Spaß kam bei der Schulung auch nicht zu kurz. Unter großem Gelächter fiel auch mal die eine oder andere Pylone um.
Nach dem trockenen Theorieteil ging es mit Feuereifer in die Praxis und damit rauf auf die Räder. Slalom, Parcours und einhändig fahren – Markus Strauch, Geschäftsführer des KSB, machte es vor, die Frauen machten es ihm nach. Auf Englisch und Deutsch wies er die Truppe an, beispielsweise stets einen Schulterblick zu machen.
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Einhändig Richtungszeichen zu geben wurde mit Gummiringen trainiert, die an die nächste Fahrerin weitergereicht wurden. Abschließend wurden die Frauen noch einmal auf den Ernstfall im Straßenverkehr vorbereitet: „Wir haben eine Kreuzung mit Markierungen und Verkehrsschildern aufgebaut“, erklärte Henschen. Am Ende durften alle zufrieden sein – Organisatoren wie Teilnehmerinnen. Letztere durften den Fahrrad-Führerschein entgegennehmen.