Die Familie Pesch, die in Gemünd bis zur Flut das Hotel Friedrichs betrieben hat, sieht ihre neue gastronomische Heimat in Euskirchen. Die Zukunft in Gemünd ist offen.
GastronomieBesitzer von Hotel Friedrichs in Gemünd übernehmen Posthalterei in Euskirchen
Die Posthalterei in Euskirchen hat einen neuen Besitzer. Die Familie Pesch hat die Traditionsgaststätte an der Kölner Straße/Ecke Gansweide samt kleinem Hotelbetrieb gekauft und will sie im Sommer wiedereröffnen. Wenn alles nach Plan verläuft, sogar noch vor der Europameisterschaft.
Für Sabine, Manfred sowie David Pesch und dessen Frau Rebecca Heber ist das Gastroniegeschäft samt Hotelbetrieb kein neues. Sie haben seit 2013 das Hotel Friedrichs in Gemünd geleitet. Genau wie die Posthalterei hatte die Flut am 14. Juli 2021 auch das Traditionshaus in Gemünd schwer beschädigt. Eine weitere Parallele: Seit dem Hochwasser haben bisher weder das Hotel Friedrichs noch die Posthalterei wiedereröffnet. Das soll sich nun ändern – zumindest in Euskirchen.
Die Zukunft des Hotels Friedrichs in Gemünd ist unklar
Doch wie geht es in Gemünd mit dem Hotel Friedrichs weiter? Manfred Pesch möchte die Frage nicht beantworten, sagt aber: „Unser aller Hauptaugenmerk liegt auf der Posthalterei. Hier sehen wir unsere gastronomische Heimat.“
Und in die fließt aktuell sehr viel Herzblut und Energie. Die vier Doppel- und zwei Einzelzimmer auf der ersten Etage sind bereits umgestaltet worden. Der Teppichboden wurde rausgerissen und durch Vinylboden ersetzt, der hippe Farbton Taupe dominiert die Farbgestaltung. Die hochwertigen und handgefertigten Zimmertüren sind erhalten geblieben. Die Einrichtung der Zimmer fehlt aber noch. Für die neuen Betreiber habe es nie zur Debatte gestanden, den kleinen Hotelbetrieb nicht wieder aufzunehmen.
Posthalterei: Hotelbetrieb wird wieder aufgenommen, Eröffnung im Sommer
Der Bedarf an Hotelzimmern sei groß, sagt der Euskirchener Patrick Rothkopf, der Präsident der Dehoga Nordrhein ist. „Es kommen längst nicht mehr nur Geschäftsleute nach Euskirchen. Auch der Freizeittourismus ist ein Thema – beispielsweise durch Wandern, Radfahren oder die Therme“, erklärt er.
Dass die Posthalterei in Euskirchen eine Gaststätte bleibe und kein neues Konzept verpasst bekomme oder gar abgerissen werde, freut Rothkopf: „Für Euskirchen ist die Posthalterei enorm wichtig. Die Stadt profitiert davon, je besser und lebendiger die Gastronomie ist.“
Auf ein kleines bisschen Veränderung müssen sich die Euskirchener aber einstellen. Zwar wird der Name des Hotels weiter „Alte Posthalterei“ sein – auch der Schriftzug an der Fassade wird bleiben. Aber das Restaurant selbst werde einen neuen Namen erhalten, sagt David Pesch. Doch auch der habe etwas mit dem Standort und dem Gebäude zu tun – das Restaurant wird „1830“ heißen. „Uns war wichtig, dass es einen Bezug gibt. Und da in dem Jahr das Gebäude errichtet worden ist, passt es“, so David Pesch.
Bis zur Eröffnung ist aber noch einiges zu tun. Beispielsweise wird, so Manfred Pesch, die Küche vergrößert. Dafür muss noch eine Wand herausgerissen werden. So werde zwar keine offene Küche entstehen, aber „man kann uns schon ein bisschen beim Anrichten zusehen“, sagt der künftige Posthalterei-Chef.
Die Theke in der Mitte der Posthalterei, künftig dann „1830“, werde ebenfalls wieder aufgebaut. Aktuell ist sie abgebaut, damit die Handwerker besser arbeiten können. „Die Theke wird sogar ein kleines bisschen größer und auch gewollt mit Sitz- und Essgelegenheiten ausgestattet“, sagt Manfred Pesch: „Der Thekenbereich ist sehr beliebt.“
Auch Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt ist glücklich. „Die Posthalterei ist ein Filetstück der Gastronomie – wunderbare Lage, alteingesessen, sehr bekannt“, sagt er bei einer Stippvisite: „Es ist toll, dass erfahrene Gastronomen das Restaurant übernommen haben und künftig das Angebot in Euskirchen abrunden.“
Stadt hat keinen Einfluss darauf, wie viele Dönerläden es in Euskirchen gibt
Es sei gut, dass ein anderer Aspekt des kulinarischen Angebots betont werde. „Wir als Stadt haben keinen Einfluss auf Vermietungen in der Innenstadt“, betont der Bürgermeister. Am Ende regele das der Markt. Und wenn in Euskirchen der Bedarf für fünf oder sechs Döner-Restaurants oder zahlreiche Kioske sei, dann müsse man das akzeptieren. „Es siedeln sich in der Innenstadt Branchen an, die nicht mit dem Internet konkurrieren müssen. Im Internet kann man eben kein Döner essen oder sich auch nicht die Nägel machen lassen“, so Reichelt.
Döner wird es im „1830“ nicht geben, das steht fest. „Es wird eine frische regionale Küche werden“, so Manfred Pesch. Rebecca Heber ergänzt, dass die auch leichte internationale Einflüsse haben könnte. Eine „gut bürgerliche Küche“ werde es nicht. „Wir wollen schon den Flair des Hauses aufgreifen, aber eine Haxe wird es nicht geben. Uns ist die Regionalität und Nachhaltigkeit wichtig“, so Heber.
Posthalterei: Verkauf fiel Eigentümer Ruhroth schwer
Diese Nachhaltigkeit ist auch für Marius Ruhroth wichtig – wenn auch in anderer Form. „Wir haben viele Zukunftspläne für die Posthalterei durchgespielt. Die oberste Prämisse war, dass der Charakter des Hauses beibehalten wird“, sagt der ehemalige Eigentümer. Der Kontakt zu den neuen Eigentümern sei über einen gemeinsamen Weinhändler entstanden.
„Wir waren schnell auf einer gemeinsamen Wellenlänge“, sagt Ruhroth. Er freue sich auf das, was die Familie Pesch mit Unterstützung von Rebecca Heber in Euskirchen nun verwirklichen will. „Uns war wichtig, dass hier etwas Vernünftiges passiert und nicht irgendwas“, so Ruhroth. Am Ende habe es viele Gründe gegeben, die Posthalterei nicht in Eigenregie wieder aufzubauen. Daher sei die jetzige Lösung auch die beste.
Und die neuen Eigentümer? „Wir haben große Lust“, sagt David Pesch stellvertretend. Auch von einer Flutimmobilie in die nächste zu ziehen, störe nicht. Sämtliche Zweifel seien schnell verflogen gewesen. „Wir haben alles andere als die Nase voll von der Gastronomie. Wir freuen uns auf die neuen Aufgaben“, ergänzt Vater Manfred.
Schleidens Bürgermeister wünscht schon mal viel Erfolg
Für Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings kommt das Engagement der Familie Pesch in Euskirchen nicht aus heiterem Himmel. „Wir hatten schon davon gehört, dass die Eigentümer des Hotels Friedrichs in Euskirchen ein neues Restaurant eröffnen. Dafür wünschen wir ihnen viel Erfolg“, sagt er. Pfennings hätte sich natürlich sehr gefreut, wenn das Hotel Friedrichs wieder eröffnet worden wäre.
Es habe schon erste Gespräche mit der Anwaltskanzlei gegeben, die sich um den Verkauf des Hotels kümmere, sagt der Bürgermeister im Gespräch mit dieser Zeitung. „Wir werden als Stadt helfen, einen neuen Betreiber zu finden. Unser Ziel ist ein Betrieb mit einer guten Gastronomie und einem Hotel“, so Pfennings. (wki)