Der Standortälteste der Bundeswehr in Euskirchen empfing 150 Gäste im markanten Neubau. Insgesamt werden mehr als 100 Millionen Euro investiert.
NeujahrsempfangDie Bundeswehr hat den ersten Neubau in Euskirchen bezogen
Die Bundeswehr investiert mehr als 100 Millionen Euro in den Standort Euskirchen. Er ist mit seinen sechs Dienststellen und gut 1800 Dienstposten der viertgrößte in Nordrhein-Westfalen. Und er wächst weiter. Schon 2013 hatten die Bundesministerien der Verteidigung und der Finanzen Baumaßnahmen genehmigt, die nun nach und nach abgeschlossen werden.
Das erste neue Gebäude, das für die Nutzung freigegeben worden ist, ist die Fachinformationsstelle des Zentrums für Geoinformationswesen der Bundeswehr. Auf dem Gelände der Generalmajor-Freiherr-von-Gersdorff-Kaserne an der Kommerner Straße ist es ein echter Blickfang. Dafür sorgen die Paneele in Gelb, Orange und Rot an der Fassade, die sich im Tagesverlauf immer entsprechend dem Sonnenverlauf ausrichten und im oberen der beiden Stockwerke das Licht gleichmäßig verteilen.
Die Bibliothek zog von einer Euskirchener Kaserne in die andere
Davon profitieren die Nutzerinnen und Nutzer des Neubaus, der unter anderem eine wissenschaftliche Spezialbibliothek beherbergt. Sie umfasst auf 2700 Quadratmetern einen Bestand von rund 100.000 Medien – in der Hauptsache Fachbücher, zudem Atlanten und mehr als 250 laufend aktuell gehaltene Zeitschriften.
Sie stehen den Geografen, Geologen, Meteorologen und Biologen zur Verfügung, die für das Zentrum für Geoinformationswesen arbeiten, sagte jetzt Andrea Campen, Leiterin der Fachinformationsstelle, die vorige Woche von der Mercator-Kaserne an der Frauenberger Straße in das neue Domizil gezogen ist.
„Wir verfügen hier über 3000 Regalmeter“, ergänzte sie am Rande des Neujahrsempfangs, zu dem der Standortälteste der Bundeswehr in Euskirchen, Brigadegeneral Peter Webert, geladen hatte. Er begrüßte in dem Neubau rund 150 Vertreter und Vertreterinnen aus Politik, Wirtschaft, Kirchen, Verbänden und Verwaltungen sowie aus den Reihen der Bundeswehr.
Die Weltlage wirkt sich auf den Bundeswehrstandort Euskirchen aus
Webert lenkte den Blick auf die Weltlage, unter anderem auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, und zitierte Verteidigungsminister Boris Pistorius. Er habe gesagt, „wir müssten uns wieder an den Gedanken gewöhnen, dass die Gefahr eines Krieges in Europa drohen könnte“. Die Schlussfolgerung, die Pistorius daraus ziehe, laute: „Wir müssen kriegstüchtig werden. Wir müssen wehrhaft sein.“
Die Bundeswehr müsse „Krieg führen können, um keinen Krieg führen zu müssen“, gab Webert einen Leitsatz des Ministers wieder. Dies habe Auswirkungen auf alle Dienststellen am Standort Euskirchen. So müsse das Zentrum für Geoinformationswesen für die Landes- und Bündnisverteidigung neue Produkte herstellen, zum Beispiel Straßen- und Brückenkarten.
Der Brigadegeneral lobte die Kooperation mit der Stadt Euskirchen
„Ein Panzerkommandant will wissen, ob er mit seinem 64-Tonnen-Panzer über eine Brücke kommt oder eben nicht“, sagte Webert. Deshalb hätten die hiesigen Spezialisten eine Methodik sowie ein Datenmodell zur Erfassung von Brücken entwickelt und es mithilfe der Stadt Euskirchen getestet. Webert lobte die Kooperation und fügte hinzu: „Was im Kleinen mit Euskirchen klappt, wird dann auch für den Rest der Republik funktionieren, so unsere Annahme.“
Der Standortälteste stellte auch weitere Dienststellen der Bundeswehr in der Kreisstadt vor, etwa das Zentrum für Cyber-Sicherheit sowie die Big Band der Bundeswehr, die mit einem Ensemble um Sängerin Inga Lüning auch die musikalische Unterhaltung der Gäste übernahm. Ebenfalls in Euskirchen angesiedelt sind Teile des Streitkräfteamtes, des Bundeswehrdienstleistungszentrums Bonn und des Zentrums für Digitalisierung und Fähigkeitsentwicklung der Bundeswehr.
Sanitätsversorgungszentrum zieht von Mechernich nach Euskirchen
Bald, so Webert, werde der Standort Zuwachs bekommen, und zwar durch den Umzug des Sanitätsversorgungszentrums von Mechernich nach Euskirchen. Es werde mit 27 militärischen und zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die hausärztliche und zahnärztliche Versorgung von Soldatinnen und Soldaten aus den Standorten Rheinbach, Mechernich und Euskirchen sicherstellen. Ein weiterer Schwerpunkt sei die wehrmedizinische Begutachtung mit Blick auf spezielle Verwendungen und Auslandseinsätze.
Für das Sani-Zentrum entsteht in Euskirchen ebenso ein Neubau wie für die noch in Fürstenfeldbruck beheimatete Ausbildungseinrichtung des Zentrums für Geoinformationswesen. Darin werden auf 5000 Quadratmetern Büros und Schulungsräume untergebracht für den Nachwuchs in den Geowissenschaften. Hinzu kommen zwei Gebäude mit Unterkünften für 176 Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer sowie ein Neubau für IT-Fachleute. Mit seiner Aluverkleidung biete es einen guten Schutz gegen Abhörversuche, erklärte Oberstleutnant Ralf Keller von der Pressestelle des Zentrums für Geoinformationswesen.
„Wir als Bundeswehr fühlen uns in Euskirchen sehr gut aufgehoben“, sagte Brigadegeneral Webert. „Euskirchen steht für ein Miteinander, zu dem sich die Stadt, der Kreis und die Dienststellen am Standort in besonderem Maße bekennen und fortwährend einsetzen.“
Nach dem Standortältesten sprach die Militärpfarrerin Silke Röcher-Hoffmann zu den Gästen, und zwar über den Bibelvers „Alles, was Ihr tut, geschehe in Liebe“. Mit Blick auf aktuelle politische Entwicklungen sagte sie, in Deutschland würden „immer mehr Stimmen laut, die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu zersetzen drohen. Wir lassen uns aber nicht gefallen, dass unser Wertesystem angegriffen wird, sondern werden es verteidigen“.