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Nach Corona und FlutDer erste Neujahrsempfang des Euskirchener Bürgermeisters

Lesezeit 5 Minuten
Die beiden Bürgermeister am Rednerpult. Der französische Bürgermeister trägt eine Schärpe in den französischen Nationalfarben.

An der Seite von Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt (l.) betonte Boris Ravignon, Bürgermeister von Charleville-Mézières, die hohe Bedeutung der deutsch-französischen Partnerschaft beider Städte.

Wegen Corona und der Flutkatastrophe konnte Sacha Reichelt erst nach vier Jahren Amtszeit erstmals den Neujahrsempfang als Euskirchener Bürgermeister moderieren.

Vier Jahre lang hat Sacha Reichelt bereits das Amt des Bürgermeisters von Euskirchen inne, und dennoch trat er am Samstag zum ersten Mal als Redner beim Neujahrsempfang der Kreisstadt vor sein Publikum. „Daran merkt man schon, dass in dieser Zeit einiges anders gelaufen ist als geplant“, eröffnete der erste Bürger der Stadt seine Ansprache.

Nach der Covid-19-Pandemie und der Flutkatastrophe war im vergangenen Jahr eine Corona-Erkrankung ausschlaggebend dafür, dass Sacha Reichelt die Leitung des Empfangs seinem Beigeordneten Alfred Jaax überlassen musste. Zur Feier des Anlasses seines ersten Neujahrsempfanges hatte sich der Bürgermeister daher auch eines besonderen Accessoires bedient.

2023 stellte auch die Kreisstadt Euskirchen vor Herausforderungen

„Da unsere französischen Ehrengäste alle eine so schöne Schärpe tragen, habe auch ich geschaut, was wir Vergleichbares aufbieten können. Na ja, über die Bürgermeister-Kette kann jeder seine eigene Meinung haben. Ich habe jedenfalls eine deutliche dazu“, scherzte der bekennende „Kettenmuffel“.

„Die letzten Jahre waren geprägt von besonderen Herausforderungen. 2023 war zum Beispiel auch die Inflation mit steigenden Preisen und Energiekosten ein wichtiges Thema in ganz Deutschland“, so Sacha Reichelt. Krisen wie die Kriege in der Ukraine und im Heiligen Land seien schreckliche Ereignisse, die auch aufgrund der daraus folgenden Flüchtlingszuweisungen Kommunen nach wie vor vor Herausforderungen stellten. „In Euskirchen haben wir uns frühzeitig genug vorbereitet und waren daher in Sachen Unterbringung von Flüchtlingen jederzeit Herr der Lage.“

In Euskirchen haben wir uns frühzeitig genug vorbereitet und waren daher in Sachen Unterbringung von Flüchtlingen jederzeit Herr der Lage.
Sacha Reichelt, Bürgermeister von Euskirchen

Der Wiederaufbau der durch die Flut zerstörten Infrastruktur und kulturellen Einrichtungen sei ebenso prägend für das vergangene Jahr gewesen wie die positiven und negativen Erfahrungen der voranschreitenden Digitalisierung. „Generell möchte ich hier auch einmal sagen, dass wir einerseits sehr froh sind, die Möglichkeiten der Sozialen Medien nutzen und darüber viele Menschen erreichen zu können. Andererseits aber ist die Diskussionskultur dort leider in Deutschland – und Euskirchen ist auch diesbezüglich keine Insel – mitunter ziemlich unangemessen.“

Sachliche Kritik könne eine Diskussion vorantreiben, haarsträubende und sachlich falsche Behauptungen schmälern hingegen lediglich das sinkende Niveau der gesellschaftlichen Debatten.

Die Teilnehmer des Neujahrsempfangs applaudieren nach einer Rede.

Mehr als 400 Gäste lauschten am Samstag den Worten von Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt zum Neujahrsempfang in der Alten Tuchfabrik.

Doch auch zahlreiche positive Entwicklungen wie die Euskirchen-App mit einer Übersicht über die Kulturveranstaltungen, die im Laufe des Jahres stattfinden, oder die bereits aktive SVE-App mit Echtzeitinformationen zum Fahrplan seien Teil dieser Vernetzung. Letztere fördere im Zusammenspiel mit dem Beschluss, allen Schülerinnen und Schülern ein Deutschlandticket zur Verfügung zu stellen, auch den Wunsch junge Menschen schon früh für den ÖPNV gewinnen zu können.

Workshops rund um das Thema Starkregen und Hochwasserschutz, Parkanlagen für alle Generationen und zahlreiche weitere Maßnahmen seien 2023 auch verstärkt in Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern durchgeführt worden, für die diese Projekte gedacht seien. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei auch nach wie vor dem Verlust des City-Forums und dem damit verbundenen Umzug zahlreicher Veranstaltungen in den sogenannten Wohnraum in der Alten Tuchfabrik.

Bis 2024 sollen Entwürfe des neuen City-Forums vorliegen

„Damit das hier aber ein Provisorium bleibt, läuft das Verfahren zum Bau eines neuen City-Forums oder einer neuen Stadthalle bereits auf Hochtouren“, so Reichelt. „Der Stadtrat hat den weiteren Ablaufplan 2023 beschlossen und einen Architektenwettbewerb festgelegt, der 2024 hoffentlich einige spannende Entwürfe für dieses wichtige Bau- und Kulturprojekt Euskirchens in exponierter Lage gleich am Bahnhof liefern wird.“

Der Neujahrsempfang sollte jedoch nicht ausschließlich zur Aufarbeitung des vergangenen Jahres dienen, sondern auch einen Ausblick auf kommende Ereignisse bieten. Nachdem sich Sacha Reichelt und Boris Ravignon, Bürgermeister der französischen Partnerstadt Charleville-Mézières, lachend darauf geeinigt hatten, dass das sonst so beliebte Thema Fußball angesichts der letzten Leistungen der deutschen Nationalmannschaft für viele Anwesende wenig erfreulich sei, betonten beide den Wert grenzübergreifender Zusammenarbeit.

Bürgermeister Sacha Reichelt überreicht die Urkunde an Horst Belter.

Für sein langjähriges Engagement für die Stadt Euskirchen wurde Horst Belter am Samstag die Ehrenbezeichnung „Ehrenstadtverordneter“ verliehen.

„Seit 1961 besteht die Partnerschaft unserer Städte, und es ist unser aller Aufgabe, diese Freundschaft lebendig zu erhalten“, erklärte Boris Ravignon und stellte dabei seine fließenden Deutschkenntnisse unter Beweis. „Wir sollten uns nicht immer auf die wenigen Unterschiede konzentrieren, sondern das hervorheben, was uns alle vereint. Wir sind Europäer, und gemeinsam können wir deutlich mehr erreichen.“

Horst Belter zum Ehrenstadtverordneten ernannt

Abschließend ließ Sacha Reichelt seinen Blick noch einmal innerhalb der Stadtgrenzen schweifen, um den Einsatz eines Gastes beim Neujahrsempfang besonders hervorzuheben. Mit der Auszeichnung zum Ehrenstadtverordneten wolle er die Leistung unterstreichen, die Horst Belter über einen langen Zeitraum im Rat der Stadt Euskirchen erbracht und damit das politische Geschehen positiv mitgeprägt habe.

Der Musikverein Kreuzweingarten-Rheder beim Spiel.

Die musikalische Untermalung des Neujahrsempfangs übernahmen die Mitglieder des Musikvereins Kreuzweingarten-Rheder.

„In vielen Themenbereichen war Horst Belter unterwegs und hat sich dabei stets aktiv darum bemüht, in seiner Stadt Dinge zu bewegen“, so Reichelt. „Er war stets in erster Reihe, wenn es darum ging, das Ehrenamt tatkräftig zu unterstützen und zu fördern. So ist er selbst im Karnevalsverein aktiv, setzt sich für die Verständigung von Einheimischen und Migranten ein und ist seit letztem Jahr Vorsitzender des neu gegründeten Städtepartnerschaftsvereins.“ Grund genug also, die Auszeichnung zum Ehrenstadtverordneten im Rahmen des Neujahrsempfangs durchzuführen.

„Ich habe in meinem Leben viel erlebt, einiges geschafft, es gab auch Rückschläge, aber der liebe Gott hielt schützend seine Hand über mich und stellte mir in vielen Bereichen gute Menschen zu Seite“, betonte Horst Belter sichtlich gerührt. „Man kann so vieles gemeinsam erreichen und sich freuen. Sehr viele Menschen bringen sich ehrenamtlich ein, und es dürfen ruhig noch mehr werden. Das ist unsere Zukunft: sich engagieren, für andere da sein und helfen, nur so kann es unserer Gesellschaft besser gehen.“