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Prozess in BonnDrei Euskirchener wegen Cannabis-Plantage zu je drei Jahren Haft verurteilt

Lesezeit 2 Minuten
Zwei Polizisten gehen in Richtung einer Halle. Vor ihnen ist ein THW-Helfer zu erkennen.

In Hallen in einem Industriegebiet wurden die Drogenplantagen im April 2022 entdeckt und von der Polizei sichergestellt.

Insgesamt vier Angeklagte mussten sich wegen der Cannabis-Plantagen auf Lkw-Anhängern in Euskirchen verantworten.

Das Zusatzgeschäft, das sich ein Unternehmerpaar aus Euskirchen vom Drogenanbau offenbar versprochen hatte, hat sich nicht wirklich rentiert: Die 7. Große Strafkammer des Bonner Landgerichts verurteilte die Eheleute und einen Neffen (36) wegen bandenmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln zu jeweils drei Jahren Haft. Ein Gehilfe (57) kam wegen Beihilfe mit einer Bewährungsstrafe von anderthalb Jahren davon.

Damit blieben die Richter unter dem von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafmaß: Die Ankläger hatten auf fünf Jahre für das Ehepaar sowie für den Neffen auf fünf Jahre und drei Monate Haft plädiert. Die Verteidigung der vier Angeklagten ist gegen das Urteil in Revision gegangen.

Polizei fand 386 Cannabis-Pflanzen auf Lkw-Anhängern

Angeklagt worden waren zwei Fälle des Drogenhandels zwischen dem 1. Februar und 27. April 2022 in Euskirchen. Die durchweg geständigen Beschuldigten erklärten in ihren Einlassungen, dass sie die kriminellen Taten begangen haben, weil ihnen durch die Corona-Pandemie wesentliche Geschäftserträge aus ihrem Fuhrunternehmen verloren gegangen seien. Zudem habe der 59-jährige Firmenchef seinen pflegebedürftigen Ziehvater unterstützen müssen.

Die Rauschgiftfahnder der Kreispolizei gehen aber nach der Auswertung des Chatverkehrs der Beschuldigten davon aus, dass die Cannabisplantage in zwei Hallen in einem Industriegebiet schon vor Corona, nämlich bereits im Jahr 2018, in Betrieb genommen worden ist. Die Kripo kam den Angeklagten nach einem anonymen Hinweis ans Landeskriminalamt auf die Spur, legte sich auf die Lauer und entdeckte bei einer Razzia das für die Aufzucht der 386 Marihuana-Pflanzen notwendige Equipment.

Die Euskirchener wurden womöglich aus Eifersucht verraten

Die Töpfe standen auf Lkw-Aufliegern, es gab Trockengeräte und Bewässerungsanlagen sowie Lampen, die das Sonnenlicht ersetzten. Die Energie wurde von Solarpaneelen auf dem Dach geliefert. Der einschlägig vorbestrafte Gehilfe wohnte, behelfsmäßig eingerichtet, in einer der Hallen und kümmerte sich um die Plantage.

Bei einer weiteren Durchsuchung in der Wohnung des Neffen in Heinsberg beschlagnahmte die Kripo Drogen sowie eine Softairpistole und einen Schlagring. Während der für den Vertrieb des Rauschgifts zuständige Angeklagte behauptete, das Metallstück sei zur Dekoration an die Wand genagelt worden, stufte es das Gericht strafverschärfend als griffbereite Waffe ein.

Auch der anonyme Tippgeber an die Polizei ist inzwischen bekannt: Es soll sich um einen Bekannten der Hallenvermieterin handeln, der möglicherweise aus Eifersucht die Plantage verpfiffen hatte. Gegen ihn wird ermittelt, weil er einer der Großabnehmer gewesen sein soll.