Drei Burgen stehen im Kreis Euskirchen zum Verkauf. Eine davon ist die Kleeburg bei Weidesheim. Das Mindestgebot: 2,5 Millionen Euro.
Exquisite ImmobilieDie schicke Kleeburg in Euskirchen sucht (sich) einen neuen Besitzer
„Eine Burg sucht sich ihren Besitzer selbst“, sagt Christoph Freiherr Schenck zu Schweinsberg, Geschäftsführer von Schencks Land- und Forstimmobilien GmbH, ein in Hamburg ansässiger Spezialmakler für denkmalgeschützte Schlösser und Herrenhäuser. Er muss es wissen. In ganz Deutschland hat er schon Burgen und Schlösser verkauft, so etwa 2013 im Auftrag von TV-Entertainer Thomas Gottschalk Schloss Marienfels hoch über dem Rhein in Remagen.
Aktuell hat er mit der 1986 unter Denkmalschutz gestellten Kleeburg am Ortsrand von Weidesheim ein echtes Kleinod unter den zur Verkauf stehenden Burgen im Portfolio. Harald Herzog nennt die Kleeburg in seinem Werk „Burgen und Schlösser“, in dem er 134 frühere Adelssitze im Kreis Euskirchen beschreibt, eine „der ungewöhnlichsten und reizvollsten Anlagen des Kreises“.
Die historische Wasserburg ist von ihrem Vorbesitzer, Michael Freiherr von Korff, seit der Übernahme 1997 mit sehr viel Liebe für Details renoviert und ausgebaut worden. Und dadurch, so der Makler, befinde sie sich in einem Top-Zustand. Schäden, die die Flutkatastrophe im Juli 2021 angerichtet hatte, hat von Korff wieder komplett beseitigt. Ein Käufer, so der Makler, könne von jetzt auf gleich einziehen und sie auf vielfältige Weise sowohl privat als auch gewerblich nutzen, wie es auch der Vorbesitzer getan hat.
1997 hat Freiherr von Korff sich mit der Burg einen Jugendtraum erfüllt
Das sah noch vor einem Vierteljahrhundert völlig anders aus. Als Freiherr von Korff sich 1997 einen Jugendtraum erfüllte und die Burg, die zuvor als Schweinemastbetrieb genutzt wurde, kaufte und mit seinem Modeunternehmen Daniels & Korff dort einzog, war die Anlage in einem desolaten Zustand. Undichte Dächer, morsche Holzbalken und kaputtes Mauerwerk prägten das Bild. Teile des Wirtschaftsgebäudes waren sogar von Einsturz bedroht.
Über fünf Jahre hinweg steckte er viel Geld, Arbeit und Ideenreichtum in die Sanierung der auf das 14. Jahrhundert datierten Burg. Mit seiner Familie zog er selbst in das mit einer Wohnfläche von 300 Quadratmetern vergleichsweise kleine Herrenhaus, das die frühere Landeskonservatorin Octavia Zanger mal als „Burg im Westentaschenformat“ beschrieben hat.
Das Herrenhaus in seiner heutigen Form wurde um 1747 errichtet und ist wie auch der Rest des Burgensembles von einem Burggraben umgeben. Über eine Zugbrücke ist es mit der dreiteiligen Vorburg mit den zwei runden Ecktürmen verbunden. 1938 fiel der Dachstuhl einem Brand zum Opfer, wurde aber im ursprünglichen Zustand wieder hergerichtet.
Fassadengerüste sind in den Wassergräben aufgestellt
In enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt baute von Korff mit dem Billiger Architekten Peter Pütz unter schwierigen Bedingungen auch die Vorburg mit den Wirtschaftsgebäuden, die zum Teil aus dem 16. Jahrhundert stammen, aus. Im Fachwerkflügel, der früher Stallungen und Gesindeunterkünfte beherbergt hatte, waren ein komplett neuer Dachstuhl und eine neue Dachbelegung nötig. Da man den Burgweiher nicht trockenlegen wollte, wurden die Fassadengerüste im Wassergraben aufgestellt. Die Gräben selbst wurden mit einer Lehmschicht neu ausgekleidet.
In einer zweiten Bauphase wurden der Ostflügel saniert und der Innenhof mit Pflaster und einer Grünanlage wieder hergestellt. Anschließend folgte die Restaurierung des Westflügels und der beiden Wehrtürme.
Kleeburg wurde Sitz des Modeunternehmens Daniels & Korff
In der Vorburg fand unter anderem die Bekleidungsfirma ihren Sitz, die der Freiherr 1978 in Köln mit seinem damaligen Partner Christian von Daniels in einer Kölner Studentenbude gegründet hatte. Die beiden Partner kauften hochwertige Baumwollstoffe und ließen diese mit großem Erfolg in einer exklusiven Näherei zu feinen Hemden verarbeiten. Die Firma beschäftigte zeitweise bis zu 70 Mitarbeiter und betrieb Verkaufsateliers in Köln, Hamburg, Frankfurt und München. 1984 wurde die Firma aufgeteilt. Daniels übernahm die neue Vertriebsfirma, Korff das ursprüngliche Hemden- und Blusengeschäft.
Dort, wo zuvor auf der Kleeburg Schweine gemästet wurden, entstanden Büros und Konferenzräume. In der ehemaligen Scheune entwarfen, fertigten, lagerten und verkauften ab Lager bis zu 20 Mitarbeiter Damen- und Herren-Oberbekleidung für den gehobenen Anspruch. Die Burg, so sagte Michael von Korff 2003 der Redaktion, sei nicht nur wegen ihrer Größe dafür ideal gewesen, sondern habe perfekt zum Image seiner Firma gepasst. „Als ich am 1. Mai 1997 auf den Hof fuhr, war für mich klar: Das ist es!“
Die Stadt Euskirchen führte auf der Kleeburg Trauungen durch
Doch Freiherr von Korff füllte die Kleeburg mit noch mehr Leben. Raum dafür hatte er mehr als genug. Insgesamt verfügt das Burgensemble, das aus insgesamt fünf um einen großen Hof gruppierten Gebäuden besteht, über eine Wohn- und Nutzfläche von 2365 Quadratmetern. Die weiteren Gebäude nutzte er für sieben Fremdenzimmer mit Bad und teilweise Küchenzeilen sowie als stilvolle Event- und Hochzeitslocation. Übrigens auch zur Freude der Stadt Euskirchen, deren Standesamt das historische Ambiente der Burg als externen Trauort nutzte.
2003, als die Bekleidungsfirma mit einem großen Empfang und einer Modenschau ihr 25-jähriges Bestehen feierte, lobte der damalige Euskirchener Bürgermeister Dr. Uwe Friedl das Engagement des Eigentümers in höchsten Tönen. Und das, obwohl die Stadt Euskirchen mit ihren zwölf Wasserburgen im Stadtgebiet eine sehr hohe Dichte toller Burgen hat. Von Korff habe mit der Sanierung ein Schmuckstück geschaffen, das er der Öffentlichkeit zugänglich gemacht habe.
An der Zufahrt des 3,7 Hektar großen Areals liegen 100 Parkplätze
Für den Burgherrn war es selbstverständlich, die Burg immer wieder für Besucher zu öffnen. Und das nicht nur bei der alljährlichen Burgenfahrt der Stadt Euskirchen oder am Tag des Offenen Denkmals.
Denn auch für Events bot das insgesamt 3,7 Hektar große Areal mit dem 18 500 Quadratmeter großen Park und seinem alten Baumbestand, der auch einen großzügigen Swimmingpool mit Gartenpavillon beherbergt, den fast 4000 Quadratmeter großen Wasserflächen und dem rund 11 000 Quadratmeter großen Grünland im Süden der Vorburg ideale Bedingungen. So gibt es an der Zufahrt zur Burg auch rund 100 Parkplätze.
Mit großen Events brachte Michael Freiherr von Korff die Burg immer wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Etwa, als er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Cam Tu Nguyen 2014 in einer buddhistischen Zeremonie durch 13 vietnamesische Mönche unglückliche Seelen früherer Bewohner der Burg befreien ließ. Oder er stellte das Ambiente für die europaweite Präsentation eines neuen Nobelmodells der Marke Bentley zur Verfügung.
Im Alter von 68 Jahren ist der Burgherr gestorben
Immer wieder lud er auch umliegende Kindergärten auf die Burg ein. Mehrere Jahre hatte außerdem die „Knigge-Gesellschaft für moderne Umgangsformen“ ihren Sitz auf der Kleeburg.
Im Alter von 68 Jahren starb der Burgherr im März dieses Jahres auf der Kleeburg. Zum Verkauf der Burg kommt es nun im Rahmen eines Nachlassinsolvenzverfahrens. Und zwar in einem Bieterverfahren. Zwei Handvoll mögliche Käufer, so Christoph Freiherr Schenck zu Schweinsberg, hätten bislang ihr Interesse bekundet. Für sie finden derzeit spezielle Burgbesichtigungen statt.
Das Mindestgebot für die Kleeburg liegt bei 2,5 Millionen Euro
Wobei in den unzähligen Räumen noch immer die Präsenz des Vorbesitzers zu spüren ist. Sowohl im Herrenhaus als auch in den Räumen der Wirtschaftsgebäude sieht es so aus, als sei der Burgherr noch da, als werde in der Werkstatt noch geschneidert und im Lager verkauft.
Vorbedingung für die Teilnahme am Bieterverfahren ist natürlich der Nachweis einer ausreichenden Bonität. Das Mindestgebot ist auf 2,5 Millionen Euro festgelegt. Christoph Freiherr Schenck zu Schweinsberg ist zuversichtlich, dass sich die Burg sehr schnell einen neuen Besitzer „suchen“ wird, zumal neben dem guten Zustand, den vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten und der ruhigen Lage die Städte der Rheinschiene durch die gute Autobahnanbindung schnell zu erreichen sind.
Eines ist dem Makler aber ebenfalls wichtig, neben der Bonität, die ja schon wegen der Entrichtung des Kaufpreises und für den Erhalt der Burg sowie Investitionen, etwa für die energetische Sanierung, nötig ist: „Wir legen zudem Wert auf das Nutzungskonzept des neuen Eigentümers, damit das Objekt in einem denkmalgerechten Zustand erhalten werden kann.“