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InterviewEckart von Hirschhausen feiert Premiere in Euskirchen: „Auf der Bühne im Element“

Lesezeit 7 Minuten
Eckart von Hirschhausen

Eckart von Hirschhausen tritt mit seinem neuen Programm im Stadttheater auf

Der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen feiert am Mittwoch mit einem Sonderprogramm im Euskirchener Stadttheater Premiere.

Mit einem ungewöhnlichen neuen Programm feiern Eckart von Hirschhausen und seine Mitstreiter am kommenden Mittwoch im Euskirchener Stadttheater Premiere. Im Vorfeld der aus dem Fernsehen bekannte Arzt und Kabarettist für Fragen bereit.

Herr von Hirschhausen, Sie kommen mit einem besonderen Programm nach Euskirchen. Was erwartet die Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadttheater?

Eckart von Hirschhausen: Wer mich nur aus dem Fernsehen kennt, kennt mich nicht wirklich. Auf der Bühne bin ich in meinem Element – so wie der Pinguin im Wasser. Es gibt eine Mischung aus Kabarett, Lesung und Musik. Bei diesem Sonderprogramm spielt der Jazz- und Konzertpianist Christoph Reuter, ein genialer Improvisateur. Und Mareike Neumann, eine vielfach ausgezeichnete Geigerin des Beethovenorchesters. Wir haben gemeinsam ein neues Programm entwickelt: „Musik macht glücklich – und rettet die Welt!“

Musik sorgt für den „Gänsehauteffekt“

Wieso macht denn Musik glücklich?

Das passiert auf ganz vielen Ebenen. Musik geht im Hirn nicht über den Verstand, sondern ohne Umwege ins Gefühl. Jeder kennt das, wenn wir eine Lieblingsstelle hören, diesen „Gänsehauteffekt“. Ich erzähle auch, was die Wissenschaft inzwischen weiß, wie stark uns Klänge mit der Natur verbinden, und warum wir überhaupt wieder mehr tanzen und singen sollten – es ist das Beste für den Moment, und auch langfristig sehr gesund für Leib und Seele.

Und wie rettet Musik dann die Welt?

Meine Hoffnung ist, dass wir Dinge wiederentdecken, die uns guttun und die nicht an hohen Ressourcen-Verbrauch gekoppelt sind: ein Spaziergang durch den Wald, das Lauschen auf die Singvögel, dann auch selbst singen, gute Bücher lesen, Freunde treffen, Freude haben. Beim Lachen über seine eigenen Macken ist der CO2-Ausstoß sehr umweltfreundlich. Und wenn bei der schönen Musik einem der Atem stockt, dann erst recht!

Im Stadttheater Euskirchen gibt es auch was zu lachen

Gibt es denn im Programm auch was zu lachen?

Ja klar. Mit schlechter Laune retten wir die Welt nicht. Es soll und wird Spaß machen! Da ist für jeden was dabei. Es gibt aktuelle Themen aus meinem Impulsvortrag „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“, Lieblingspassagen aus meinem Buch „Mensch Erde – wir könnten es so schön haben!“, und viel spontan mit dem Publikum. Wer es nicht mit eigenen Augen gesehen hat – mit welchen dann?

Sie feiern am Mittwoch im Stadttheater Premiere mit diesem Programm. Warum haben Sie sich ausgerechnet Euskirchen dafür ausgesucht?

Seit 30 Jahren bin ich landauf, landab aufgetreten. Nur noch nie in Euskirchen. Wir haben einen sehr engagierten Veranstalter gewinnen können, der mir das Publikum in Euskirchen wärmstens empfohlen hat. Und so wie ich mir alle Mühe gebe, Euskirchen nicht zu enttäuschen, hoffe ich, beruht das auf Gegenseitigkeit. Es gibt noch Karten. Und wir haben es extra auf den Mittwoch gelegt. Da sind am Nachmittag die Arztpraxen zu. Dann können alle zu mir in die Sprechstunde kommen. Alle Kassen.

Positive Gemeinschaftserlebnisse im Euskirchener Stadttheater

Worüber können Sie selbst lachen?

Als Elon Musk in seiner Selbstüberschätzung twitterte: „100 Millionen für jemanden, der mit einer Erfindung CO2 binden kann“, schrieb jemand zurück: „Dürfen sich auch Bäume bewerben?“ Das ist mein Humor. Mein bester Tipp sind positive Gemeinschaftserlebnisse. Sich verbunden fühlen mit anderen, gemeinsam lachen, nachdenken, singen. Also genau das, was wir in Euskirchen im Stadttheater machen! Wir können uns nicht selbst kitzeln. Wir können uns aber „anstecken“ lassen, mit Ideen, mit Leidenschaft, mit Lachen.

Sie sind von Hause aus Arzt, dann Kabarettist und Fernsehmoderator, und nun auch noch Weltretter – wie passt das denn alles zusammen?

Gesundheit beginnt nicht mit einer Tablette, einem MRT oder einer Operation. Gesundheit beginnt mit der Luft, die wir atmen. Mit dem Wasser, das wir trinken. Mit Pflanzen zum Essen, erträglichen Temperaturen und einem friedlichen Miteinander. Jeden Tag sehen wir in den Nachrichten, dass alle fünf Lebensgrundlagen in Gefahr sind. Nichts davon wird von alleine besser. Und nichts davon regelt der Markt, wenn wir nicht das Zerstören teurer machen als das Erhalten. Medizin im 21. Jahrhundert zeigt, wie eng unsere persönliche mit der planetaren Gesundheit verbunden ist.

Vielfalt der Natur im Nationalpark Eifel

Im Kreis Euskirchen gibt es ja den ersten und bislang einzigen Nationalpark in Nordrhein-Westfalen. Sehen Sie dies auch als Beitrag zum Natur- und Umweltschutz an?

Ich glaube, dass wir nur schützen können, was wir auch schätzen. Es braucht Begegnung mit Natur, um sich als Teil von ihr zu begreifen. Seit über 20 Jahren gibt es den Nationalpark Eifel! Ich war da auch schon wandern. Super! Der weite Blick, die unendliche Vielfalt der Natur und das Wissen um die eigene Endlichkeit sind „Gegengifte“ für unser Hamsterrad.

Jedem denkenden und fühlenden Menschen ist doch klar, dass ein Baum, der wächst, gedeiht, atmet, Wasser aufnimmt und wieder verdunstet, damit kühlt, Schatten spendet, vor Erosion schützt, Brutgebiet und Kohlenstoffspeicher zugleich ist, nicht mehr wert wird, wenn man ihn abholzt und in Bretter schneidet. Ob eine Aktie in 10, geschweige denn in 20 Jahren noch werthaltig ist, kann niemand vorhersagen. Aber die letzten Gebiete mit zusammenhängender artenreicher Natur und gesunden, unversiegelten Böden werden immer kostbarer. Naturschutz ist für mich Gesundheitsschutz.

In Westfalen gab es zuletzt aus der Bevölkerung größte Bedenken gegen einen Nationalpark dort. Können Sie das nachvollziehen?

Die Auseinandersetzung habe ich nur aus der Ferne mitbekommen. Naturschutz braucht einen Blick über mehrere Generationen. Ein Beispiel: Wenn wir früher mit dem Auto in den Urlaub fuhren, musste doch an jeder Tankstelle die Scheibe geschrubbt werden, weil so viele Insekten darauf klebten. Das kennt heute kein Kind mehr. Die Insekten sind zu 75 Prozent verschwunden. Und damit verschwinden auch die Singvögel. Beethoven ließ sich zu seiner Pastorale durch ihren Gesang inspirieren. Und die Musik, die er in sich spürte, hielt ihn in der größten Verzweiflung über seinen Hörverlust vor dem Suizid zurück. Wir müssen helfen, dass die Natur sich erholen kann.

Sonst können wir uns nicht mehr erholen. Im Wald ist es auch immer deutlich kühler als in der Stadt. Gerade die letzten Wochen haben wir wieder gemerkt, wie belastend Hitzewellen für Schwangere, Kleinkinder und ältere Menschen mit Vorerkrankungen sind. Was es uns wirtschaftlich an Produktivität kostet, wenn wir über Wochen und zukünftig Monate keinen „kühlen Kopf“ behalten können, vor uns hin stumpfen und immer gestresster reagieren, schadet Millionen und kostet uns Millionen. Wir können uns nicht mehr leisten, keinen Natur- und Klimaschutz zu machen. Wer vermittelt das mal dem Haushaltsausschuss?

Extreme Wetterereignisse werden häufiger und heftiger

Im Kreis Euskirchen hat es bei der Flut vor drei Jahren große Verwüstungen und zahlreiche Todesopfer gegeben. Sehen Sie solche Katastrophen als Folgen des Klimawandels an, und muss man sich darauf einstellen, dass so etwas künftig öfter passieren wird?

Leider ja. Die Wissenschaft und die Wetterdaten der letzten Jahre zeigen weltweit, aber auch in Deutschland eindeutig: Die Extremwetterereignisse werden häufiger und heftiger. Ständig ist von „Jahrhundertereignissen“ die Rede, so als ob man nach einem überstandenen Jahrhundertereignis den Rest des Jahrhunderts seine Ruhe hätte. 2024 bedeutet: Wir haben noch nicht mal das erste Viertel hinter uns.

Was kann denn der Einzelne konkret tun, um „die Welt zu retten“?

Wir sind mittendrin in einer historisch rasanten Veränderung, die wir jetzt noch mitgestalten können, oder sie überrollt uns. Was jetzt gebraucht wird: eine mutige Zivilgesellschaft. Sich schlaumachen und den Mund aufmachen. Gerne auch in dieser Reihenfolge. Aktiv werden ist das beste Mittel gegen die Hilflosigkeit. Jeder an seiner Stelle und mit seinen Mitteln. Verbunden statt allein. Wir können ungewöhnliche Allianzen bilden, die nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz berühren. Es lohnt sich. Und es macht echt mehr Spaß, Teil der Lösung zu werden!


Premiere in Euskirchen

Eckart von Hirschhausen hat seine Tournee eigentlich schon beendet und kommt nun mit einem Sonderprogramm nach Euskirchen. Damit feiert er in der Kreisstadt sogar Premiere, und zwar am Mittwoch, 21. August, 20 Uhr, im Stadttheater.

Das Programm trägt den Titel „Musik macht glücklich Musik – und rettet die Welt!“. Neben Hirschhausen sind Christoph Reuter am Piano und Mareike Neumann an der Geige mit von der Partie. Wie die Veranstalter von der Bonner „Rhein-Bühne“ mitteilen, wollen sie „Klassik und Kabarett, Glückshormone mit Harmonien, Violine und Weltrettung“ miteinander verknüpfen.

Eintrittskarten sind unter anderem bei Eventim und im Online-Shop der „Rhein-Bühne“ erhältlich.