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TodestageErinnerung an zwei mutige Euskirchener Geistliche

Lesezeit 4 Minuten
Erwachsene und Jugendliche stehen an einem Grab.

Am 80. Todestag von Theodor Kellermann legten Vertreter von Stadt und Realschule an seinem Ehrengrab Kränze nieder.

Vor 50 Jahren starb Joseph Emonds, der Juden zur Flucht verhalf. Theodor Kellermann bezahlte seinen Einsatz für Bombenopfer 1945 mit dem Leben.

Schon seit 1933 stand er unter Beobachtung der Gestapo, galt den Nazis als „staatsfeindlich eingestellt“ und als „fanatischer Gegner der Bewegung“. Davon ließ sich Joseph Emonds aber nicht beeindrucken. Er verhalf Jüdinnen und Juden zur Flucht, andere rettete er vor dem Vernichtungslager, sodass die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel ihn posthum mit dem Titel „Gerechter unter den Völkern“ ehrte.

Joseph Emonds war als Pfarrer von 1938 an in Kirchheim tätig. Dort starb er am 7. Februar 1975, an diesem Freitag vor 50 Jahren.

Joseph Emonds wurde schon 1933 von der Gestapo beschattet

Als Sohn wohlhabender Bauern wurde Emonds am 15. November 1898 in Erkelenz-Terheeg geboren. Von 1917 an stand er als Soldat an der Westfront. Seine Kriegserfahrung, so der Autor Martin Stolzenau aus Weimar, ließ ihn zum Pazifisten werden. Nach Theologie-Studium und Priesterweihe 1922 wirkte er als Kaplan und Vikar in Aachen, Dormagen, Köln und Essen.

Ein Schwarz-Weiß-Porträt von Joseph Emonds.

Vor 50 Jahren starb der Kirchheimer Pfarrer Joseph Emonds, der sich den Nazis widersetzte.

Seine Kontakte zur verbotenen SPD und zu Kommunisten im Untergrund machten ihn bei den Nationalsozialisten verdächtig, sodass er systematisch von der Staatspolizei beschattet wurde, wie der Euskirchener Historiker Hans-Dieter Arntz 1983 in seinem Buch „Judaica – Juden in der Voreifel“ schreibt.

1938 kam der mutige Priester nach Kirchheim bei Euskirchen

1938 galt Emonds in Essen als politisch zu sehr gefährdet. Er wurde nach Kirchheim versetzt, wo er sich, unauffällig für die Gestapo, noch besser für Verfolgte einsetzen konnte, so Arntz: Als Mitglied eines theologischen Arbeitskreises habe er erste Kontakte zum Widerstand geknüpft „und erfuhr wohl auch von den geplanten Vorbereitungen des Attentates gegen Hitler“.

Paradoxerweise, wie Arntz es formuliert, konnte Emonds Kontakte zu einem alten Bekannten nutzen, der in der Gestapo-Leitstelle in Düsseldorf arbeitete. Von dort wurden seiner Haushälterin in Kirchheim verschlüsselte Listen mit Namen von Menschen zugestellt, die kurz vor dem Transport ins Vernichtungslager standen. Über eine Bekannte von Emonds in Köln kamen die Listen an das Generalvikariat, „dem so die Rettung vieler Juden und katholischer Geistlicher gelang“, heißt es in einem Aufsatz des Portals Rheinische Geschichte.

Im Dachgeschoss des Pfarrhauses versteckte Emonds die jüdische Schauspielerin Brunhilde Barz und ihren Mann, den Maler Mathias Barz. Als sich im Vorfeld der Ardennenoffensive SS-Männer im Haus einquartierten, wurde die Lage bedrohlich. Doch die Eheleute blieben unentdeckt. Wie Emonds, der von 1944 an auch Dechant des Dekanats Münstereifel war, überstanden sie die NS-Zeit. Bezeichnend für seinen Mut ist, dass er das Ehepaar mit Lebensmitteln versorgte, die eigentlich für die SS-Leute gedacht waren.

Einsatz für Bombenopfer mit dem Leben bezahlt

Zur Erinnerung an den unerschrockenen Priester gab die Stadt Euskirchen 2016 einer Straße an der Kirchheimer Kirche den Namen Dechant-Joseph-Emonds-Weg. Die Hauptschule in Kuchenheim war von 1984 bis zu ihrer Auflösung 2014 nach ihm benannt.

An einen weiteren mutigen und selbstlosen Priester, der in Euskirchen wirkte, Theodor Kellermann, wurde jetzt auf dem Friedhof an der Frauenberger Straße erinnert. Die Stadt Euskirchen und die Kaplan-Kellermann-Realschule, die seit 1975 seinen Namen trägt, legten an seinem Grab Kränze nieder. Anlass war Kellermanns Tod vor 80 Jahren, am 3. Februar 1945. Er starb an den Folgen der Verletzungen, die er am Tag zuvor bei einer der heftigen Bombardierungen Euskirchens erlitten hatte.

Der Geistliche hatte sich, wie es in einem Bericht der Stadt Euskirchen heißt, während des Zweiten Weltkrieges für die Opfer der Bombenangriffe eingesetzt und versucht, Menschen und ihre letzten Habseligkeiten aus den Trümmern zu retten. Und weiter: „Er ist vielen Euskirchenerinnen und Euskirchenern in Erinnerung geblieben, durch seinen großen und selbstlosen Einsatz.“

Den Todestag des 1911 in Essen-Steele geborenen Kaplans nahmen die Kaplan-Kellermann-Realschule und die Stadt Euskirchen zum Anlass für eine Gedenkfeier an seinem Ehrengrab. Schulleiterin Karin Bossant sagte in ihrer Ansprache, dass die Schule einen Kaplan-Kellermann-Preis für Schülerinnen und Schüler ausloben wolle, die sich sozial engagieren – ganz nach dem Vorbild von Kaplan Kellermann. Der Erste Beigeordnete Alfred Jaax erklärte, er hoffe, dass Kellermann als Leitbild junge Menschen dazu inspiriere, sich zu engagieren und einander zu helfen.