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OstergeschäftIn Kuchenheim wurden 1.164.066 Eier gefärbt – an einem einzigen Tag

Lesezeit 8 Minuten
Bunte Eier in einem Osterkorb.

100 Millionen bunte Eier bringt der Eierhof Hennes jährlich auf den Markt, die Hälfte davon von Januar bis Ostern.

100 Millionen Eier werden im Eierhof Hennes in Euskirchen-Kuchenheim jährlich gefärbt. Landrat Markus Ramers zeigte sich beeindruckt.

Nur wenige Sekunden steht das Ei unter der kleinen Farbdusche. Schon ist es ein Regenbogen-Ei. Die Diversity-Eier, also die mit den Farben für Toleranz, sind der Verkaufsschlager in den Supermärkten und somit auch beim Eierhof Hennes in Kuchenheim.

Das Ei, das nun regenbogengefärbt über ein Laufband noch einen kurzen Weg zum Trocknen zurücklegt, bevor es in den Kühlkanal kommt, ist eines von 1.164.066 Eiern (in der Lebensmittelbranche darf kein Ei in der Dokumentation verloren gehen), das an diesem Tag, genau eine Woche vor Gründonnerstag, im Kuchenheimer Werk gefärbt und verpackt wird, damit sie alle rechtzeitig an Ostern in den Körbchen auf den Tischen stehen oder versteckt im Garten liegen können.

Landrat Markus Ramers besuchte den Eierhof Hennes in Kuchenheim

Landrat Markus Ramers, der an diesem Hauptkampftag den Eierhof Hennes besucht, ist sichtlich beeindruckt, als einer der Geschäftsführer des Unternehmers, Marco Hennes, ihn, seinen Allgemeinen Vertreter Achim Blindert und Wirtschaftsförderin Iris Poth durch die Färberei führt. „Wir verwenden dafür ausschließlich Eier von Junghennen, weil deren Schale besonders glatt und fest ist“, ruft Marco Hennes, um Maschinen und Roboter in dem teilautomatisierten Betrieb zu übertönen.

Geschäftsführung und Besucher haben zum gemeinsamen Foto aufgestellt.

Werksbesichtigung: Achim Blindert (v.l.), Iris Poth, Hermann Hennes, Markus Ramers, Karl-Heinz Hennes, Marco Hennes und Marcel Hennes.

Bevor die Eier gefärbt werden, sind sie im Dampf vorgewärmt und anschließend in einer Wanne acht Minuten lang gekocht worden. „Danach werden sie noch mal von unseren Mitarbeitenden in der Qualitätssicherung überprüft“, sagt Hennes. Eier mit Schalenmängeln würden aussortiert. Jedes der Eier könne bis zum Legebetrieb zurückverfolgt werden.

Das Besprühen der Eier ist nur eine Variante; neben dem Regenbogen wird sie auch für die einfarbige Gestaltung genutzt. Bei der anderen Methode laufen die Eier über Farbrollen, wodurch sie ein marmoriertes Muster erhalten.

Vor Ostern wird die Produktion in Kuchenheim hochgefahren

„Drei oder vier Wochen vor Ostern fahren wir die Produktion hoch“, erläutert Marco Hennes den Gästen. 100 Millionen bunte Eier verarbeitet und färbt das Unternehmen im Jahr, die Hälfte davon aber in der Zeit von Januar bis Ostern. „Die Färberei ist zu Ostern unser größter Bereich hier in Kuchenheim“, so Marco Hennes.

Vor etwa zwölf Jahren, so erinnert sich Geschäftsführer Hermann Hennes, habe plötzlich ein großer Discounter gefärbte Eier kurz vor Weihnachten bestellt. „Ich habe die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen“, erzählt Hermann Hennes und macht die Geste noch mal nach, als wäre es gestern gewesen. Hier kamen Ostern und Weihnachten tatsächlich mal zusammen.

Ein Ei, das über ein Förderband bewegt wird, wird so mit Farbe besprüht, dass es am Ende als Regenbogen-Ei verpackt werden kann.

Farbdusche: Aus einem weißen wird ein Regenbogen-Ei.

Doch weil der Kunde nun mal König ist, bekam er, wie gewünscht, die bunten Eier, und ab diesem Zeitpunkt gab es Eier in Farbe das ganze Jahr über. Sie heißen dann halt Party- oder Brotzeiteier. „Damit hat Hennes angefangen“, sagt Hermann Hennes nicht ganz ohne Stolz. Die Verbraucher liebten es halt, das Ei in die Tupperdose zu legen, ohne es morgens vor der Arbeit noch kochen zu müssen.

Dem Unternehmen kam das auch zupass, wie Hermann Hennes' Bruder Karl-Heinz erklärt: „Das Personal in diesem Bereich kann das ganze Jahr über bleiben und zu Ostern durch Saisonkräfte ergänzt werden.“ Dass Farbe die Verbraucher gemeinhin eher anspricht als eintöniges Weiß, verwundert nicht. Doch neben dem Marketingeffekt, so Marco Hennes, verlängere die Farbe auch die Haltbarkeit des Eis.

100 Millionen Eier werden jährlich in Kuchenheim gefärbt und verpackt

„Die Farbe besteht aus Schellack, Ethanol, Farbpigmenten und Carnaubawachs“, erläutert er. Während das Ei gekocht wird, werde die natürliche Schutzschicht des Eis abgewaschen. Die durch den Kochvorgang geöffneten Poren würden durch den in der Lebensmittelfarbe enthaltenen Schellack wieder versiegelt. So hätten Keime keine Chance.

„Ein ungefärbtes, gekochtes Ei ist etwa drei Tage im Kühlschrank haltbar, aber mit der Versiegelung sind 30 Tage kein Problem“, erklärt Fachmann Marco Hennes.

Ein Roboterarm hebt eine Packung mit Eiern an, um sie auf einem Stapel legen.

Vieles läuft im Eierhof Hennes automatisiert.

Diesen Schutzfaktor hätten sich bereits die Menschen zu Urzeiten zunutze gemacht, ergänzt Karl-Heinz Hennes: „Sie haben die Eier über die Fastenzeit hinweg gesammelt und gefärbt, damit sie bis Ostern halten.“

Dass in einer fernen Zukunft mal Lebensmittelunternehmen wie Hennes dafür sorgen würden, dass die Kunden ständig gefärbte Eier bekommen können, und das nicht nur zur Osterzeit, konnten die Vorfahren damals nicht ahnen. Schon gar nicht, dass die Verbraucher davon so viel Gebrauch machen würden.

Bunte Eier sind beliebt – und das nicht nur zur Osterzeit

Eier – ob gekocht, gefärbt oder roh – erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, wie Marco Hennes bilanziert: „Die Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen etwa 21 Prozent mehr Eier als im Jahr zuvor.“ Das könne unter anderem mit der wirtschaftlichen Gesamtlage, der Inflation und dem damit bei vielen Familien knapperen Budget zusammenhängen.

Mit zehn Eiern, verarbeitet in leckerem Rührei, und ein bisschen Brot bekommen Sie für drei Euro drei Leute satt.
Hermann Hennes, Geschäftsführer

„Eine Zehnerpackung Eier, also 600 Gramm, kostet im günstigsten Fall 1,99 Euro. Wie viel Fleisch bekommt man dafür?“, rechnet Hermann Hennes vor: „Mit zehn Eiern, verarbeitet in leckerem Rührei, und ein bisschen Brot bekommen Sie für drei Euro drei Leute satt.“

Die Preise entstehen auch hier aus dem Wechselspiel von Angebot und Nachfrage. „Eier sind ein notierungsgebundenes Produkt wie Gold“, erklärt Marco Hennes: „In den letzten Jahren lagen die Marktpreise oft sehr nahe an den Produktionskosten.“

In dieser Zeit seien in Europa weit mehr Eier produziert als verspeist worden. Die überschüssigen Eier seien mit erheblichen Aufwand ins außereuropäische Ausland exportiert worden. Inzwischen sei die Gewinnmarge wieder etwas höher, weil die Nachfrage gestiegen und außerdem der Markt nationaler geprägt sei.

Eierhof Hennes: Das Tierwohl wird überwacht – Landrat lobt die Firma

„Da in Deutschland nur noch Eier verkauft werden, die in Betrieben ohne Kükentöten gelegt worden sind“, so Hermann Hennes, „handelt es sich verstärkt nur noch um einen deutschen Markt.“ Die Bundesrepublik decke ihren Eierbedarf zu 70 Prozent selbst.

Zwar bekomme auch Hennes Eier aus den Niederlanden, aber auch diese Betriebe, die nach Deutschland exportieren, werden nach dem deutschen KAT-Standard (Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen) zertifiziert und überwacht, so Hermann Hennes.

Auch beim Thema Tierwohl blieb die Geschäftsführung im Gespräch mit den Kreisvertretern keine Antworten schuldig. Gut ein Fünftel der Tiere am Kuchenheimer Werk befinde sich in Freilandhaltung, sagt Karl-Heinz Hennes: „Wenn wir unsere ganze Produktion auf Freiland umstellen würden, bräuchten wir unrealistisch große Flächen.“

Aber auch in den Ställen sei das Tierwohl gesichert: Der ganze Stallraum stehe den Tieren zur Verfügung, die ausreichend Bewegungsfreiraum hätten, und Tränke- und Futtereinrichtungen seien ausreichend vorhanden. „In der Biohaltung wird ausschließlich ökologisch erzeugtes Futter verwendet“, so Karl-Heinz Hennes.

Vom Landrat gab es dafür ein dickes Lob. „Bei uns im Haus werden die Zusammenarbeit und die hohen Standards gewürdigt, mit denen Sie arbeiten“, sprach der Chef der Behörde, die die Einhaltung eines Teils der Auflagen in den Betrieben überprüft.

„Ein solches Unternehmen hier zu haben, ist schon etwas Besonderes“, so Markus Ramers beim Besuch des Eierwerkes mit der „vermutlich größten Färbekapazität in Europa“, wie Marco Hennes, befragt nach der Marktstellung der Firma, sagt. Sie genau zu beziffern, sei mangels Daten nicht möglich, so der Geschäftsführer. Aber so viel könne man wohl sagen: „Wir sind von den Großen der Kleinste und von den Kleinen der Größte.“


1,1 Milliarden Eier: Der Kuchenheimer Eierhof Hennes in Zahlen

1,1 Milliarden Eier werden jährlich im Kuchenheimer Eierhof Hennes für 250 Artikel, die im Einzelhandel verkauft werden, verarbeitet und verpackt – also rund 4,5 Millionen täglich.

5 Millionen Eier werden im Schnitt an jeden Werktag ins Werk nach Kuchenheim geliefert: 69 Prozent aus Bodenhaltung, 19 Prozent aus Freilandhaltung und 12 Prozent aus Biohaltung.

250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei Hennes angestellt, dazu kommen Saison-Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, etwa in den Wochen vor Ostern.

1,6 Millionen Hennen hält das Unternehmen selbst. Dazu liefern 126 Vertragsfarmen Eier, die bei Hennes verarbeitet und vermarktet werden.

200 Tonnen täglich oder mehr als 70.000 Tonnen jährlich fallen an Futter für die eigenen Hennen an.

170 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaftet das Unternehmen Hennes in Kuchenheim.

1,5 Millionen Eier werden werktäglich im Aufschlagwerk von Hennes im Saarland aufgeschlagen für 200 verschiedene Artikel. Sie werden als Eiweiß vermarktet, etwa für Schokoküsse, als Eigelb unter anderem für Eierlikör – und zusammen für die Nudelproduktion und als Rührei.

24 Lkw holen die Eier von den Vertragsfarmen ab und bringen sie nach der Verarbeitung und Verpackung zum Einzelhandel.

1 bis 4 Eier verspeist Geschäftsführer Marco Hennes nach eigenen Angaben am Tag – rein beruflich. „Privat dann allerdings eher selten.“


Vom kleinen Hof in Kuchenheim zur Unternehmensgruppe

1953 wurde der Eierhof Hennes in Kuchenheim von Leo und Brunhilde Hennes gegründet. 1989 übernahmen die Söhne Karl-Heinz und Hermann Hennes in zweiter Generation die Geschäftsführung: Inzwischen ist mit Marco und Marcel Hennes, die Söhne von Karl-Heinz Hennes, die dritte Generation in der Führung der Eierhof Hennes GmbH tätig.

1970 kam zu der Verarbeitung und Verpackung der erste Hühnerstall in Kuchenheim dazu. Inzwischen sind da aber „seit Ewigkeiten“ keine Hühner mehr drin, so Marco Hennes. Hier musste Platz für die erste Färberei geschaffen werden, der größte Bestandteil in Kuchenheim. 1980 kam die erste Packstelle dazu, in der auch die erste vollautomatische Sortiermaschine gestanden hat.

Mehrere Standorte in Deutschland

„Damit konnten wir anfangen, großflächiger und weitläufiger zu vermarkten“, blickt Marco Hennes auf die Firmengeschichte. Zwischen 2011 und 2019 wurden die Ställe des „Hühnerhof Hennes Eifelland“ in Euskirchen gebaut.

Dazu gehört auch die Freilandfläche. Sie bietet auf 60.000 Quadratmetern 14.500 Tieren Auslauf. „2022 haben wir leider unsere Schälerei schließen müssen“, so Marco Hennes: „Es war ein gänzlich überdeckter Markt.“ Die notwendigen Investitionen wären zu hoch gewesen. Stattdessen werden jährlich rund 650.000 Hennes-Eier maschinell in einem Partnerbetrieb geschält, um sie in den Verkauf zu bringen.

Eine Packung mit bunten Eiern auf einem Förderband.

Wo früher ein Stall war, werden heute die Eier gefärbt.

Im Laufe der Jahre sind Farmbetriebe, etwa in Nienburg (Niedersachsen), Heddert (Rheinland-Pfalz) und im Münsterland, zur Hennes-Gruppe gekommen. Seit 2012 ist das Aufschlagwerk im Saarland Bestandteil der Unternehmensgruppe.

Dort werden täglich 1,5 Millionen Eier aufgeschlagen. Aktuell investiere das Unternehmen in die weitere Teilautomatisierung, so Marco Hennes: „Sie soll die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlasten und der Schwierigkeit, Personal zu finden, entgegenwirken. Dadurch sollen aber keine Stellen abgeschafft werden.“