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AbschiedNach fast 30 Jahren schließt die Euenheimer Galerie Spectrum

Lesezeit 5 Minuten
Die Zehnders stehen in ihrem Galerieraum, in dem Bilder und Skulpturen zu sehen sind.

Karin Zehnder und ihr Mann Günter eröffnen am Sonntag die letzte Ausstellung in der Galerie Spectrum in Euenheim.

„Der Kunst verpflichtet“ ist der Titel der letzten Ausstellung in der Galerie Euenheim, der zugleich die Haltung des Ehepaars Zehnder beschreibt.

Nächstes Jahr hätte ein runder Geburtstag angestanden. Doch solange will Galeristin Karin Zehnder nicht mehr warten. Dann sind es eben nur „fast 30 Jahre“, sagt sie und macht nicht den Anschein, als ob es für sie einen Unterschied machen würde. Ihre Galerie Spectrum, in einer ruhigen Seitenstraße Euenheims gelegen, hat sich in den Jahrzehnten zu einem Geheimtipp für Kunstfreunde und Sammler entwickelt, und das weit über den Kreis Euskirchen hinaus. Nun verkündet die Galeristin das Aus.

Kunstbeflissene – aus der Region und den umliegenden Großstädten – werden die Ausflüge ins beschauliche Euenheim sicherlich vermissen. Denn eines war bei den Ausstellungen vor Ort immer garantiert: ein hohes künstlerisches Niveau und Können, gepaart mit der Expertise von Prof. Dr. Frank Günter Zehnder, dem Kunsthistoriker und ausgewiesenen Kenner mittelalterlicher und zeitgenössischer Kunst.

Immer einen Zugang zu Werk und Schöpfer vermittelt

Zehnder, der am Wallraf-Richartz-Museum in Köln arbeitete, als Honorarprofessor am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn tätig und acht Jahre Direktor des Rheinischen Landesmuseums Bonn war, beherrscht die Kunstvermittlung wie kaum einer anderer. Mit den Einführungen zu den Ausstellungen in der Galerie seiner Frau und den zahllosen Künstlergespräche, die er dort führte, schaffte er selbst bei komplexen Themen mit beispielhafter Leichtigkeit Zugang zu Werk und Schöpfer.

Am kommenden Sonntag, 10. November, kann man ab 11.30 Uhr noch einmal in den Genuss kommen. Die letzte Ausstellung in der Galerie Spectrum trägt den Titel „Der Kunst verpflichtet“ und ist zugleich Synonym der Haltung der Eheleute Zehnder, die vielen jungen Kunstschaffenden den Weg in die Öffentlichkeit ebnen konnten und neue Talente früh erkannten und förderten.

Euenheimer Paar besuchte alle Künstler im Atelier

Nicht zuletzt bei ihren zahlreichen Atelierbesuchen: „Wir sind überall hingefahren und haben uns die Werke, die wir ausstellen wollten, immer selber ausgesucht“, erzählt Karin Zehnder. Dabei sei oftmals mehr als eine Geschäftsbeziehung entstanden: „Mit vielen der Künstlerinnen und Künstler, die hier ausgestellt haben, verbindet uns eine tiefe Freundschaft.“

Die letzte Ausstellung also ist eine Werk- und Rückschau, wenn auch nur 25 der rund 100 Kunstschaffenden, die im Laufe der Jahre den Galerieraum bestücken durften, hier noch einmal zur Geltung kommen. Das aber ist mehr dem Raum und seinem Platzangebot geschuldet. „Wir haben uns große Mühe gemacht bei der Auswahl und Hängung“, sagt die Galeristin. „Herausgekommen ist quasi eine Mini-Kunstmesse“, ergänzt sie schmunzelnd.

Bilder und Skulpturen von 25 Kunstschaffenden

Gezeigt werden von Sonntag an bis zum 8. Dezember Malereien, Grafiken und Skulpturen, unter anderem von Otmar Alt, Fritz Baack, Thomas Baumgärtel, Wolf Bertram Becker, Andreas Felger, Mehmet Güler, Wolfgang Hunecke, Rolf Jahn, Guus Joos, Gustavo da Lina, Doris Maile, Paul Magar, Peter Nettesheim, Kai Semor Niederhausen, Antonio Nunez, Ralph Petschat, Alfred Pohl, Volkert Rasch, Andreas Rein, Sven Rünger, Ren Rong, Wieslava Stachel, Egbert Verbeek, Giovanni Vetere und Brigitta Zeumer.

„Lieber hört man auf, bevor man aufgehört wird“, sagt Frank Günter Zehnder. Diesem Vorsatz wurde der 86-Jährige bereits im Sommer diesen Jahres gerecht, als er die Leitung der Internationalen Kunstakademie in Heimbach abgab, die er seinerzeit gegründet hatte. Er und seine Frau Karin wollen nun etwas kürzer treten.

Nachfolger für die Galerie Spectrum erwünscht

Der Begriff „Ruhestand“ beschreibt die Pläne der beiden aber nur bedingt: Die gemeinsame Leidenschaft zur Kunst wird sie weiterhin begleiten, beispielsweise bei Reisen zu großen und kleinen Ausstellungen in Deutschland. „Und mit unseren Enkeln wollen wir auch mehr Zeit verbringen“, fügt Karin Zehnder an.

Obwohl der Abschied von langer Hand geplant wurde, ist eines immer noch ungewiss: Wie geht es weiter mit der Galerie und den Räumlichkeiten, die an das Privathaus der Familie Zehnder angebaut wurden. „Am liebsten wäre mir, einen Nachfolger zu finden, der die Galerie Spectrum weiterführen und übernehmen würde“, so die 66-Jährige.

Der feste Kunden- und Sammlerstamm sowie die Kontakte zu Künstlerinnen und Künstlern wären ein solides Fundament, um ins Galeriebusiness einzusteigen. „Und baulich lassen sich die Räume vom Haupthaus gut abtrennen“, sagt Karin Zehnder, die potenzielle Interessenten einlädt, sich gerne bei ihr zu melden.

„Auf zu neuen Ufern“, meint Frank Günter Zehnder mit Blick auf die nun anbrechende Zeit. „Wir haben hier so viele tolle Menschen kennengelernt, Kunstschaffende und Besucher jeden Alters – das hat unser Leben unglaublich bereichert“, resümiert die Galeristin zufrieden. Jetzt würden sie sich von „Machern zu Besuchern“ wandeln. Jungen Künstlern auf die Sprünge helfen, vermitteln und unterstützen wollen sie aber auch weiterhin. Schließlich ist das Ehepaar Zehnder „der Kunst verpflichtet“.


Adventsnachmittag in der Galerie Spectrum

Die Ausstellung „Der Kunst verpflichtet“ wird am Sonntag, 10. November, um 11.30 Uhr in Anwesenheit zahlreicher Künstlerinnen und Künstler eröffnet. Die Schau läuft bis zum 8. Dezember. Öffnungszeiten: mittwochs und freitags von 16 bis 18.30 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter 0 22 51/59 669 oder per Mail.

Auch der traditionelle Adventsnachmittag in der Euenheimer Galerie Spectrum, Alte Landstraße 93, findet nun ein letztes Mal statt. Am Sonntag, 8. Dezember, besteht von 15 bis 18 Uhr bei Gebäck, Kaffee, Tee und Glühwein Gelegenheit, die aktuelle Ausstellung anzuschauen und einige der Künstlerinnen und Künstler, deren Werke an den Wänden hängen, zu treffen.