Nächster Laden kommtSo reagiert Euskirchens Bürgermeister auf die „Döner-Innenstadt“

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Das Bild zeigt zwei Mitarbeiter, die von zwei Döner-Spießen Fleisch abschneiden.

120 Kilogramm Fleisch drehen sich im „Haus des Döners“. Döner-Läden gibt es in Euskirchen einige.

In Euskirchen macht der nächste Döner-Laden auf. Derweil eröffnet ein neues Geschäft am Alten Markt, auch für den Klostergarten gibt es Pläne.

Donnerstag, 10.58 Uhr, Fußgängerzone Euskirchen. Sechs junge Männer warten darauf, dass der Döner-Laden in der Bahnhofstraße (endlich) aufmacht. Zwei Minuten später werden vier Pomm-Döner (Pommes mit Dönerfleische in einer Box), ein klassischer Döner und ein Dürüm (eine besondere Art des Döners) verkauft.

Etwa 50 Meter weiter wird zur selben Zeit eine rote Krone samt „King“-Schriftzug als Werbetafel an der Fassade des ehemaligen Sportgeschäfts Heidingsfelder ausgerichtet. Auch dort wird zeitnah ein Döner-Laden eröffnen. Auf der Achse bis zum Alten Markt gibt es in Euskirchen schon jetzt vier weitere Döner-Läden – auch wenn die Scheiben am Restaurant Bingo im ehemaligen Schuhhaus Bollig aktuell wegen kleinerer Sanierungsarbeiten verklebt sind.

Euskirchen: Sieben Döner-Läden in der Innenstadt

Nimmt man den Mangal-Döner von Lukas Podolski am Klosterplatz hinzu, besteht auf 400 Metern siebenmal die Möglichkeit, Döner zu essen. Hinzu kommen sieben Optiker, zahlreiche Nagelstudios und immer mehr Kioske – auf den ersten Blick ist die Euskirchener Innenstadt alles andere als vielfältig.

„Natürlich ist es unser Ziel, eine möglichst abwechslungsreiche Innenstadt mit unterschiedlichen Angeboten zu haben“, sagt Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt im Gespräch mit dieser Zeitung.

Auch an ihm sei die „drohende Häufung gewisser Branchen“ nicht vorbeigegangen. Das sei aber kein Phänomen, das in Euskirchen exklusiv existiere. „Wir sind über jeden froh, der das Wagnis Selbstständigkeit auf sich nimmt. Aber für eine Stadt ist es faktisch unmöglich, die Ansiedlung bestimmter Geschäfte zu verhindern“, so Reichelt.

Das Bild zeigt einen Mann, der auf dem Vordach eines Geschäfts steht. Er platziert ein Reklame-Schild mit der Aufschrift „King“.

In der Euskirchener Innenstadt macht der nächste Döner-Laden auf. Diesmal an dem Ort, wo vor der Flut noch Sport Heidingsfelder war.

Das Bild zeigt die Euskirchener Fußgängerzone.

Der Teil der Fußgängerzone in Euskirchen muss noch saniert werden. Bis Jahresende sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Ein Grund: Die Immobilien gehörten nicht der Stadt und der Eigentümer könne selbst entscheiden, an wen er sein Ladenlokal vermiete. Ein weiterer Grund: Gewisse Branchen können laut Reichelt nicht im Bebauungsplan für die Innenstadt ausgeschlossen werden.

„Das wäre komplett rechtswidrig. Warum sollten beispielsweise Döner ausgeschlossen werden und andere Speisen nicht?“, so der Bürgermeister: „Speisen und Gastronomie gehören zu einem ganz klassischen Angebot einer Innenstadt, das dazu dient, dass mehr Menschen kommen.“

Eine Ausnahme in den Bebauungsplänen gebe es aber: Vergnügungsstätten, beispielsweise Wettbüros. Um deren Ansiedlung einzuschränken, habe man vor einigen Jahren den Bebauungsplan für die Innenstadt angepasst, so Reichelt. Die Bestehenden genießen Bestandsschutz. Mehr Regulierungsspielraum habe die Stadt nicht.

Preise im Internet sind günstiger, Service im Geschäft ist besser

Dass sich immer mehr Döner-Läden oder Nagelstudios in der Innenstadt ansiedeln, liege auch am Markt – und am Internet. „Man kann sich eben – zumindest im Moment – online nicht die Nägel machen oder den Bart stutzen lassen“, sagt Reichelt: „Wer Dinge im Internet bestellt und nicht in der Euskirchener Innenstadt kauft, trägt auch dazu bei, dass es für manche Geschäfte schwierig wird, sich zu halten.“

Die Preise im Internet seien natürlich schon mal günstiger, aber Service und Beratung vor Ort seien Aspekte, die das aufwiegen könnten. Reichelt, der nach eigenen Angaben keinen Account bei den bekannten Online-Plattformen hat, sagt im Gespräch, dass sich schon bald etwas tue in der Innenstadt. „Es gibt Interessenten, die sich in der Innenstadt ansiedeln wollen. Deren Angebot gibt es in Euskirchen noch nicht – teilweise noch nicht einmal im Ansatz“, so der Verwaltungschef.

Innenstädte müssen sich neu erfinden. Diesen Prozess gilt es zu begleiten.
Tanja Gille, Wirtschaftsförderin

Nach Angaben von Tanja Gille, Wirtschaftsförderin der Stadt Euskirchen, gibt es „noch eine Reihe von Anträgen“ für Mittel aus dem Landesförderprogramm „Zukunftsorientierte Innenstädte“. Dabei profitieren Jungunternehmer, weil der Vermieter die letzte Kaltmiete um 30 Prozent reduziert und den neuen Mietvertrag mit der Stadt schließt. Zusätzlich kommt ihnen zugute, dass die Stadt die Miete noch einmal verringert, indem sie 70 Prozent davon übernimmt.

„Innenstädte müssen sich neu erfinden. Diesen Prozess gilt es zu begleiten“, sagt Gille. Dazu gehöre auch, dass die Aufenthaltsqualität einer Innenstadt stimme. Daran arbeite die Stadt gerade im Rahmen der Sanierung der Fußgängerzone. Auch sie habe den Abwechslungsreichtum an Geschäften in der Fußgängerzone auf dem Zettel. Entsprechend führe sie immer wieder Gespräche mit den Vermietern und weise genau darauf hin.

Euskirchen: Neues Deko-Geschäft am Alten Markt

Ein Leerstand am Alten Markt gehört laut Gille der Vergangenheit an. In dem kleinen Fachwerkhaus gegenüber vom Maat Stüffje eröffnet ein Deko-Geschäft, das auch Home-Accessoires im Angebot hat.

„Ich finde unsere Innenstadt ziemlich attraktiv. Wenn wir Gäste haben, dann sind die immer überrascht, wie viel in der Fußgängerzone los ist“, sagt Bürgermeister Reichelt, der auch erzählt, dass er vor Monaten den letzten Döner gegessen habe.

Eine Möglichkeit, sein in der Euskirchener Innenstadt gekauftes Essen zu genießen, könnte schon bald da entstehen, wo noch die Bagger im Einsatz sind – an der Stelle, an der das City-Forum gestanden hat. „Die Pläne gehen dahin, dort möglichst viel Grün zu schaffen“, berichtet Reichelt. Das höre er auch immer wieder von politischen Vertretern, die in dieselbe Richtung denken.

Dort ein Döner-Laden? Das dürfte ausgeschlossen sein, zumal die Stadt Eigentümerin der Fläche ist. „Zu einem abwechslungsreichen Angebot fehlt es an Grün, Bewegungsmöglichkeiten und eventuell auch ein wenig an Wasser“, so Reichelt. Eine kleine Gastronomie sei aber denkbar.


Sanierung der Fußgängerzone geht weiter

Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt hofft, dass bis Ende des Jahres die Sanierung der Fußgängerzone abgeschlossen ist. Ab August sollen nach und nach neue Bänke und Laternen aufgestellt werden. Auch zwei Trinkwasserspender sind im Bereich der Fußgängerzone geplant.

Nach Informationen dieser Zeitung könnte ein großer Leerstand Ecke Berliner Straße/Neustraße bald der Vergangenheit angehören. Das „Erba-Haus“, in dem zuletzt Pimkie war, soll den Besitzer gewechselt haben. 

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