Gäste beeindrucktMiele investiert am Standort Euskirchen mehr als zehn Millionen Euro

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Jürgen Zdunek deutet auf eine Produktionsanlage.

Produktionsleiter Jürgen Zdunek erläuterte die Fertigungsschritte bei Miele in Euskirchen, als Bürgermeister Sacha Reichelt, Landrat Markus Ramers und Kreiswirtschaftsförderin Iris Poth das Werk an der Roitzheimer Straße besuchten.

Landrat Markus Ramers und Bürgermeister Sacha Reichelt besuchten das Miele-Werk Euskirchen und waren beeindruckt von Strategie und Zahlen. 

Miele in Euskirchen wächst weiter. Der Konzern investiert im Werk an der Roitzheimer Straße mehr als 10 Millionen Euro in den Bau einer Logistikhalle. Sie soll 2025 den Betrieb aufnehmen. Das erfuhren Landrat Markus Ramers, Bürgermeister Sacha Reichelt und die Leiterin der Kreiswirtschaftsförderung, Iris Poth, am Mittwoch während einer Betriebsbesichtigung.   

Ramers und Poth besuchen immer wieder Unternehmen im Kreis Euskirchen. Vom Inhalt eines Vortrags, den Miele-Standortleiter Hendrik Krämer für die Gäste gehalten hatte, war der Landrat „sehr beeindruckt“. Ramers bezog sich damit nicht nur auf die Produktionszahlen. Er sagte auch: „Das Euskirchener Werk ist ein Musterbeispiel dafür, wie nachhaltiges Wirtschaften aussieht.“ 

In Euskirchen produzierte Miele zuerst Fahrraddynamos

Das weltweit agierende Unternehmen, das seinen Stammsitz in Gütersloh hat, hat kürzlich sein 125-jähriges Bestehen gefeiert. Nach Euskirchen war Miele 1951 gekommen. Zunächst produzierte man in einer Fabrik in der Nähe des Kahlenturms Dynamos für Fahrräder. 1955 wurde das Werk an der Roitzheimer Straße eröffnet. Es bestand anfangs aus drei kleinen Gebäuden. 

Seit 2020 trägt der Standort den Namen „Technology Center Drives“. Hinter dieser Bezeichnung steckt ein hochautomatisierter Entwicklungs- und Produktionsstandort für Antriebssysteme von Hausgeräten, mit denen die Euskirchener die anderen Miele-Werke beliefern. Die Stückzahl pro Jahr, so Krämer, belaufe sich auf mehr als 6 Millionen.

Bei Miele in Euskirchen arbeiten 450 Menschen – früher waren es deutlich mehr

„Alle zwölf Sekunden läuft hier beispielsweise ein Waschmaschinenantrieb vom Band“, sagte der Werkleiter. „2022, in unserem Rekordjahr, haben wir eine Million Geschirrspülpumpen gebaut und ausgeliefert.“ Zum Produktportfolio gehören auch Trommel- und Gebläseantriebe für Trockner, Gebläse für Dunstabzugshauben, Kabeltrommeln und Gebläse für Staubsauger, ebenso Umwälzpumpen für Krankenhaus-Desinfektoren.

Gastgeber und Besucher stehen nebeneinander vor einer Wand mit dem Miele-Schriftzug.

Bürgermeister Sacha Reichelt (2.v.r.), Landrat Markus Ramers (3.v.l.) und Kreiswirtschaftsförderin Iris Poth besuchten Miele in Euskirchen. Personalleiter Jochen Marx (v.l.), Standortleiter Hendrik Krämer und Produktionsleiter Jürgen Zdunek (r.) zeigten ihnen das Werk.

Das Werksgelände ist 110.000 Quadratmeter groß, die Produktionsfläche umfasst 20.000 Quadratmeter. Rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind an der Roitzheimer Straße tätig, davon etwa 50 in der Entwicklung. „Vor langer Zeit“, so Krämer, „hatten wir mal mehr als 1000 Mitarbeiter“. Die Reduzierung sei „der Preis der Automatisierung“.       

Zu den Zulieferern gehören seit mehr als 40 Jahren die Nordeifelwerkstätten (NEW) für Menschen mit Behinderung in Ülpenich. Die Zusammenarbeit sei hervorragend, sagte Krämer, der Mitglied des NEW-Verwaltungsrates ist.

Das Unternehmen hat in Euskirchen mehr als 700 Facharbeiter ausgebildet  

Bei seinen Produkten setze Miele auf Energieeffizienz, Geräuscharmut und Langlebigkeit, fasste Krämer zusammen: „Jeder Antrieb ist auf 20 Jahre Lebensdauer ausgelegt.“ Ersatzteile würden dementsprechend lang bereitgehalten. In Euskirchen komme die praxisorientierte Ausbildung als Basis für den Erfolg hinzu. So habe man seit 1968 mehr als  700 Facharbeiter ausgebildet, von denen noch gut 140 im Unternehmen aktiv seien.   

Hendrik Krämer hat einen Motor in der Hand, hinter ihm an der Wand Plakate mit Miele-Produkten.

Standortleiter Hendrik Krämer stellt einen der Motoren vor, die in Euskirchen produziert werden.

„Wir brauchen in Zukunft immer mehr spezielle Fachkräfte“, sagte Krämer. „Reine Montage-Arbeitsplätze haben wir nicht mehr. Für die technischen Berufe suchen wir bevorzugt Nicht-Abiturienten. In unseren Einstellungstests müssen wir aber regelmäßig  80 bis 90 Prozent aussieben.“ Das Technik-Interesse sei leider geringer geworden, oft mangele es an mathematisch-naturwissenschaftlichen Grundkenntnissen. „Die Qualität der Bewerber ist nicht mehr so wie früher“, ergänzte Personalleiter Jochen Marx.  

Reichelt: Leider sind Strategien wie die von Miele selten geworden

Unabhängig davon war auch Bürgermeister Reichelt vom Gesamtbild beeindruckt: „Es ist überraschend, dass es noch eine derartige Produktion in Deutschland gibt. Würde man Leute auf der Straße fragen, würden viele sagen: Das wird alles in China gemacht.“ Leider seien Strategien wie die von Miele selten geworden. Das Unternehmen zeige aber, wie erfolgreich man damit sein könne.  

Der Bau der Logistikhalle ist nach Reichelts Ansicht ein klares Bekenntnis des Konzerns zum Produktionsstandort Euskirchen. Durch den neuen Komplex wird die interne Lagerkapazität nach Krämers Angaben um mehr als 40 Prozent erhöht. Dadurch könne das Werk die Kosten für die Anmietung externer Lagerflächen verringern.

Dank Geothermie und Photovoltaik wird die Halle CO2-neutral mit Energie versorgt. Mehr noch: Die Geothermie werde den Heizbedarf von 50 Prozent der Nutzfläche des Werks decken, sagte Krämer, bevor Produktionsleiter Jürgen Zdunek den Gästen in den Werkhallen die Fertigungsstraßen mit ihren faszinierenden automatisierten Abläufen zeigte.

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