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Pionierprojekt der e-regioFernwärmenetz in Euskirchen wird für 18 Millionen Euro installiert

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt eine Luftaufnahme des Areals der ehemaligen Steinzeugwerke.

Im Bereich der ehemaligen Westdeutschen Steinzeugwerke soll ein neues Stück Euskirchen entstehen. Ein Quartier für etwa 3000 Menschen. Das Areal wird an ein Fernwärmenetz angeschlossen.

Das neue Rathaus, das Wohnquartier auf dem Gelände der Steinzeugwerke und die City Süd in Euskirchen sollen klimaschonend mit Fernwärme versorgt werden.

Nach Angaben des Kuchenheimer Energiedienstleisters e-regio ist es nichts anderes als ein Leuchtturmprojekt. 18 Millionen Euro investiert das Unternehmen nach eigenen Angaben in das erste Fernwärmenetz im Kreis Euskirchen.

Die Energiezentrale, die e-regio in den nächsten Monaten neben der Zuckerfabrik von Pfeifer & Langen an der Bonner Straße errichtet, ist das Herzstück der neuen Fernwärme für Euskirchen. Sie wird nach Angaben der e-regio künftig das neue Quartier „werk&wiese“ auf dem Areal der ehemaligen Steinzeugwerke, die City Süd mit dem neuen Rathaus sowie weitere Bereiche der Stadt mit Wärme aus mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energiequellen versorgen.

Erster Trassenabschnitt zwischen neuem Rathaus und Zuckerfabrik

Dabei komme zu Beginn unter anderem Biomethan aus der Region zum Einsatz, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Insbesondere in Spitzenlastzeiten wie kalten Wintertagen oder während Wartungen werde übergangsweise noch eine Absicherung der Versorgung durch Erdgas benötigt, so die e-regio.

Ein erster, gut zwei Kilometer langer Trassenabschnitt des Fernwärmenetzes entsteht zwischen Energiezentrale und neuem Rathaus über Teile der Alfred-Nobel-Straße, der Von-Siemens-Straße, der Gottlieb-Daimler-Straße, dem Pützbergring/Eifelring und der Roitzheimer Straße. Die Bauarbeiten für das Netz starten im Mai – beginnend am Rathaus. Die komplette Versorgung des Fernwärmenetzes aus der Energiezentrale ist für Sommer 2026 geplant.

Wir machen die Wärmeversorgung in unserer Stadt klimaneutral und geben Antworten auf die Frage, wie man in Zukunft heizen kann.
Stefan Dott, Geschäftsführer der e-regio

„Wir machen die Wärmeversorgung in unserer Stadt klimaneutral und geben Antworten auf die Frage, wie man in Zukunft heizen kann“, sagt Stefan Dott, Geschäftsführer der e-regio.

Der Vorteil der Fernwärme ist dem Geschäftsführer zufolge, dass das kostenintensive Heizen einzelner Gebäude entfällt. Stattdessen werde auf die klimaoptimierte Versorgung der ganzen Quartierentwicklung gesetzt, so Dott: „Dafür möchten wir die vorhandenen ökologischen Wärmequellen vor Ort nutzen, beispielsweise regionales Biomethan.“

e-regio treibt die Wärmewende im Kreis Euskirchen voran

Das Unternehmen treibe die Wärmewende in der Region aktiv voran. Dott: „Bis 2040 wollen wir unsere Region zu 100 Prozent mit klimaneutraler Wärme versorgen. Auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft ist das jetzige Projekt ein Meilenstein für unser Unternehmen.“

Dabei habe die e-regio, so Geschäftsführer Dott, die Zukunft im Blick und es werde so geplant, „dass die im Quartier nach und nach fertiggestellten Gebäude zuverlässig versorgt werden, und es möglich ist, zukünftig auch weitere Quartiere oder Unternehmen anzuschließen“.

Es sei eine besondere Art der Wärmeerzeugung, weil sie CO2-optimiert, klimaschonend und versorgungssicher sei. „Das ist genau das, was alle erreichen wollen“, so Dott, der damit rechnet, dass sich viele Experten und Stadtentwickler das Projekt in Euskirchen anschauen werden: „Natürlich ist Fernwärme nichts Neues, aber die Kooperation der verschiedenen Partner und die Größe des Projekts ist schon etwas Einzigartiges.“

Das Bild zeigt die Protagonisten beim Spatenstich für das Fernwärmenetz.

Führten den Spatenstich aus: Markus Böhm (e-regio), Dirk Oswald (Pfeifer & Langen), Wolfgang Honecker (Stadt Euskirchen), Stefan Dott (e-regio), Maike Krallinger (Die Wohnkompanie) und Guido Krämer (e-regio).

Mit einem CO2-Ausstoß von rund 70 Kilogramm pro Megawattstunde Wärme biete das System eine zukunftsweisende CO2-Optimierung, versichert Dott: „Bei Erdgas oder Erdöl fallen 240 beziehungsweise 310 Kilogramm CO2 pro Megawattstunde an.“

Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt ist begeistert. „Mit dem ersten Fernwärmenetz für unsere Stadt machen wir einen bedeutenden Schritt in eine klimafreundliche Zukunft“, so der Euskirchener Verwaltungschef: „Die Wärmeversorgung ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich zukunftsweisend. Wir freuen uns, dass dieses Projekt nun Realität wird und unseren Bürgerinnen und Bürgern eine klimafreundliche Alternative bietet.“

Wärme für 1600 durchschnittliche Haushalte in Euskirchen

Technisch ausgestattet ist die Energiezentrale zum Start der e-regio zufolge mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) mit einer thermischen Leistung von etwa 1400 kWth und einem 200 Kubikmeter fassenden Pufferspeicher. „Ein Spitzenlastkessel mit 4000 KW, der bei Wartungen oder an besonders kalten Tagen einspringen kann, sorgt für absolute Versorgungssicherheit“, so Dott.

Der zudem im BHKW erzeugte erneuerbare Strom werde regional vermarktet und leiste so einen Beitrag zur Dekarbonisierung des gesamten Energiesystems, berichtet der Geschäftsführer. In Zukunft sollen zwei weitere BHKWs und eine Großwärmepumpe zur Abwärmenutzung eingebunden werden, sodass eine Gesamtleistung von rund 16 MWth zur Verfügung steht. Rechnerisch kann damit der Wärmebedarf der 1100 Wohneinheiten von werk&wiese sowie von weiteren 1600 durchschnittlichen Haushalten abgedeckt werden.

Der durchschnittliche Haushalt in Deutschland verfügt über 96 Quadratmeter Wohnfläche.
Ilona Schäfer, Pressesprecherin der e-regio

„Der durchschnittliche Haushalt in Deutschland verfügt über 96 Quadratmeter Wohnfläche und einen Wärmebedarf von 100 kWh/m²/Jahr. Auf die Personenzahl wird anders als beim Stromverbrauch weniger abgestellt, da in der Regel die Fläche unabhängig davon beheizt wird“, erklärt Ilona Schäfer, Pressesprecherin der e-regio.

Das Unternehmen übernimmt nach eigenen Angaben den Bau und den Betrieb der Energieerzeugungsanlagen, des Netzes sowie der Wärmeübergabestationen in den Gebäuden und sorgt mit einem Rund-um-die-Uhr-Service für sichere und komfortable Wärme.

Maike Krallinger, Niederlassungsleiterin Köln des Projektentwicklers „Die Wohnkompanie NRW“, bezeichnet das neue Veedel in der City Süd gerne als 15-Minuten-Stadt. „Damit ist gemeint, dass man den Bedarf des täglichen Lebens innerhalb einer Viertelstunde decken kann. Sei es Einkaufen, Kinderbetreuung, Schule, Behördengänge, der kurze Weg in die Innenstadt und so weiter“, erklärt sie.

Das Quartier entsteht dort, wo 1892 etwa 130 Arbeiter die ersten „feuerfesten Steine“ hergestellt wurden. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Westdeutschen Steinzeugwerke durch einen Luftangriff zu fast 80 Prozent beschädigt. Allein im Freigelände wurden nach dem Angriff mehr als 220 Bombentrichter gezählt. Im Jahr 2000 erfolgte die schrittweise Schließung des Betriebs.


Quartier bei den Steinzeugwerken

Auf dem 13 Hektar großen Gelände der ehemaligen Westdeutschen Steinzeugwerke in Euskirchen entwickelt „Die Wohnkompanie NRW“ mit ihrer Projektgesellschaft DWK Euskirchen das Stadtquartier „werk & wiese“. Es entsteht ein Quartier mit ausgewogener Mischnutzung aus Wohnen, Einzelhandel, Gewerbe und Nahversorgung sowie einer Kita und Gastronomieflächen.

Ziel ist es, ein grünes Stadtquartier der kurzen Wege zu schaffen, in dem die zukünftigen Bewohner von Jung bis Alt ihr Leben genießen können. Dafür sind neben einer Kita mit etwa 120 Plätzen und fünf Spielplätzen auch ein 11.500 Quadratmeter großer Park und vier Quartiersplätze ebenso geplant wie die Ansiedlung von Erholungs- und Freizeiteinrichtungen, Gastronomie, Einzelhandel und Büros.