Für Euskirchens Küfer Ricardo I. war der Kinderzug eine Triumphfahrt. Mehrere Tausend waren dabei. Manche kamen nicht gut an die Kamelle.
Mit BildergalerieSo bunt war der Kinderzug in Euskirchen – Küfer in Kamellelaune
Das Motto des Kinderzugs hatten sich die etwa 800 Teilnehmer und die mehreren Tausend Jecke am Zugweg zu Herzen genommen. „Ejal ob gestern, hück oder morje – Oekerchener Pänz fiere ohne Sorje“ – so hatte es sich Küfer Ricardo I. (Mota Ramos) für seinen Triumphzug durch die Euskirchener Innenstadt gewünscht.
Und genau das sollte der 15-Jährige an seinem großen Tag auch bekommen. Wenn der Auftakt des Straßenkarnevals in Euskirchen der Maßstab für die kommenden Tage sein soll, dann wird es ein traumhafter Endspurt bis Aschermittwoch.
Euskirchener Kinderzug: Absperrgitter an zwei Engstellen
Die einzige Sorge, die Zugleiterin Annika Pesch hatte, war das Wetter. Aber es hielt, die Sonne strahlte zwar nicht mit Ricardo um die Wette, aber es regnete auch nicht – abgesehen von den Kamelle. Nervös sei sie nicht großartig, so Pesch. „Ich weiß ja jetzt, wie es geht“, sagte die Organisatorin, die ihren zweiten Kinderzug pünktlich um 11.11 Uhr vom Annaturmplatz in Richtung Casino schickte, wo nach dem Zug noch weitergefeiert wurde.
Eine Veränderung gab es im Vergleich zum vergangenen Jahr aber doch: Am Alten Markt standen an zwei neuralgischen Punkten (Neustraße/Kessenicher Straße und Klosterstraße/Vuvenstraße) ein paar Absperrgitter. In den vergangenen Jahren hatten sich die beiden Bereiche als Engstellen entpuppt. Durch die Gitter lief der Zug deutlich flüssiger – die eine oder andere Lücke gehört zu einem Kinderzug einfach dazu.
Allerdings war auffällig, dass die Pänz hinter den Gittern mitunter nur schwer an ihre so sehnlichst herbeigerufenen Kamelle kamen, weil die Kinder im Zoch auf der anderen Seite der Gitter die süßen Leckereien gar nicht so weit werfen konnten.
Kinderzug: Kita wirft keine Kamelle, sondern verteilt Obst und Gemüse
Das weite Werfen war für Multi-Kulti-Küfer Ricardo, dessen Eltern portugiesische Einwanderer sind, überhaupt kein Problem. Der 15-Jährige brachte die Kamelle mit viel Freude unters Volk und warf schneller, als seine Equipe die Behälter auffüllen konnten.
Während der Küfer etwas für den Zuckerhaushalt tat, füllte die Kita Kiefernweg aus Euskirchen die Vitaminreserven auf. Getreu dem Motto „Garten der Vielfalt“ brachte die Gruppe Äpfel, Mandarinen, Strüßjer, Eier und andere gesunde Leckereien unters närrische Volk. „Wir sind das, was der Garten so hergibt. Marienkäfer, Bienen oder Pilze“, erklärte Maria Rizzo stellvertretend.
Ein Kita-Name, wie für den Karneval gemacht. Das Familienzentrum „Bunte Vielfalt“ nutzte den Kinderzug zum Abschluss eines Projekts. In dessen Mittelpunkt stand der Elefant Elmar, der gar nicht bunt sein möchte. „Es dreht sich dabei auch um Inklusion. Das ist einfach passend“, so Kita-Leiterin Tanja Martinez-Casadesos. Und so zogen die Kinder mit ihren Erzieherinnen – natürlich herrlich bunt und nicht elefantengrau – durch die Euskirchener Innenstadt.
Und Küfer Ricardo? Der war nach seinem Zoch einfach nur glücklich. Aber auch ein wenig wehmütig, denn in eineinhalb Wochen ist die Session für den 15-jährigen Karnevalsjeck schon wieder vorbei.