Der Kinderzug zieht am Sonntag durch die Innenstadt. Für Küfer Ricardo I. ist es der Höhepunkt der Session, der freut sich aber nicht.
Karnevals-HammerKüfer von Euskirchen hat eine Sicherheitszone – Kinderzug mit Rekordwert
Ricardo I. (Mota Ramos) ist nicht nur Küfer von Euskirchen. Als Sohn portugiesischer Einwanderer ist er auch Multi-Kulti-Küfer. Und nun ist der 15-Jährige auch noch der karnevalistische Nachkomme eines germanischen Gottes – und zwar der mit dem Hammer: Thor.
Den Spitznamen hat sich der Euskirchener Küfer, der als Zeichen seiner Macht immer einen Hammer in der Hand hat, redlich verdient. Der Grund: Weil Ricardo I. sein Motto immer sehr lebhaft und mit viel Engagement vorträgt und entsprechend den Hammer schwingt, greift die Küfer-Equipe nun regelmäßig zum Flatterband. Küfer-Führerin Yvonne Kremp und ihre Mitstreiter errichten dann mithilfe des rot-weißen Flatterbands einen Sicherheitsbereich samt Warnhinweis: „Achtung: Gefahrenbereich – starker Hammerschlag“.
Euskirchener Küfer: In der Air Force One zu den Auftritten
Ob sich auch die Zuschauer am Sonntag beim Kinderzug in Acht nehmen müssen? „Nein“, sagt Yvonne Kremp: „Da muss er ja grundsätzlich mit beiden Händen Kamelle schmeißen und hat keine Zeit, den Hammer kreisen zu lassen.“
Der Kinderzug, der am Sonntag ab 11 Uhr durch die Euskirchener Innenstadt zieht, ist traditionell der Höhepunkt einer jeden Küfer-Regentschaft. Die Vorfreude von Ricardo I. hält sich aber noch in Grenzen. Das liege aber nicht am Zug an sich, sondern an der Tatsache, dass nach dem Höhepunkt die Session schon fast wieder zu Ende ist.
Karneval in Euskirchen: Küfer, Dreigestirn und Südstadtregent verstehen sich gut
Eine Session, die am 14. Januar mit der stimmungsvollen Proklamation begonnen hat und Ricardo I. anschließend vorgekommen sein muss wie ein Actionfilm mit Thor in der Hauptrolle.
Küfer-Führerin Kremp ist jedenfalls sehr zufrieden mit ihrem Schützling. „Das Motto für ihn habe ich schon vor sieben Jahren geschrieben. Ich wollte immer, dass er irgendwann mal mein Küfer wird. Dass es geklappt hat und er das so gut macht, ist umso schöner“, sagt die Euskirchenerin, die bereits den fünften Küfer durch die Session begleitet. Zweimal musste der Karneval im Kreis Euskirchen bekannterweise coronabedingt ausfallen.
Die kurze Session mache – auch wenn man etwas besser auf seine Gesundheit aufpassen müsse – unheimlich viel Spaß. Ein Grund: das Zusammenspiel zwischen Euskirchener Dreigestirn um Prinz Tobi I. (Wiesen), Bauer Sascha (Kremp) und Jungfrau Martina (Martin Niessen) sowie Südstadtregent Fredi I. (Rüwe).
Aber auch die eigentliche Küfer-Equipe sei zu einer großen Einheit zusammengewachsen – bei der Ex-Küfer Benedikt Hannewald regelmäßig hinter dem Steuer sitzt und Ricardo I. und seine Begleiter von Auftritt zu Auftritt fährt. Und Hannewald hat auch schon einen Spitzennamen erhalten: Pilot Trompete.
„Weil er gerne hupt“, erklärt Kremp. Und wie könnte es anders sein: Das Auto hat natürlich auch einen Spitznamen. So fährt Küfer Ricardo I. mit nichts anderem als der Air Force One zu seinen Auftritten – eine närrische Gottheit macht es eben nicht unter dem Flugzug des US-amerikanischen Präsidenten.
Am Sonntag wird es dann aber nicht mit einem Traktor – so wurde Vorgänger-Küfer Jost durch die Euskirchener Straßen gefahren – durch die Zuschauermassen gehen. Für Multi-Kulti-Küfer Ricardo I. steht ein Range Rover bereits, bei dem bei schönem Wetter das Dach geöffnet werden kann.
20 Gruppen beim Kinderzug in Euskirchen
Annika Pesch organisiert erneut den Euskirchener Kinderzug. In diesem Jahr ist sie besonders stolz. „Wir haben aktuell 20 angemeldete Gruppe plus den Küfer“, sagt die Euskirchener Ex-Tollität. Die Grenze von 20 Gruppen sei schon einige Jahre nicht mehr geknackt worden. Nach Angaben der Zugleiterin werden etwa 800 jecke Teilnehmer beim Kinderzoch dabei sein.
Die Aufstellung wird wieder am Annaturmplatz sein. Start des Zugs, der über die Annaturmstraße in Richtung Alter Markt zieht, ist um 11 Uhr. Von dort aus geht es über die Klosterstraße in Richtung C&A, um dann über die Berliner Straße bis zum Galleria Arthouse zu gehen. Dort biegt der jecke Lindwurm links auf Hochstraße ab und kommt ein letztes Mal am City-Forum vorbei.
Die letzte Etappe führt dann entgegengesetzt der normalen Fahrtrichtung über die Wilhelmstraße und die Kölner Straße bis zum Casino – jenem Ort, an dem für Küfer Ricardo I. vor gut zwei Wochen die jecke Regentschaft überhaupt erst begonnen hat. Der Zug endet wie gewohnt im Euskirchener Casino an der Kaplan-Kellermann-Straße. Dort findet auch die After-Kinderzoch-Party mit Uwe Reetz statt. Der Eintritt für die Party ist kostenfrei. (tom)