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Ausstellung zur NRW-GeschichteEuskirchen sendet musikalische Grüße ins Land

Lesezeit 4 Minuten
Die Gäste sitzen in Stuhlreihen im Casino und applaudieren.

Im Casino eröffneten die Stadt Euskirchen und das Haus der Geschichte NRW die Ausstellung „MuseumMobil“.

Eine Ausstellung des Hauses der Geschichte NRW macht in Euskirchen Station. Zur Eröffnung sang ein prominenter Gast.

Das vermutlich kleinste Museum des Landes steht vorübergehend auf dem Klosterplatz in Euskirchen. Es handelt sich um einen Container, in dem die Ausstellung „MuseumMobil“ zu sehen ist. Das Haus der Geschichte NRW lädt damit zum einen die Bevölkerung ein, ihr Bundesland neu zu entdecken. Zum anderen sollen die Menschen ihre eigene NRW-Geschichte erzählen, wie es im Konzept weiter heißt.

Über vier Jahre hinweg macht der Container Station in allen 53 Kreisen und kreisfreien Städten des Landes. Das Mini-Museum präsentiert in Vitrinen 53 ausgewählte Exponate mit Geschichten aus allen Landesteilen. Die Bandbreite ist groß, sie reicht von einem Fußballtrikot von Borussia Dortmund über Schallplattencover, etwa von Bap, Kraftwerk und Herbert Grönemeyer, bis hin zu Industrieerzeugnissen und einer Kletterausrüstung aus dem Protestcamp in Lützerath.

ZDF-Serienstar Jan-Gregor Kremp („Der Alte“) sang in Euskirchener Platt

In Euskirchen, dem 16. Standort, bleibt die interaktive Schau bis Sonntag, 1. September. Geöffnet ist sie jeweils von 10 bis 18 Uhr. Einen Tag vorher, am 31. August, veranstalten das Haus der Geschichte (HdG) und das Stadtmuseum als sein Kooperationspartner, einen „Sammelsamstag“. Sie ermuntern die Bewohner des Kreises Euskirchen, im Stadtmuseum (Wilhelmstraße 32-34) Objekte abzugeben, die „NRW-Geschichte geschrieben“ haben.

Infrage kommen dafür Gegenstände aus der Zeit nach 1946. Als Beispiel nennt das HdG „einen Koffer vom Dachboden mit Fotos oder Dingen aus Ihrer Stadt, die von der Alltags- oder Wirtschaftsgeschichte erzählen“. Denkbar seien auch andere zeithistorische Gegenstände, Dokumente oder Bilder.

Ein Blick in die Ausstellung. Eine Besucherin und ein Besucher schauen sich die Vitrinen mit den Exponaten an.

Die interaktive Ausstellung MuseumMobil macht bis zum 1. September Station auf dem Klosterplatz in Euskirchen.

Die Musiker mit Gitarre, Bass, Akkordeon und Schlagzeug.

Zur Ausstellungseröffnung spielte die Old Schoolband.

Sie sollen in eine Museumssammlung einfließen und helfen, ein umfassendes Bild der Vergangenheit zu zeichnen. Gerade persönliche Erinnerungsstücke seien dafür wichtig. So formuliert es Dr. Gabriele Uelsberg, Präsidiumsmitglied der Stiftung Haus der Geschichte NRW. Die Sammlung ist als Grundlage einer Ausstellung zur Landesgeschichte gedacht, die zum Ende des Jahrzehnts in Düsseldorf eröffnet werden soll.

„Vielleicht schafft ja das ein oder andere Stück aus dem Kreis Euskirchen den Weg ins Museum“, sagte Landrat Markus Ramers, als die Euskirchener Ausstellung am Donnerstagabend eröffnet wurde. Die Stadt hatte dazu ins Casino geladen, wo die Gäste mehr Platz hatten, als es in dem 13-Quadratmeter-Seecontainer der Fall gewesen wäre.

Das Stadtmuseum Euskirchen überlässt dem Land Schallplatten

Ramers sprach von einem hoch spannenden Projekt. Der Kreis habe mit seiner „bunten Vielfalt“ einiges zur NRW-Geschichte beizutragen, fügte der Landrat hinzu und nannte unter anderem den Nationalpark Eifel und aus vergangenen Zeiten den Bergbau und die Tuchindustrie.

Das Euskirchener Stadtmuseum steuerte bereits am Donnerstag Objekte für die Landessammlung bei: ein Konvolut von Schallplatten mit Liedern über Euskirchen und den Kreis, die meisten davon in Mundart, darunter natürlich die Karnevalshymne „Oeskerche, Oeskerche, Heimatstädtche fein“, komponiert von Matthias Honnef, getextet von Werner Kirfel.

Ramers, Reichelt, Uelsberg und Lützenkirchen flankieren eine Vitrine mit den Schallplatten, die die Stadt dem Land für seine Museumssammlung überlässt.

Im Casino sprachen Landrat Markus Ramers (v.l.), Bürgermeister Sacha Reichelt, Dr. Gabriele Uelsberg und Dr. Heike Lützenkirchen.

Die vielen Lieder, die sich mit Euskirchen befassen, hätten eine große Bedeutung für die Stadtgeschichte, sagte Museumsleiterin Dr. Heike Lützenkirchen: „Sie bieten ein großes Identifikationspotenzial.“ Die Texte vermittelten Stolz, Sehnsucht und Gefühle, so Lützenkirchen.

Viele Lieder über Euskirchen sind musikalische Liebeserklärungen

„Oft zeugen sie von der Zuneigung zur Stadt, manche sind wahre Liebeserklärungen“, sagte Bürgermeister Sacha Reichelt, der Musik als bedeutendes Kulturgut bezeichnete und die große Musikszene Euskirchens hervorhob: „Wir haben hier an die 90 Chöre, Musikvereine und Bands.“

Jan-Gregor Kremp spielt am Flügel und singt.

Der Schauspieler Jan-Gregor Kremp sang ein Lied in Mundart, das sein Vater Werner und sein Onkel Walter verfasst hatten.

Eine dieser Gruppen, die Old Schoolband um Sänger Axel Breuer, spielte im Casino einige der Lieder, die auf besagten Schallplatten zu hören sind – „Oeskerche, Oeskerche“, „Am Veybach lang“ von Franz Sievernich, von Helmut und Hajo Thelen geschriebene Songs der Band Los Crawallos wie „Oeskirchner Jonge“ sowie den Klassiker „Dat Zäppesje om ahle Maat“.

Dem Zäppesje und anderen Euskirchener Wahrzeichen hatten in den 1960er-Jahren die Brüder Kremp – Hans, Günter, Werner und Walter – und ihr Freund Bernd Jeckel ein musikalisches Denkmal gesetzt. Davon erfährt man jetzt bald auch in Düsseldorf.

Ein Sohn von Werner Kremp trat gegen Ende der Veranstaltung als Überraschungsgast auf: der Schauspieler Jan-Gregor Kremp, bekannt unter anderem durch die TV-Krimiserie „Der Alte“. Er sang auf Euskirchener Platt „Wie ich hök enjeschlofe ben“, ein Lied aus der Feder seines Vaters und seines Onkels Walter, und begleitete sich dazu am Klavier.