Der Euskirchener Verein Lebensfreude hat eine Karnevalsparty für Senioren im Brauhaus von Kreuzweingarten organisiert.
Gegen EinsamkeitEuskirchener Verein schenkte einen Nachmittag voller Lebensfreude
Das Alaaf kommt von Herzen, das Funkeln in den Augen wird durch eine klitzekleine Freudenträne verstärkt. Volker Zimmer und sein Team wollen Lebensfreude schenken – entsprechend haben sie so ihren Verein genannt, der ältere Menschen aus der Einsamkeit herausholen möchte. Zumindest für ein paar Stunden.
Und genau das gelingt dem rund 14-köpfigen Team im Alten Brauhaus in Kreuzweingarten. Dort wird ein ganzer Nachmittag lang geschunkelt, geredet, Bekanntschaften geknüpft, Lebensfreude vermittelt – und vor allem Karneval gefeiert. Eigentlich ist an diesem Nachmittag für nicht mehr als 70 Gäste Platz. Am Ende sind es 90 jecke Senioren.
„Wenn eine Frau anruft, dass ihr Onkel so gerne kommen möchte, sich aber nicht traue. Dann sage ich doch nicht nein, sondern stelle zwei Stühle auf, damit die Nichte einfach mitkommen kann“, erklärt Volker Zimmer, der den Vorsitz des Vereins übernommen hat. Sein Freund Tom Rick ist sein Stellvertreter und ergänzt: „Das ganze Angebot soll für die Senioren kostenfrei sein. Wir planen sogar einen Shuttleservice. Wirklich alles soll für die Senioren nicht mit Kosten verbunden sein.“
Junger Euskirchener Verein legt sich mächtig für Senioren ins Zeug
So auch bei der Karnevalsparty in Kreuzweingarten. Es ist die zweite Veranstaltung des noch jungen Vereins. Und es hat sich schon jetzt herumgesprochen, dass man besser pünktlich ist, wenn Zimmer und Co. einladen. „Die ersten Gäste waren schon 50 Minuten vor dem Beginn da und haben Stühle für ihre Bekannten reserviert“, berichtet Zimmer glücklich. Anders als beim ersten Seniorennachmittag erhält nun jeder Gast ein Namensschild. „So ist es einfacher, ins Gespräch zu kommen“, erklärt Vereinsmitglied Ricarda Hilbich.
Das Konzept geht auf. Es wird nicht nur zu alten Karnevalsliedern geschunkelt, sondern sich auch angeregt ausgetauscht. Es geht um den Karneval vor 50 Jahren, die Enkel oder die Schmerzen in der Hüfte. Nur ein Thema ist während der rund drei Stunden praktisch nicht vorhanden: die Einsamkeit. „Das ist eine so tolle Sache. Ich fühle mich tatsächlich ein paar Jahre jünger“, sagt Besucherin Evi und spricht vielen wohl aus der Seele.
Viele Senioren hätten zwar noch hier und da ihre Enkel, aber dennoch sei deren Besuch ja eher sporadisch, so Zimmer: „Und wenn das Enkelchen die Oma für eine Stunde am Tag besucht, bleiben 23 weitere, an denen sie allein ist.“ Auch der Verein könne nicht mehr als eine Ablenkung vom oftmals tristen Lebensabend sein – aber eine, die von Herzen komme. Und deshalb werde man in diesem Jahr so richtig Fahrt aufnehmen. Bis in den Juni stehe das Programm bereits fest, so der Vorsitzende.
Karnevals-Klassiker brachten die Senioren zum Schunkeln
Doch wie werden die Senioren erreicht? Die Antwort überrascht nicht unbedingt: übers geschaffene Netzwerk. So steht beispielsweise eine Sammeldose für Spenden bei Ergotherapeutin Hilbich. „Bei ihr sind viele ältere Menschen. Sie kann also ein Multiplikator sein“, erklärt Zimmer. Aber auch Soziale Netzwerke sollen bespielt werden, um so Söhne, Töchter und Enkelkinder zu erreichen.
Musikalisch war die Karnevalsveranstaltung zunächst eine Zeitreise für die älteren Besucher. Aus den Boxen dröhnte nicht nur die „Kayjass Nummer Null“, sondern auch der Rievkooche-Walzer – was für eine Einladung zum Schunkeln.
Und als dann das Euskirchener Prinzenpaar mit Prinz Jens I. (Pesch) mit seiner Frau Simone in den Saal einzog, gab es endgültig kein Halten mehr. Es ging sogar ein kleines Raunen durchs Brauhaus – damit hatten die Seniorinnen und Senioren wohl nicht gerechnet. Die Euskirchener Tollitäten hatten für die Senioren nicht nur zahlreiche Strüßjer dabei, sondern auch lobende Worte für die Organisatoren. „Das Ehrenamt ist eine wichtige Säule unserer Gesellschaft. Wir haben größten Respekt vor Menschen, die helfen, ohne zu fragen, und sich ehrenamtlich engagieren“, sagte der Prinz, der Volker Zimmer stellvertretend für das Engagement des Vereins den Sessionsorden überreichte.
„Adele und Adelchen“ stiegen für die Besucher in die Bütt
Für Lacher unter den Senioren sorgte Vereinsmitglied Heike Bombik, die mit ihrer Freundin Iris Eversz in die „Bütt“ stieg und als „Adele und Adelchen“ einen Schwank aus ihrem Leben erzählten – und das am Geburtstag von Heike Bombik.
Musikalisch durfte „Et Kapellche“ um Marco Schönenecker nicht fehlen, die die Gäste mit auf eine musikalische Zeitreise nahmen und schunkeln ließen. Und da man Schunkeln nicht alleine kann, war das wieder ein Moment, in dem Einsamkeit überhaupt keine Rolle spielte.
Der Euskirchener Verein plant schon die nächsten Aktionen für Senioren
Der Euskirchener Verein „Lebensfreude schenken“ hat für Senioren bereits im Februar die nächste Veranstaltung organisiert. Am 21. Februar lädt der Verein Senioren ins Stadttheater ein. Ab 11.30 Uhr führt dann die Gesamtschule Euskirchen „Ronja Räubertochter“ auf. „Auch Kinder freuen sich über Applaus und Zuspruch“, sagt der Vorsitzende des Vereins, Volker Zimmer. Nach dem Theater lädt der Verein die Senioren zu einem Essen in die Mensa ein.
Am 25. März steht dann ein Spielenachmittag im Hotel Rothkopf auf dem Programm. Wie bei allen Veranstaltungen wird es einen kostenlosen Fahrservice und Verpflegung geben.
Im April werden drei Friseurinnen den Senioren kostenlos die Haare schneiden – inklusive kleinem Verwöhnprogramm. Für Mai ist ein Tanznachmittag, für Juni eine Mitsing-Veranstaltung geplant.