Die Seniorenvertretung SIE in Euskirchen will alten Menschen den Abschied vom Führerschein erleichtern. Ihr Antrag wurde aber vertagt.
Vorschlag der SeniorenFührerschein gegen Deutschlandticket? Skepsis in Euskirchen
Die Seniorenvertretung SIE will für alte Menschen in Euskirchen einen Anreiz schaffen, ihren Führerschein freiwillig auf Dauer abzugeben. Sie sollen im Gegenzug von der Stadt für ein Jahr kostenfrei das Deutschlandticket erhalten. Dieser Vorstoß hat allerdings längst nicht nur Befürworter, wie jetzt eine Debatte im Ausschuss für Generationen und Soziales (AGS) zeigte. Er vertagte einen möglichen Beschluss in eine seiner nächsten Sitzungen.
Die Regelung solle für Frauen und Männer gelten, die das 80. Lebensjahr vollendet haben, hatte es in einem Antrag der Senioren in Euskirchen (SIE) geheißen. Damit wolle man die Verkehrswende, die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer und den Klimaschutz unterstützen, argumentierte die SIE-Projektgruppe Freizeit, Kultur und Mobilität.
Stadt Euskirchen müsste der Verkehrsgesellschaft Betrag erstatten
Sie regte an, das Angebot auf zehn Personen pro Jahr zu beschränken. So würden Kosten in Höhe von 5880 Euro per anno entstehen. Diesen Betrag, so SIE, müsste die Stadt ihrer Verkehrsgesellschaft SVE erstatten, die das Deutschlandticket für 49 Euro im Monat ausgibt.
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Die Stadtverwaltung befürwortet das Konzept. Damit könne man Seniorinnen und Senioren den Abschied vom Auto erleichtern, denn mit dem Ticket blieben sie trotzdem mobil, schrieb Fachbereichsleiterin Christiane Mermi in der Sachdarstellung für den AGS. Der Umstieg auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) könnte vor allem für die reizvoll sein, „die sich im Straßenverkehr ohnehin unsicher fühlen“. So seien „unter anderem ältere Personen teils ungern mit dem Auto unterwegs, etwa bei Dunkelheit oder zu großem Verkehrsaufkommen“. Insofern erhöhe ein Tausch die Verkehrssicherheit, so Mermi.
Bei den Euskirchener Ratsfraktionen überwiegt die Skepsis
Unter den Fraktionen, die sich im Ausschuss zu Wort meldeten, ließ die SPD die stärksten Sympathien für die SIE-Idee erkennen. Man solle die Zahl derjenigen, die das Deutschlandticket erhalten, jedoch nicht auf zehn pro Jahr beschränken, sondern es allen zur Verfügung stellen, die auf den Führerschein verzichten, sagte Gianna Voißel.
Manfred Lutterbach (FDP) beantragte mit Erfolg eine Vertagung der Angelegenheit. Der Antrag sei noch nicht abstimmungsreif, sagte er, während Yannic Groell (Die Partei/Die Linke) skeptisch anmerkte, durch das Tauschangebot würden Menschen mit Führerschein privilegiert: „Denn wer keinen Führerschein hat, hat keine Chance auf das kostenlose Deutschlandticket.“
CDU und Grüne äußerten sich im Euskirchener Ausschuss ablehnend
Ablehnend äußerten sich Dr. Kai Preißmann (CDU) und Dr. Tobias Galliat (Bündnis 90/Die Grünen). Wer seinen Führerschein abgebe und deshalb kein Auto mehr benötige, spare so viel Unterhaltungskosten, dass er sich das Deutschlandticket problemlos leisten könne, sagte Preißmann: „Warum sollten wir ausgerechnet in solchen Fällen das Ticket sponsern?“
Der CDU-Mann lenkte auch den Blick nach Bonn, wo die Regelung bereits eingeführt worden sei. Dort hätten „überwiegend Frauen“ auf ihren Führerschein verzichtet und sich damit das Deutschlandticket gesichert, seien aber weiter im Auto unterwegs – als Beifahrerin ihres Ehemannes.
Galliat erklärte, es sei sinnvoller, Kindern das Ticket kostenlos zu überlassen. Wichtig sei es auch, den ÖPNV attraktiver zu machen. Zehn alte Menschen pro Jahr mit dem Deutschlandticket zu beglücken, sei Symbolpolitik, fügte der Grüne hinzu.