Der ehemalige Bläck Föss Sönger Tommy Engel brachte am Freitag kölsche Mentalität und Frohsinn ins Stadttheater Euskirchen, schlug aber auch ernstere Töne an.
KonzertTommy Engel brachte kölsches Veedel-Gefühl ins Euskirchener Stadttheater
Der Erwärmer der Herzen war zu Gast in Euskirchen: Tommy Engel war Gründungsmitglied und ehemaliger Sänger der Black Fööss. Seit vielen Jahren tourt er nun aber schon als Solist durch das Rheinland. Am Freitag gastierte er im Euskirchener Stadttheater. Für Sänger wie Fans war das ein Abend spürbarer Verbundenheit.
Erst als Tommy Engel sein Konzert nach zwei Stunden beendete, war die Stimmung bedrückt. Das lag wohl auch daran, dass bisher nicht bekannt ist, wann Engel wieder nach Euskirchen zurückkehren wird.
Für seine Fans ist der 73-Jährige „die Stimme Kölns“. Damit ist neben der Mund- aber vor allem die Lebensart gemeint. Eine, die auch mal Fünfe gerade sein lässt. Eine, die mit reichlich Mutterwitz auf das Leben und in die Welt blickt. Eine, der der Zusammenhalt im Veedel wichtig ist. Und eine, die die Welt im Allgemeinen nicht zu ernst nimmt – es sei denn, es geht um den 1. FC Köln, oder steigende Kölsch-Preise. Engel lebt und verbreitet diese kölsche Mentalität in seinen Liedern.
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Ernstere Töne
Typische Alltagssorgen betrachtet er in seinen Texten mit Humor. Doch zwischen all dem Frohsinn und all den Scherzen schlug Engel im Stadttheater auch ernstere Töne an. Es ging um die Klimakrise und den Krieg in der Ukraine: „Im Krieg leiden die Kinder immer am meisten“, sagte Engel unter großem Beifall des Publikums. Den Kindern hat er deswegen das Lied „Alles für de Pänz“ gewidmet – ein Stück aus seinem neuen Album „Fleje“, mit dem er gerade auf Tournee ist.
Die direkte politische Ansprache ist eigentlich untypisch für Engel. Seine Sozialkritik verpackt er seit seinen großen Hits mit den Bläck Fööss eher in Situationsbeobachtungen des kölschen Mikrokosmoses. In seinem neuen Album „Fleje“ beschäftigt der Ur-Sülzer sich mit dem Kölner Stadtteil Nippes, den Engel – wie alle echten Kölner – nur „Neppes“ nennt.
Kritik am Wohnungsmarkt
Der Sänger beklagt, wie sich das Viertel durch Gentrifizierung und hohe Wohnungsmieten verändert habe. Wie in allen angesagten Stadtteilen Kölns, herrsche auch dort ein erheblicher Wohnungsmangel: „Wer in Köln eine Wohnung haben will, der kriegt aber keine“ sagte Engel und wandte sich daraufhin in einem kurzen Dialog an das „Oeskerchener“ Publikum. Dabei fand er heraus, dass es – verglichen mit Neppes – in der Kreisstadt noch friedlich zugehe auf dem Wohnungsmarkt.
Seiner Heimat Köln fühlt Engel sich zwar verbunden, aber für den 73-Jährigen bedeutet das nicht, dass diese die reine Idylle sein muss. Kritik zu üben – aber auf die kölsche Art – war für ihn immer genauso wichtig, wie den Zusammenhalt zu betonen.
Skurrilitäten und Macken
In seinen Liedern sind es nie die großen Zusammenhänge, sondern immer die kleinen Gesten, die er betrachtet. Es sind Skurrilitäten, Eigenarten oder die merkwürdigen Macken seiner Mitmenschen.
So singt er im Lied „Hypochonder“ etwa über eingebildete Kranke – eine „reine Männerkrankheit“, wie er unter Gelächter des Publikums feststellte: „Bin ene Hypochonder, ben ich krank ben ich jesünder“.
In einem älteren und bei den Fans sehr beliebten Lied mit dem Titel „Do es jo de Oma“ geht es um die unersetzbare Rolle der Großmutter. Eine Frau, die alle Sorgen nimmt, sich kümmert, das Leben erleichtert: „Omas sin of su zerbrechlich, Omas sin einfach unersetzlich“ singt Engel bezugnehmend auf den Song „Männer“ von Herbert Grönemeyer.
Dem Publikum gefielen diese kleinen Referenzen genauso wie Engels offene Fragen, seine klare Positionierung, und seine Beobachtungen des kölschen Lebens. Zwei Stunden brachte der 73-Jährige das vollständige Instrumentarium des kölschen Veedel-Gefühls in das Stadttheater und erwärmte damit die Herzen der Oeskerchener.