Der belgische Gitarrist Jacques Stotzem zog die Zuhörer beim Konzert in Euskirchen mit seiner Fingerpicking-Technik in den Bann.
Profimusiker im CasinoGitarrist Jacques Stotzem begeistert bei Konzert in Euskirchen
Zeige- und Mittelfinger geben die Melodie an. Der Daumen begleitet. Mit dieser Fingerpicking-Technik entlockte Jacques Stotzem auf der Bühne im Casino in Euskirchen seiner Akustikgitarre nicht nur Tonfolgen und Rhythmen, sondern verlieh den Stahlsaiten des Instruments eine eigene Stimme.
Schon mit den ersten Klängen zu „Twenty-One“ ließ der Belgier, der seit gut drei Jahrzehnten ein vielseitiger und gefragter Fingerstyle-Gitarrist ist, keinen Zweifel daran, dass er das Motto des Abends „Histoires Sans Mots“, also „Geschichten ohne Worte“, mit jedem Titel in die Tat umsetzen würde. „Ich werde heute Abend nicht singen, das ist auch besser so“, verriet der 64-Jährige zu Beginn seines Konzertes dem Publikum.
Als Jugendlicher die Technik des Fingerpickings kennengelernt
Auch wenn sein Gesang gestimmt hätte, er war an diesem Abend mehr als überflüssig. Stotzems Kompositionen waren gespickt mit Erzählungen, mal dynamisch, mal ruhig, gefüllt mit Leidenschaft und Emotionen. Ob eigene Werke wie „Dialogue“ oder „Oasis“, oder die Neuinterpretation von „Purple Haze“ von Jimi Hendrix – der Gitarrist schickte mit jedem Titel die Anwesenden auf eine neue gefühlvolle Reise. Nordafrikanische Rhythmen, die an die Klänge einer arabischen Laute erinnerten, waren ebenso Teil des Abends wie ein „Workshop“ zu „Cowboy-Picking“ und „Gipsy-Swing“.
„Ich bin als Jugendlicher über eine Fernsehsendung auf die Technik des Fingerpickings aufmerksam geworden“, erinnerte sich Stotzem an die Anfänge seiner musikalischen Laufbahn. „Drei Tage später habe ich mir meine erste Gitarre gekauft.“ Mit 16 Jahren als Autodidakt gestartet, beschloss er bereits einige Jahre später, professioneller Musiker zu werden.
Jacques Stotzem bei Konzert in der Vulkaneifel verpflichtet
„Es gibt immer einen Grund, warum ich ein Stück schreibe“, erklärte Stotzem im Verlauf des Abends und entführte die Zuhörenden mit „Les Souvenirs Qui Restent“ zu „Erinnerungen, die bleiben“.
„Für mich sind das hier heute Abend gleich mehrere Premieren“, freute sich Dr. Manfred Schubert vom Kultur- und Förderverein Casino. „Wir haben ein Konzert mit akustischer Gitarre, gleichzeitig blicke ich damit auf meine eigene Musikbiografie zurück und wir erleben erstmalig Jacques Stotzem auf der Bühne“, resümierte der 67-Jährige, der Stotzem bei einem Konzert im Alten Landcafé in Kerpen (Vulkaneifel) für einen Auftritt im Alten Casino in Euskirchen gewinnen konnte. Dass er damit die richtige Entscheidung getroffen hatte, bestätigte Zuschauer Martin Froschauer.
„Stotzem hebt das Fingerpicking auf ein ganz neues Level“, zeigte sich der Euskirchener während der Pause begeistert. Der gebürtige Nürnberger, der seit 20 Jahren in der Kreisstadt lebt, spielt selbst E-Gitarre. „Man muss sich immer ein offenes Ohr bewahren.“
Asymmetrische Gitarre mit modernem Innenleben
Welche Reichweite das Können von Stotzem hat, zeigte sich auch an seinem Instrument. Anstatt wie üblich seine Signaturgitarre von Martin, hatte er diesmal ein neues Modell des amerikanischen Herstellers dabei. „Ich bin Anfang des Jahres gefragt worden und bin mit dieser Gitarre als Martin-Botschafter unterwegs“, verriet der Musiker. „Die Form der Gitarre ist asymmetrisch und auch das Innenleben ist sehr modern.“ Besonders sei für ihn aber die Verbindung vom Körper zum Hals der Gitarre. „Sie ist dadurch einfach zu spielen und man hat sehr viel Platz, seine Hände zu bewegen.“
Dass Spielfreiheit ein entscheidender Faktor bei Stotzems Kompositionen ist, demonstrierte der Gitarrist bei „Don't Miss The Train“, ein weiterer Titel seiner mittlerweile 18. CD. Die Geschichte, in Eile zu sein um einen Zug zu erreichen, spielte Stotzem mit einer faszinierenden Dynamik, die Bände sprach. „Werde ich das schaffen?“, stand als Frage im Raum, während Stotzem teils einhändig die Stahlsaiten bespielte. Die Antwort auf diese Frage wurde letztlich zur Nebensache, denn eins hatte der Fingerstyle-Gitarrist auf jeden Fall geschafft: das Publikum mit seiner Musik zu begeistern.